Auf Gras basierende Rationen für Milchvieh führen häufig zu erhöhten Stickstoffausscheidungen. Tanninhaltige Esparsette und Akazienextrakt können die Stickstoffausscheidungen über den Harn und somit die Ammoniakfreisetzung aus der Gülle verringern. Das haben Forschende von Agroscope herausgefunden.
Ammoniakemissionen seien in verschiedener Hinsicht unerwünscht, so die Forschenden. Einerseits verursachten sie Stickstoffverluste in den Tierhaltungen, während der Hofdüngerlagerung und -ausbringung, was zu wirtschaftlichen Verlusten in der Landwirtschaft führe.
Pansenabbaubares Protein
Andererseits wird Ammoniak (NH3) mit den Luftströmungen verfrachtet und in nasser oder trockener Form anderswo wieder deponiert, was durch übermässige Stickstoff(N)-Einträge zu Überdüngung und Versauerung führt in naturnahen und empfindlichen Ökosystemen wie Wäldern, Magerwiesen, Mooren und Heiden .
Die in der Milchproduktion verfütterten auf Gras oder Grasprodukten basierenden Rationen sind oft reich an pansenabbaubarem Protein, was zu einer übermässigen NH3-Produktion im Pansen führt. «Überschüssiges NH3 im Pansen wird absorbiert und über den Blutkreislauf der Milchkühe zur Leber transportiert, wo es in Harnstoff umgewandelt wird», schreibt Agroscope. Der Harnstoff wird dann hauptsächlich als Harnstoff-N im Harn ausgeschieden, der leicht als NH3 in die Umwelt freigesetzt werden kann.
Rinde von Akazien
Eine Lösung könnte die Verfütterung von kondensierten Tanninen sein. Diese binden sich an das Rohprotein des Futters und verringern dessen Abbaugeschwindigkeit im Pansen, wodurch sich der Weg der N-Ausscheidung vom Harn auf den Kot verlagert und das NH3-Freisetzungspotenzial der Ausscheidungen sinkt.
Unter den Tanninquellen wurden der Extrakt aus der Rinde von Akazien (Acacia mearnsii) und die Futterleguminose Esparsette (Onobrychis viciifolia) hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die N-Ausscheidungen bei Milchkühen und die Freisetzung von NH3 aus der Gülle untersucht.
Wirkung auf Verdaulichkeit und Milchleistung
«Es zeigte sich, dass Akazienextrakt und Esparsette in der Ration die N-Ausscheidungen im Harn und die NH3-Freisetzung aus der Gülle der Kühe reduzieren. Der Effekt der beiden tanninhaltigen Futter bzw. Futterzusätze ist dabei additiv», so die Forscher.
Die Verfütterung von Esparsettensilage verringerte die Verdaulichkeit der organischen Substanz im Vergleich zur Verfütterung von Gras- und Kleesilage. Akazienextrakt reduzierte die Futteraufnahme sowie die Verdaulichkeit der organischen Substanz bei allen untersuchten Silagetypen. Die Verfütterung von Akazienextrakt verminderte die energiekorrigierte Milchleistung, Esparsettensilage den Milchproteingehalt.
Fazit
- Eine tanninhaltige Futterleguminose, die Esparsette, und ein tanninhaltiges Extrakt aus der Rinde der Akazie wurden im Vergleich zu Gras- und Kleesilage hinsichtlich ihres Einflusses auf den Stickstoffumsatz bei Milchkühen getestet.
- Esparsette und Akazienextrakt verringerten die N-Verluste über den Harn. Die Kombination von Esparsette und Akazienextrakt wirkte in dieser Hinsicht weitgehend additiv.
- Die Verfütterung von Akazienextrakt reduzierte die Freisetzung von Ammoniak aus der Gülle um bis zu 37 %.
- Esparsettensilage verringerte die Verdaulichkeit, Akazienextrakt in der Futterration reduzierte die Milchleistung.