Evelyn und Stefan Scheidegger aus Signau BE haben ihren Betrieb auf muttergebundene Kälberaufzucht (Muka) umgestellt. Die Jung- und Muttertiere sind weniger gestresst, gibt Ökonomin und Bäuerin Evelyn Scheidegger der «SonntagsZeitung» zu verstehen.
Mit dem Verein Cowpassion will Scheidegger dafür sorgen, dass der «Produktionsverlust» zum Wohle des Kalbes von den Konsumentinnen und Konsumenten getragen wird. Diese sollen entsprechend mehr für Milch und Käse aus der Muka bezahlen. In Holland hat sich dieses Geschäftsmodell mit dem Label «Kälberliebe» bereits erfolgreich auf dem Markt behaupten können. Jetzt zeigen auch Coop und Lidl Schweiz Interesse daran, Produkte aus der muttergebunden Kälberaufzucht anzubieten.
23 Betriebe
Schon vor Jahren haben Evelyn und Stefan Scheidegger auf die muttergebundene Kälberaufzucht umgestellt. Das Kalb verweilt rund ein halbes Jahr bei ihrer Mutter. Über die Muttermilch wird das Jungtier auch länger mit Antikörpern versorgt, so dass sich das Immunsystem auf natürliche Weise aufbauen kann. «Seit wir muttergebundene Kälberaufzucht praktizieren, brauchen wir nur noch einen Bruchteil an Medikamenten für die Kälber», wird die Bäuerin von der «SonntagsZeitung» zitiert.
Trotz der tierfreundlicheren Haltung und der Tatsache, dass die muttergebundene Kälberaufzucht in der Schweiz seit vier Jahren erlaubt ist, haben erst 23 Betriebe auf dieses Modell umgestellt.
Die muttergebundene Kälberaufzucht ist die natürlichste Form der Kälberaufzucht, heisst es auf der Seite des Fachvereins Muka.
Priska Fuhrer/Oliver Hallberg
Ein Grund dafür, wieso diese Haltung nur sehr zögerlich gewählt wird, dürfte daran liegen, dass die Kälber während dieser Zeit die Milch trinken, die sonst für den menschlichen Konsum produziert wird. Rund ein Drittel weniger Milch stehen dabei für den Verkauf zur Verfügung, weiss die Bäuerin. Um dies auszugleichen, sollen Konsumenten einen entsprechend höheren Milchpreis bezahlen.
«Leidenschaft für Kühe»
Um dieses Betriebsmodell zu fördern hat Scheidegger den Verein Cowpassion gegründet, was etwa mit «Leidenschaft für Kühe» übersetzt werden kann. Sie ist überzeugt, dass Konsumenten bereit sind, mehr für die Milch zu bezahlen, wenn sie wissen, was sie mit diesem Aufpreis ermöglichen können.
Unterstützung erhält Scheidegger für dieses wirtschaftliche Betriebsmodell dabei auch von wissenschaftlicher Seite. Cornelia Buchli, Tierärztin und Leiterin der Fachstelle Mutter-Kalb-Haltung (Muka), hat in einer Studie gezeigt, dass es möglich ist, die muttergebundene Tierhaltung und die Milchproduktion miteinander zu vereinen. (-> finden Sie dazu hier einen Bericht von Buchli aus einer Fachzeitschrift) .
In Holland im Sortiment
In den Niederlanden wird bereits seit eineinhalb Milch aus der muttergebunden Kälberaufzucht angeboten.Albert Heijn, die grösste Supermarktkette des Landes, verkauft die Produkte mit dem Logo «Kälberliebe». Und es sei ein Erfolg, liesse der holländische Detailhändler verlauten. Dieser Erfolg hat dazu geführt, dass Albert Heijn seit Mitte Mai dieses Jahres auch ein Joghurt aus Milch aus muttergebunden Kälberaufzucht anbietet.
«Kälberliebe. Zuerst das Kalb, dann wir», heisst im Facebook-Post unten.
Wie sieht es bei den Detailhändlern in der Schweiz aus? Coop und Lidl seien bereit, Produkte aus muttergebundener Kälberaufzucht in ihr Sortiment aufzunehmen. Es bedürfe noch einiger Abklärungen. Gespräche würden jedoch bereits geführt. Bei der Kundschaft sei jedenfalls ein wachsendes Bedürfnis nach solchen Angeboten zu erkennen. Ob dann die Produkte tatsächlich ins Sortiment aufgenommen werden, wird sich zeigen.
Würde mich sehr freuen, wenn es klappt mit Coop.
Wir warten schon gespannt auf mehr Produkte, das Käseabo bei Cowpassion haben wir schon.