Noch vor einigen Jahren musste ein Züchter, der einen genetisch hornlosen Stier wollte, aus einem schmalen Angebot – falls überhaupt vorhanden – denjenigen wählen, der am wenigsten Nachteile bei Exterieur und Leistung aufwies.
Braunvieh fördert Hornloszucht
Das hat sich geändert. Und zwar bei den Milch- und Fleischrassen. «Braunvieh Schweiz ist seit Jahren bestrebt, die Hornloszucht zu fördern», bestätigt Andreas Kocher von Braunvieh Schweiz. «Dadurch sind mittlerweile sehr interessante Jungstiere sowie nachzuchtgeprüfte Stiere im KB-Angebot.» Mittlerweile würden Hornlosstiere wie Visor P, Vinland PP oder Viper P zu den top-nachzuchtgeprüften Stieren bezüglich Gesamtzuchtwert gehören.
«Bei der Milchleistung können sie noch nicht ganz mithalten, bei der Fruchtbarkeit gehören sie dafür zu den Besten des Angebots.» Laut Andreas Kocher gibt es Züchter, die ihre Herden konsequent auf genetische Hornlosigkeit züchten: «Es gibt Pioniere, welche das Polled-Gen bereits in fast der kompletten Herde verankert haben.»
Das Angebot an hornlosen Stiere nimmt laufend zu.
Swissgenetics
Lösung für Enthornungsverbot
«Das Hornlosgen hat bei Holstein und Red Holstein keine negativen Auswirkungen auf andere Merkmale», betont Alex Barenco von Swissherdbook. «Der einzige Nachteil könnte das noch kleinere Angebot an KB-Stieren sein. Doch die Anzahl der angebotenen Stiere wie auch ihre Qualität haben sich von Jahr zu Jahr verbessert. Heute steht den Züchtern ein tiefes und interessantes Angebot zur Verfügung. Deshalb steigt auch das Interesse für das Hornlosgen, und immer mehr Betriebsleiter züchten auf Hornlosigkeit.»
René Bucher von Swissgenetics sieht in der Hornloszucht die Zukunft: «Dies ist die natürliche Lösung für das politisch immer wieder in der Luft schwebende Enthornungsverbot. Bei den reinerbig hornlosen Stieren sehen wir noch Potenzial bei einigen Leistungsmerkmalen. Ansonsten haben sie keine Nachteile.» Kein Wunder, hat Swissgenetics kürzlich viele Hornlosvererber ins Angebot aufgenommen – und zwar bei allen Rassen.
Auch bei Fleischrassen
Neu sogar bei Simmental. Einzig beim Original Braunvieh gibt es keinen. Bei den Fleischrassen ist die Zucht auf Hornlosigkeit bei Limousin und Simmental – Angus sind von Natur aus hornlos – seit Jahren ein Thema, entsprechend fortgeschritten ist sie.
An den letzten Stierenmärkten gab es bei Simmental nur noch mischerbig und mehrheitlich reinerbig hornlose Jungstiere zu kaufen, bei Limousin ist das Angebot an hornlosen Jungstieren stark steigend.
Welche Genetik wählt Ihr für Euren Betrieb? Setzt Ihr konsequent auf hornlosigkeit? Habt Ihr erste Tiere besamt? Oder ist das für Euch keine Option? Stimmt ab und diskutiert mit

Setzt Ihr auf genetisch hornlose Stiere?
- Ja, nur hornlos:16.27%
- Zwischen 60 bis 99%:12.8%
- Zwischen 30 bis 59%:19.96%
- Zwischen 10 bis 29%:16.92%
- Weniger als 10%:10.2%
- Noch nicht, aber bald:5.42%
- Setze ich nicht ein:18.44%
Teilnehmer insgesamt: 461
Ich muss beim Züchten auf das eine Merkmal der genetischen Hornlosigkeit noch zu viele Konzessionen in anderen Bereichen machen.