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Schweiz: Zweiter BSE-Fall im 2023 

Zum zweiten Mal in diesem Jahr wurde bei einer Kuh Rinderwahnsinn nachgewiesen. Allerdings handelt es sich um einen atypischen Fall von BSE. Der Fall stehe in keinem Zusammenhang mit jenem im Kanton Graubünden im März 2023, teilen die Bundesbehörden am Donnerstag mit. In den vergangenen 11 Jahren gab es in der Schweiz insgesamt vier Fälle.

Entdeckt wurde die Krankheit bei der routinemässigen BSE-Überwachung. Betroffen war eine altershalber eingeschläferte Kuh im Kanton St. Gallen. Das war Tier war 13 Jahre alt.

BSE ist meldepflichtig

Im Labor wurde die atypische Form von Boviner Spongiformer Enzephalopathie (BSE) nachgewiesen. «Im Unterschied zur klassischen BSE kann die atypische BSE spontan und ohne Zusammenhang mit Tiermehl in Futtermitteln auftreten», schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Das Verfüttern von Tiermehl an Wiederkäuer ist in der Schweiz seit dem dem 1. Dezember 1990 verboten.  BSE ist eine auszurottende und somit meldepflichtige Tierseuche. Wer Tiere hält oder betreut, muss Verdachtsfälle der Bestandestierärztin melden.

Der Tierkörper der 13-jährigen Kuh wurde verbrannt.  Dadurch ist kein Fleisch in die Lebensmittelkette gelangt. «Für Mensch und Tier besteht keine Gefahr», schreibt das BLV. Die klassische BSE ist in der Schweiz erfolgreich bekämpft worden. Deshalb gilt die Schweiz seit 2015 international als Land mit vernachlässigbarem BSE-Risiko. Dieser Status wird aktiv überwacht. «Atypische Fälle wie der aktuelle Fall ändere den internationalen Seuchenstatus nicht», so das BLV.

2012 und 2020 je ein Fall

In diesem Jahr wurde bereits im März bei einer Kuh im Kanton Graubünden eine atypische BSE-Erkrankung nachgewiesen.  Entdeckt wurde die Krankheit bei einem 12-jährigen Tier im Rahmen der routinemässigen BSE-Überwachung. «Die beiden Fälle stehen jedoch in keinem Zusammenhang», stellen die Bundesbehörden am Donnerstag klar.

Ein weiterer Fall von atypischer BSE wurde im Februar 2020 nachgewiesen.  Die 13-jährige Kuh lebte auf einem Bauernhof in Einsiedeln SZ.  Das Tier wurde notgeschlachtet. Zuvor wurde gab es jahrelang keine Erkrankungen. 2012 wurde ein Fall im Kanton Bern entdeckt. Die siebenjährige Kuh wurde 2005 in Deutschland geboren und im November 2006 in die Schweiz importiert.

Drei Formen von BSE

Die bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) ist eine bei Rindern auftretende Erkrankung. Sie gehört zur einer Gruppe von tödlichen neurodegenerativen Erkrankungen, die bei Menschen und Tieren auftreten und als transmissible spongiforme Enzephalopathien (TSE) bezeichnet werden.

Gemäss dem Friedrich-Löeffler-Institut, dem Bundesforschungsdienst für Tiergesundheit in Deutschland, spricht die weltweite Verteilung der atypischen BSE-Fälle auch in Ländern, in denen bisher keine Fälle von klassischer BSE beobachtet wurden, sowie das Auftreten nur bei älteren Tieren für eine spontane Entstehung dieser äusserst seltenen Erkrankung.

Die atypische BSE ähnelt der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen, die ebenfalls durch Prionen hervorgerufen wird. «Daher ist auch zukünftig damit zu rechnen, dass vereinzelte Fälle von atypischer BSE bei Rindern auftreten, die nicht im Zusammenhang mit der Verfütterung infektiöser tierischer Produkte stehen»,  schreibt das Institut in einem Merkblatt.

«Obwohl atypische BSE vermutlich spontan entsteht, kann diese übertragen werden, wenn infizierte Tiere und damit die Erreger in die Futtermittel- oder Lebensmittelkette gelangen», schreibt das Institut. Das Verfüttern von Tiermehl ist aber untersagt.

1990 erster Fall in der Schweiz 

Der erste BSE-Fall in der Schweiz wurde am 2. November 1990 im bei einer jurassischen Milchkuh entdeckt. Die Krankheit wurde damals durch die Verfütterung von Tiermehl verbreitet. Noch im selben Jahr wurde das Verfüttern von Tiermehl an Wiederkäuer in der Schweiz verboten. Zwischen 1990 und 1998 treten mehrere hundert BSE-Fälle auf, insgesamt sind es bis heute rund 470 diagnostizierte Tiere.

Bis 2006 hatten sich die Fälle stark vermindert, zwischen 2007 und 2011 wurden überhaupt keine BSE mehr diagnostiziert. Mit Ausnahme des Fundes von 2012, dem Fall von Einsieden 2020, dem Fall in Graubünden und im Kanton St. Gallen waren alle betroffenen Rinder vor dem generellen Tiermehlverfütterungsverbot von 2001 geboren worden. Im Mai 2015, 25 Jahre nach dem Auftreten des ersten BSE-Seuchenfalls, hat die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) der Schweiz bezüglich BSE die sicherste Länderkategorie (Land mit vernachlässigbarem Risiko) zugesprochen.

Die Krankheit beim Tier

BSE hat eine lange Inkubationszeit und endet stets tödlich. Durchschnittlich vier bis sechs Jahre nach Ansteckung eines Rindes bricht die BSE aus. Symptome sind gemäss BLV erhöhte Schreckhaftigkeit, Angst vor dem Überschreiten des Kotgrabens, vor Durchgängen, vor kleinsten Hindernissen. Weitere Anzeichen sind Aggressivität, häufiges Belecken der Nase, Zähneknirschen, immer steifer werdender Gang und Überempfindlichkeit auf jegliche äussere Einflüsse. Im Endstadium können die Rinder nicht mehr aufstehen. In vielen Fällen sind aber die Symptome nur sehr schwach ausgeprägt oder gar nicht erkennbar.

Im Verlauf der Krankheit häufen sich in bestimmten Gehirnarealen abnormal verdrehte Prionen an. Sie führen zu einer fortschreitenden Zerstörung der Nervenzellen. Das Nervengewebe nimmt ein schwammartiges (=spongiformes) Aussehen an. Prionen sind Eiweissstoffe, welche in ihrer normalen Gestalt natürlicherweise in jedem Gehirn vorkommen. Es gibt weder Schutzimpfungen noch Behandlungsmöglichkeiten. ->  Mehr dazu beim BLV

1984 in Grossbritannien entdeckt

In Grossbritannien wurde wegen der Krankheit Millionen von Rindern getötet. Der erste Fall wurde im November 1984 von einem südenglischen Bauern bemerkt,  wie «Deutschlandfunk» berichtet.  Eine seiner Kühe wies ein auffälliges Verhalten auf. Die Kuh torkelte, wurde aggressiv. Schliesslich starb sie einen qualvollen Tod. Eine Autopsie ergibt: die Struktur des Gehirns ist porös wie ein Schwamm.

Forscher schlugen Alarm. Denn Krankheit könnte verheerende Folgen für die Exportwirtschaft haben, aber auch für die Menschen, sollte sich herausstellen, dass auch Menschen an BSE erkranken. Deshalb wurden die Warnungen geheim gehalten. Mit fatalen Folgen.

180’000 erkrankte Rinder

Anfang der 90er-Jahre wurde bekannt, dass BSE auf Mäuse übertragbar war, die mit infiziertem Hirn geimpft wurden. Experten erklärten, die BSE-Rinder hätten sich wahrscheinlich durch den Verzehr von kontaminiertem Tiermehl angesteckt. Die Krise eskalierte. Gemäss «Deutschlandfunk» waren 1993 rund 90’000 Rinder an BSE verendet. Ganze Herden wurden notgeschlachtet.  

1996 schliesslich verschärfte wurden die Auflagen für die Schlachtung und Fütterung von Tieren verschärft. Die Regierung gab bekannt, es gebe eine mögliche Verbindung zwischen Rinderwahn und einer neuen Variante der Creutzfeld-Jakob Krankheit. Insgesamt wurden wegen der BSE-Krise über vier Millionen Rinder geschlachtet, rund 180’000 Tiere verendeten an BSE. Mindestens 177 Menschen starben.

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