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«Sehr nachteilig für diese Kuhrasse»

Godi Fankhauser ist Präsident des Evolèner Zuchtvereins und erklärt, wieso es zu Kritik am Wettbewerb Kuh des Jahres gekommen ist.

«Schweizer Bauer»: Sie stören sich ob der Evolènerkuh im Wettbewerb «Kuh des Jahres». Weshalb?

Godi Fankhauser: In diesem Jahr sorgte die Auswahl der Kuh des Jahres in den Evolèner-Zuchtkreisen für Kritik. In den vergangenen Jahren wurde jeweils eine behornte, rassentypische Vertreterin vom Vorstand ausgewählt. In diesem Jahr lief es automatisch über die LBE-Resultate.

Aus welchem Grund führte die Auswahl zu Kritik?

Das Thema Enthornen ist sehr emotionsgeladen. Durch die gute Zusammenarbeit mit Swissherdbook wurde diese Frage sachlich und gut gelöst. Der Evolèner ist genetisch behornt, wenn man eine unbehornte Evolènerkuh sieht, ist diese sicher enthornt worden. Das hat aber zuchttechnisch keinen Einfluss.

Es ist eine kleinrahmige Gebirgsrasse, die sich nicht in einen Industriebetrieb reindrücken lässt.

Godi Fankhauser, Präsident 

Beim Rassenbeschrieb für den Wettbewerb hat sich ein Fehler eingeschlichen, fälschlicherweise ist von 3000 Zuchttieren die Rede. Wie viele gibt es tatsächlich noch?

Es gibt weltweit noch rund 500 Zuchttiere.

Wieso so wenig?

Sie sind eine Rarität. Die moderne Landwirtschaft geht immer mehr in Richtung Industrie, dafür braucht es Norm- und Leistungstiere. Evolèner sind Individualisten. Individualisten geraten bei dieser Entwicklung in der Landwirtschaft zunehmend unter Druck. Das ist sehr nachteilig für die Rasse.

Wo liegen die Schwierigkeiten?

Es ist eine kleinrahmige Gebirgsrasse, die sich nicht in einen Industriebetrieb reindrücken lässt. Durch die Kleinrahmigkeit passt sie bei der Vermarktung häufig nicht in Normprogramme. Sie hat sehr gutes Fleisch und eine gute Schlachtausbeute, beides täuscht aber nicht darüber hinweg, dass sie mit einem Stockmass von 115–125cm und mit einem Gewicht von 400–600kg einfach kleiner und leichter ist als andere Rassen. Dazu kommt ihr Temperament. Evolèner sind nicht für jedermann.

Es ist eine sehr robuste Rasse mit starken Klauen, mit einer guten Gesundheit und mit Urinstinkten.

Godi Fankhauser, Präsident 

Für wen eignet sich die Rasse?

Für Leute, die sich Zeit nehmen für die Tiere. Für jemand, der Geduld hat und ruhig ist im Umgang mit ihnen. Gibt man ihnen Zuwendung und Familienanschluss danken sie es mit grosser Zutraulichkeit und mit Zuwendung. Sie sind sehr intelligent.

Wo punktet die Rasse?

In der Alpwirtschaft. Sie verwandelt Alpgras zuverlässig in Milch. Es ist eine sehr robuste Rasse mit starken Klauen, mit einer guten Gesundheit und mit Urinstinkten. Eine Evolènerkuh würde ihr Kalb nie kampflos einem Grossraubtier überlassen.

Wieso muss die Evolèner Rasse erhalten bleiben?

Schon nur aus genetischen und aus kulturellen Überlegungen. Um die genetische Vielfalt zu erhalten und nicht eines Tages nur noch Normtiere zu haben. Die Evolèner haben gemeinsam mit ihren Schwesterrassen, den Eringern, den Valdostana Pezzata Nera und den Valdostana Castana eine uralte kulturelle Vergangenheit. Eine Evolènerkuh ist optisch etwas ganz Schönes, sie bringt Farbtupfer in das Ganze und erhält alles etwas lebendiger.

-> Hier gehts zum Voting Kuh des Jahres

Für den Verein

Dankbar und in lieber Erinnerung nimmt der Evolèner Zuchtverein Abschied von seinem Gründungs- und Ehrenmitglied Hugo Raflaaub (12.10.1945‒26.11.2023).

Er hat 2001 mitgeholfen, den Evolèner Zuchtverein zu gründen und war langjähriges Vorstandsmitglied. 2011 hat er die Broschüre «Evolèner – der Ursprung des Walserviehs» publiziert und sich bis zum Schluss der geschichtlichen Entwicklung der Rasse verschrieben.

Wir danken Hugo für seinen unermüdlichen, leidenschaftlichen Einsatz für den Verein und für die Evolèner Rasse. ezv

Kommentare (1)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Christine Meyer | 29.12.2023
    Tolles Interview, man merkt richtig wie stolz Herr Fankhauser auf seine Rinder ist und wieviel Herzblut und Fachwissen in seiner Zucht steckt, sehr sympathisch.
    Ich für meinen Teil schätze intelligente Tiere, bei Denen man sich das Vertrauen erarbeiten kann und dann auch tatsächliche und gegenseitige Loyalitöt erhält, ich hoffe auch dass die indistruelle Überzüchtung und die damit verbundene Verblödung der Tiere bald ein Ende findet, denn immer mehr zu wollen hat noch nie auf Dauer funktioniert.
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