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Sie verpufft wie das Methan im Wind

Senkt Pflanzenkohle als Futterzusatz den Methanausstoss von Milchkühen in einem mitteleuropäischen Produktionssystem? Mit dieser Frage befasste sich eine Studie des Fibl. Die Antwort ist ernüchternd.

Seit längerem besteht die Vermutung, dass Pflanzenkohle als Futterzusatz die Leistung in der Rindviehhaltung verbessert und den Methanausstoss reduziert. Diese Annahme basiert unter anderem auf einer Studie, die 2012 in Südostasien mit Kälbern einer lokalen Rasse durchgeführt wurde. Bei diesen Tieren hatte die Verfütterung von Pflanzenkohle einen positiven Effekt auf die Gewichtszunahme und reduzierte die Methanemissionen um 20 Prozent.

In einem Praxisversuch der Gruppe Tierernährung am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) in Zusammenarbeit mit dem Kanton Aargau und mit Agrovet Strickhof wurde nun überprüft, ob diese Ergebnisse auch auf europäische Produktionsbedingungen und Milchkühe übertragbar sind. In einem Artikel auf der Fibl-Webseite von Anfang November war davon zu lesen, veröffentlicht wurde die Studie in der Fachzeitschrift «Animal Feed Science and Technology».

230 Gramm pro Tag

Die Studie wurde mit laktierenden Kühen der Rasse Holstein durchgeführt. Die Tiere erhielten mit ihrer täglichen Futterration 230 Gramm Pflanzenkohle, was einem Prozent der Futtertrockenmasse entsprach. Laut den Studienautoren wurde die Pflanzenkohle von den Tieren gut gefressen. Bei jeder Kuh wurden Methanmessungen durchgeführt, und zwar einmal mit und einmal ohne Kohle im Futter, um vergleichbare Daten zu erhalten. Das Fazit der Forschenden: «Die Ergebnisse zeigten, dass die Kohle keinen messbaren Effekt auf Methanemissionen, Futterverdaulichkeit, Milchleistung oder auf die allgemeine Gesundheit der Kühe hatte.»

In der Schlussfolgerung der Studie schreiben sie: «Obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Verfütterung von Pflanzenkohle an Wiederkäuer mit gesundheitlichen Problemen oder mit einer schlechten Ernährung positive Auswirkungen haben kann, bleibt es fraglich, ob die grossflächige Fütterung von Pflanzenkohle an Rinder den logistischen und finanziellen Aufwand wert ist.» So wird Pflanzenkohle zum Beispiel erfolgreich bei der Behandlung von Durchfallerkrankungen bei Jungtieren eingesetzt.

Als Teil einer Klimaschutzstrategie

Der Versuch zeichne sich besonders dadurch aus, dass er auf typische intensive Milchproduktionssysteme in Mitteleuropa zugeschnitten sei, steht im Beitrag auf der Fibl-Webseite. Zudem seien die Methanemissionen und die Gesundheitsdaten erst nach einer vergleichsweise langen Angewöhnungszeit von einem Monat erhoben worden. Das, um kurzfristige Effekte, die unmittelbar nach einer Futterumstellung auftreten können, auszuschliessen. Denn es sei durchaus möglich, dass ein neuer Futterzusatz die Arbeit der Mikroben im Pansen zunächst beeinträchtige, wodurch diese weniger Methan produzieren würden, so die Studienautoren.

Abschliessend heisst es, dass Pflanzenkohle als stabiler Kohlenstoffspeicher dennoch Teil einer Klimaschutzstrategie sein könne, wenn sie in landwirtschaftliche Böden eingearbeitet werde. Denn laut Agroscope erhöht Pflanzenkohle unter anderem den Ertrag, die Wurzelmasse, die mikrobielle Aktivität, den Aufbau organischer Bodensubstanz sowie die Wassernutzungseffizienz. Zudem gilt die eingelagerte Pflanzenkohle aufgrund der hohen Stabilität als CO2-Senke und wirkt so dem Klimawandel entgegen. Pflanzenkohle wird aus organischen Abfällen bei 400 bis 700 Grad unter Sauerstoffausschluss hergestellt. Dieser Vorgang heisst Pyrolyse.

Ähnliche Studie aus Österreich

Die Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein in Österreich führte kürzlich einen ähnlichen Versuch durch mit Kühen der Rassen Holstein und Simmental. Wie bei der Fibl-Studie zeigte sich auch dort kein Effekt bei der Verfütterung von Pflanzenkohle für den Methanausstoss oder für die Milchleistung der Kühe,

Kommentare (3)

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  • Fredy Abächerli | 27.11.2024
    Die publizierte Studie habe ich gelesen. Ich komme zu anderen Schlüssen als SB.
    Die verfütterte Pflanzenkohle war mit >200 g je Milchkuh und Tag deutlich höher als die Empfehlung für den Einsatz von Verora Pflanzenkohle (50 – 100 g je Milchkuh und Tag)
    Dass trotz der hohen Einsatzmenge von 1% der TS Futteraufnahme keine signifikanten Unterschiede bei Futteraufnahme, Milchleistung, Futterverwertung und Blutwerten (Mineralstoffe) festgestellt wurden, ist für oftmals gestellte Fragen interessant. Mit dieser Studie wurde die vermutete Abbindung von Nähr- und Mineralstoffen nicht bestätigt.
    Ich konnte auch feststellen, dass die Milchzellzahlen trotz tiefem Wert der Vergleichsgruppe (ZZ 105) bei den Kühen mit Pflanzenkohle noch um rund 20% tiefer war. Die interessierenden Ammoniakemissionen wurden nicht gemessen oder veröffentlicht.
  • Nachdenker | 27.11.2024
    Pflanzenkohle ist kein Wundermittel. Im Boden kann das Wasserhaltevermögen und die Tätigkeit von Bodenorganismen verbessert werden, aber nicht in jedem Fall. Zudem verursacht sie einen Anstieg des pH Wertes und kann die Verfügbarkeit von Nährstoffen behindern.
    Studien aus Asien kamen zu folgendem Befund: In schlechten Böden führt die Anreicherung mit Pflanzenkohle zu einer Bodenverbesserung (Terra Preta Effekt), in guten, gesunden Böden ist das Verbesserungspotential marginal.
    Da der Kohlenstoff in organischer Form aufgrund der Bodenbearbeitung kontinuierlich freigesetzt wird, ist die Kohlenstoffspeicherung in Form von Kohle im Ackerbau effizienter. Allerdings wird dieser Beitrag zur Kohlenstoffspeicherung von der Klimapolitik nicht honoriert. Der Anwender bleibt auf den relativ hohen Kosten sitzen.
  • Jennifer | 27.11.2024
    Anstatt das Risiko einzugehen die Kühe krank werden zu lassen - da man ja nicht weiss ob es negative Effekte hat - sollte man sich vielleicht überlegen auf eine andere Rasse tu wechseln..

    Miniatur schottisch highland kühe geben 75% gleich viel Fleisch wie eine normale Schlachtkuh..

    Der Gasausstoss (über den alle ja reklamieren) wäre um das 10fache kleiner da man 10 Mikis braucht um auf die Werte einer Kuh zu kommen.
    dazu brauchen sie weniger futter und kein Kraftfutter = 50% weniger kosten. Also bereits 25% gespart.
    Zusätzlich schonen wir unsere Felder weil sie weniger schwer sind..
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