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Schweizer Milch braucht Forschung mit viel Praxisnähe

mgt/har |

 

Das Milchforum der Schweizer Milchproduzenten (SMP) 2022, mit dem Titel "Schweizer Forschung für Schweizer Milch", fand im Rahmen der Jubiläumsaktivitäten von 125 Jahre Thurgauer Milchproduzenten TMP in Weinfelden TG statt. Der «noch» SMP-Präsident Hanspeter Kern begrüsste gemeinsam mit dem TMP-Präsidenten Daniel Vetterli rund 150 Entscheidungsträgerinnen und -träger aus der Wertschöpfungskette Milch. Wie es in einer Mitteilung der SMP heisst, diskutierten Referierende aus dem gesamten landwirtschaftlichen Wissenssystem die Frage, ob die Schweizer Agrarforschung die Erwartungen der Schweizer Milchwirtschaft erfüllt.

 

Weiter heisst es: «Einig waren sich alle, dass wir eine eigenständige und unabhängige Schweizer Agrarforschung brauchen und wollen. Ebenso, dass nur eine gute Koordination, zwischen den einzelnen Forschungs- und Bildungseinrichtungen, die Forschungsresultate zu Lösungen für die aktuellen Herausforderungen in der Praxis führt.» Aktuell sei der Druck aus Gesellschaft und der Politik noch zu dominant, und die «Gartenzäune» zu hoch, um die Anliegen der Praxis und des Marktes unmittelbar berücksichtigen zu können. Einig sei man sich auch, dass nur ganzheitliche Systemforschung zum Ziel führen wird.

 

Am diesjährigen SMP-Milchforum diskutierten der Präsident der Thurgauer Milchproduzenten TMP und Milch-Vertreter im Agroscope-Rat Daniel Vetterli, der Präsident der Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie VMI Manuel Hauser, die Professorin für Tierphysiologie am Institut für Agrarwissenschaften der ETH-Zürich Frau Dr. Prof. Susanne Ulbrich, die Agroscope-Direktorin Dr. Eva Reinhard, und Professor Dr. Beat Reidy, Dozent für Graslandnutzung der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL. Die anschliessende Podiumsdiskussion wurde durch Prof. Dr. Matthias Schick, Bereichsleiter für Tierhaltung und Milchwirtschaft vom Strickhof moderiert.

 

Ein Umdenken ist notwendig

 

Als aktiver Milchproduzent kennt der TMP-Präsident Daniel Vetterli die Anliegen aus der Praxis bestens, heisst es in der Mitteilung. Anhand von konkreten Beispielen, wie der Überarbeitung der Düngungsvorgaben (bspw. SuisseBilanz) oder der Umsetzung der Absenkpfade Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel, zeigte er auf, wo das Problem liegt. Forschung darf nicht nur im Labor stattfinden. On-Farm-Forschung, wie sie noch zu selten gemacht wird, muss unbedingt gefördert werden. Nur eine solche kann das gesamte System eines landwirtschaftlichen Betriebs und einer Milchkuh berücksichtigen und anwendbare und wirksame Lösungsansätze hervorbringen.

 

Veränderte Herausforderungen verändern die Forschungsanliegen

 

Neben den Milchproduzentinnen und Milchproduzenten ist auch die milchverarbeitende Industrie "Abnehmer" von Forschungsresultaten. Manuel Hauser betonte, dass die Milchwirtschaft der bedeutendste landwirtschaftliche Sektor ist und über 160 000 Arbeitsplätze hervorbringt. Ein so systemrelevanter Sektor brauche Innovation und müsse auch durch die staatliche Forschung unterstützt werden. Die Milchindustrie, welche rund 65% der Milch verarbeitet, brauche im rauen Wind der Megathemen wie Nachhaltigkeit, Klima, Tierwohl, Ernährung, Technologie und der Wirtschaftlichkeit, verlässliche Fakten, nach denen sie sich ausrichten kann. Zudem sei es wichtig, dass sich nicht nur die staatlichen Agrarforschungseinrichtungen untereinander koordinieren, sondern, dass dies auch mit der privaten Forschung gemacht wird: Nur so können Spannungsfelder in der Wertschöpfungskette Milch gefunden und aufgelöst werden.

 

Effiziente Ressourcennutzung

 

Angesichts der bald erreichten 9 Milliarden Erdenbewohner müsse die landwirtschaftliche Produktion zwangsläufig gesteigert werden, so der Wortlaut in der Mitteilung. Dabei spiele das Nutztier als Protein- und Wertschöpfungslieferant eine sehr wichtige Rolle. Gleichzeitig betonte Susanne Ulbrich von der ETH, dass Rindvieh in den Bereichen Landverbrauch, Klimawirksamkeit und Wasserverbrauch auch eine problematische Seite haben kann. Um die positive Seite des Rindviehs nutzen zu können, müsse die Ressourceneffizienz rasch verbessert werden. Dazu brauche es Grundlagenforschung. Nur damit kann die Basis geschaffen werden, um praxisrelevante Forschungsresultate generieren zu können. Die ETH transportiert ihre Erkenntnisse primär über den Agrovet-Strickhof an die Praxis.

 

Agroscope will Mehrwert bieten

 

Auch Eva Reinhard betonte, dass Forschung nicht im Einzelbüro stattfinden darf. Agroscope richte sein Forschungsprogramm unter dem Stichwort "Co-Creation" immer sehr stark auf Zusammenarbeit unter Forschungspartnern, und die Bedürfnisse der Praxis aus. Innovation sei dabei ein zentraler Punkt, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Am Beispiel der Mikroalgenproduktion zur emissionsärmeren Fütterung von Milchvieh zeigte sie auf, dass Agroscope diesen Weg bereits erfolgreich angegangen ist. Für Agroscope sei in der Schweizer Milchproduktion die effiziente Nutzung des Grünlandes weiterhin ein entscheidender Erfolgsfaktor. Dies werde sich mit dem zunehmenden Ruf nach Nachhaltigkeit noch verstärken. Da die Milchproduktions-, inklusive der Milchverarbeitungsbetriebe, bei der Umsetzung eine zentrale Rolle spielen, versucht Agroscope dem Wissenstransfer noch mehr Gewicht zu verleihen.

 

Eine Bildungsinstitution nah an der Praxis

 

Die HAFL als Bildungsinstitution berief sich darauf, dass Forschung angewandt werden können muss. Aus diesem Grund werde neben der Lehre und Weiterbildung, auch angewandte Forschung mit einem Systemansatz betrieben. Hintergrund dabei sei, dass theoretische Erkenntnisse nicht zwingend auch in der Praxis funktionieren und vor allem, dass was wirkungsvoll ist, noch lange nicht wirtschaftlich ist. Letzteres ist für Beat Reidy der zentrale Punkt, damit Forschungsresultate in der Praxis auch angewandt werden. Dabei ist er sich aber sicher, dass es neben einer anwendungsorientierten Forschung, wie an der HAFL, auch unabhängige Grundlagenforschung braucht.

 

Themen konkurrieren, nicht Institutionen

 

An der, von Matthias Schick moderierten, anschliessenden Podiumsdiskussion, war man sich einig. Es braucht Forschung, und zwar sowohl anwendungsorientierte als auch Grundlagenforschung. Weniger einig war man sich, welche Organisation dabei welche Rolle einnehmen soll. Wenn jeder immer das forscht, was er am besten kann, braucht es schon eine sehr gute Koordination, dass keine Doppelspurigkeiten entstehen und, dass sich am Ende auch jemand verpflichtet fühlt die Kommunikation an die Praxis an die Hand zu nehmen. Das Modell der On-Farm-Forschung scheint ein akzeptiertes Modell zu sein, um die Praxistauglichkeit von Forschungsresultaten in einem ganzheitlichen Betriebssystem zu fördern.

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