/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Note drei ist das höchste der Gefühle

Die Erstmelkkühe sollen auf den Schauplätzen neu nur noch die Maximalnote drei statt vier erhalten. Damit soll später mehr Spielraum nach oben entstehen. Die Meinungen darüber gehen auseinander.

Robert Alder |

Es gehört zum Stolz jedes Viehzüchters, wenn eine seiner Jungkühe mit einer Maximalpunktierung von 44 44 90 den Schauplatz verlässt. Doch damit soll bald Schluss sein, zumindest, wenn sich der Vorschlag von Christian Bürki, Schaukommissionspräsident, und Helmut Matti, Präsident der Kommission Beständeschauen von Swissherdbook, durchsetzen sollte. Sie möchten, dass Erstmelkkühe nur noch ein Maximum von 33 33 erhalten können. Entwicklungsschub

Weshalb diese Kursänderung?

Der «Schweizer Bauer» hat nachgefragt. Christian Bürki dazu: «Den grössten Entwicklungsschub machen Kühe vom ersten zum zweiten Kalb. Da ist es einfach nicht richtig, dass Jungkühe zwei Wochen nach dem ersten Abkalben schon das Maximum von vier mal vier machen können, obwohl man überhaupt noch nicht weiss, wie sich ein Tier entwickelt.» Bis zur dritten Laktation bleiben diese Positionen bestehen. Erst dann kann erstmals die Note 5 gegeben werden.

«Entwickelt sich eine Kuh nicht wie gewünscht, etwa, weil der Eutersitz schwächer wird, kommt eine solche Kuh mit diesen Noten auf den Schauplatz und muss womöglich vor besseren Tieren eingereiht werden, weil sie eben diese Punkte bereits hat», sagt Bürki.

Besser sichtbar

Wenn die Note vier erst in der zweiten Laktation und die fünf wie bisher nach dem dritten Kalb vergeben werden könne, sei die Abstufung besser sichtbar. Auf der anderen Seite müsse die vierstufige Notenskala bei Erstmelken voll angewendet werden, also auch die Noten eins und null (genügend und mangelhaft), unterstreicht Helmut Matti. Diese würden heute nur vereinzelt gegeben.

Was bleibt, ist die Gesamtpunktzahl von 90 bei Erstmelkkühen, 94 beim zweiten Kalb, 96 ab drittem und später 98 Punkte als Obergrenze. Dies sei bei der linearen Einstufung und Beschreibung heute schon besser dargestellt. Ein Zurückpunktieren ist aus Sicht von Bürki kontraproduktiv. «Dann müssten wir einen Rückgang der Auffuhrzahlen in Kauf nehmen», ist er überzeugt.

Im Kopf daran gewöhnen

Diese sind im letzten Jahr vor allem im Berner Oberland deutlich zurückgegangen. Darauf angesprochen, meint Bürki: «Das darf man nicht dramatisieren, das ist vermutlich eher zufällig. Ich bin fast sicher, dass dies im nächsten Jahr wieder anders sein wird. Auf der anderen Seite werden die Betriebe immer grösser. Viele kommen aber mit einer gleichen Anzahl von Tieren auf den Schauplatz, was einem kleineren Prozentsatz der Tiere gleichkommt.» 

Dass dies nicht alle Züchter sofort nachvollziehen können und dass nicht alle spontane Jauchzer ausstossen, ist den beiden klar. Ein Emmentaler Züchter sagte enerviert, das sei der Tod der Beständeschauen. «Ich komme doch nicht an eine Schau, um mit den Noten zwei und eins nach Hause zu kommen. Dann kann ich es auch gleich bleiben lassen.» Solche Tiere seien im Handel nur noch schwer verkäuflich, gibt ein Viehhändler, der auch Experte ist, zu verstehen. Bürki kontert: «Man wird ja Erstmelkkühe mit der Note vier nirgends mehr finden. Man wird sich automatisch daran gewöhnen, das ist Kopfsache.»

«Nichts zu machen, wäre falsch»

Der Schreibende erinnert sich daran, dass vor gut 50 Jahren beim Braunvieh die Erstmelken in den Qualitätsklassen A (gut), B (genügend) und C (fehlerhaft) eingereiht wurden. Seit der Umstellung von der 15er- auf die 5er-Benotung Ende der 1960er-Jahre sei über Jahrzehnte beim System nichts angepasst worden. Das komme viel zu spät, bekommt Matti zu hören. Es sei notwendig, über Verbesserungen nachzudenken und an den Stellschrauben zu drehen. Schliesslich sähen die Kühe auch nicht mehr gleich aus wie noch vor Jahren.

Dadurch seien auch die Kriterien bei der Beurteilung angepasst worden, beispielsweise bei der Feinheit der Gliedmassen. Den Vorwurf von zu spät relativiert Matti: «Deswegen nichts zu machen, wäre definitiv falsch. Wie sagt man: besser spät als nie.»

Vorgegebenes Prinzip

Steven Siegenthaler, Chefeinstufer der Linear AG dazu: «Wir hatten während der letzten Jahre keine Verschärfung der LBE-Benotung. Unser Prinzip, welches von den Zuchtverbänden vorgegeben ist, ist eine am Zuchtfortschritt laufende Anpassung der Benotung, damit wir jedes Jahr und für jede Rasse den gleichen Durchschnitt von 79 erhalten.» Optimierungen wurden etwa bei der Beckenbreite, bei der Euter- und bei der Körpertiefe vorgenommen.

Was bei beiden Systemen dieselbe Zielsetzung ist: Mit einem in Zahlen dargestellten System sollen Elitetiere, marktfähige Kühe und funktionelle Tiere unterschieden werden können. «Das ist für jeden Viehhalter aussagekräftig und wichtig, ob er Züchter oder Halter von Produktionstieren ist», so Matti. Abschliessend ist es Matti und Bürki wichtig, darauf hinzuweisen, dass noch gar nichts beschlossen ist. Der Vorschlag müsse noch durch die entsprechenden Kommissionen. Aber man habe damit die Diskussion anstossen wollen. 

    ×

    Schreibe einen Kommentar

    Kommentar ist erforderlich!

    Google Captcha ist erforderlich!

    You have reached the limit for comments!

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Geht Ihr auf die Jagd?

    • Ja:
      51.01%
    • Nein, habe keine Ausbildung/Berechtigung:
      46.09%
    • Früher ja, jetzt nicht mehr:
      0%
    • Noch nicht, will Ausbildung machen:
      2.9%

    Teilnehmer insgesamt: 345

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?