Mit dem Frühling stehen wieder Viehtransporte an: auf die Alp. Auf den Aufzuchtbetrieb oder bei einem Verkauf in den neuen Stall. Zusätzlich müssen die Rinder und Kühe auch wieder getrieben werden - auf die Weide, in den Stall etc. Jeder wünscht sich, dass dies ohne Stress erfolgt.
Der Deutsche Philipp Wenz ist überzeugt, dass mit seiner Methode weder Mensch noch Tier an die Grenzen kommen. Beim Low Stress Stockmanship werden die Rinder so getrieben, dass nicht mehr Druck aufgebaut wird, als das Tier erträgt. Ursprünglich aus Amerika, gilt das Low Stress Stockmanship als Arbeitsweise, die dem Tier – und dem Halter –Stress ersparen soll. Stockmanship benennt den intelligenten Umgang mit Weidetieren.
«Ich verspreche die Tiere nicht zu ängstigen»
Philipp Wenz: «Stockmanship ist ein Versprechen, das ich den Tieren gebe. Ich verspreche, die Tiere nicht zu erschrecken oder sonst wie zu ängstigen. Ich gebe den Tieren die Zeit, die sie brauchen. Im Gegenzug bekomme ich von den Tieren eine ruhige, partnerschaftliche Zusammenarbeit und sie tun, worum ich sie bitte. Stockmanship vereinfacht alle Arbeiten mit den Tieren: den Weideumtrieb, das Zusammentreiben im Korral, das Sortieren, das Absetzen der Kälber und das Verladen.»
Und er stellt klar: «Stockmanship hat nichts mit Stöcken im Sinne von Knüppeln zu tun! Doch für Stockmanship gibt es kein deutsches Wort, deshalb behalte ich das Englische bei». Die Begriffe: Stock sind Nutztiere, der Viehbestand; Man bezeichnet den Menschen, ship, zu deutsch «schaft», kommt etwa in Freundschaft vor.
«Die schnellste Art mit Tieren zu arbeiten ist, es langsam zu tun», sagt Philipp Wenz zum Low Stress Stockmanship.
Martin Brunner
Philipp Wenz bietet Kurse zum Low Stress Stockmanship an – auch in der Schweiz. Er erklärt, wie man sich seine Methode aneignen kann. «Mit Low-Stress-Stockmanship kann man jederzeit beginnen. Es lässt sich in alle Alltagsarbeiten integrieren», versichert er. «Um es neu in den eigenen Betrieb einzuführen, sollten man einen Zeitenraum wählen, in dem man Zeit hat, etwa im Winter. Wenn man unter Zeitdruck steht, werden einem die Tiere diesen Druck spiegeln.»
Man solle nach der alten Erfahrung verfahren: «Die schnellste Art mit Tieren zu arbeiten ist, es langsam zu tun.» Das Motto von Low-Stress-Stockmanship ist laut dem Experten: «Lass zu, dass die guten Dinge geschehen.» Das heisse: « Nicht der Mensch mache, dass die Tiere etwas tun, sondern der Mensch lassen die Tiere die Dinge tun. Das macht einen gewaltigen Unterschied.»
Stress reduziert Milchleistung
Und er betont, um Missverständnisse vorzubeugen: «Wenn ich vom Treiben der Tiere schreibe, meine ich nicht sie zu jagen. Die Tiere werden im Schritt getrieben. Treiben geschieht in Ruhe und hat eine positive Bedeutung.»
Forschungsergebnisse legen nahe, dass sich eine sanftere Methode, die Kühe im Stall zu bewegen, tatsächlich auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebs auswirkt. Pfeifen oder lautes Schlagen der Tore, das die Tiere aufschrecken lässt und so dazu führt, dass sie sich treiben lassen, erhöht ebenfalls ihre Herzfrequenz deutlich: Sie steigt vergleichbar hoch wie in Situationen, in denen elektrische Viehtreiber eingesetzt werden.
Studien weisen auch darauf hin, dass sich die Milchleistung um bis zu 10 Prozent verringern kann, wenn Kühe zu forsch getrieben werden. Deshalb legt Low Stress Stockmanship auch viel Wert darauf, den Stresspegel tief zu halten. «Stress führt zu Verdauungsstörungen und verminderter Nährstoffausnutzung», weiss Friedrich Wenz. «Darüber hinaus ist der Verdauungstrakt extrem wichtig für das körpereigene Immunsystem. Ist das Tier gestresst, sinkt die Nährstoffaufnahme, die Verdauung gerät aus dem Tritt und die Krankheitsanfälligkeit steigt.» Das Stresshormon Adrenalin blockiere nicht nur Schmerzrezeptoren, sondern vermindere auch die Wirksamkeit von Antibiotika oder Wurmmitteln.
Kühe erinnern sich
Eine Studie zum Erkennungsvermögen von Kühen hat zudem gezeigt, dass die Tiere nicht nur hektische und aggressiv vorgehende Mitarbeiter wiedererkennen, sondern in deren Gegenwart im Melkstand auch bis zu 70 Prozent ihrer Milch zurückhalten. Eine australische Untersuchung ergab zudem, dass eine forsche Behandlung der Kühe eine um 16 Prozent tiefere Milchproduktion zur Folge hatte.
Philipp Wenz hat fünf Grundsätze des Low Stress Stockmanship für die Arbeit mit Rindern aufgestellt: «Die Tiere wollen sehen, wer sie treibt. Die Tiere bewegen sich immer in die Richtung, in die sie blicken. Und Bewegung erzeugt Bewegung.» Es sei effizienter, die guten Tiere zu bewegen als die lahmen flottzumachen. «Es gilt, zuerst eine gute Bewegung in der Herde zu erzeugen und danach die langsamen Tiere dazuzuholen. Tiere haben wenig Geduld. Wenn sie stehen bleiben, dann aus Angst oder Unsicherheit. Und Tiere haben nur eine Sache im Sinn. Sie hegen keine Hintergedanken.»
Daneben gebe es einige Dinge, die man vermeiden müsse: «Lärm in jeglicher Form wie Rufen, Pfeifen oder Klappern. Schnelle und hektische Bewegungen etwa. mit den Armen wedeln. Tiere schlagen, schieben, schubsen oder ziehen oder ihnen gar den Weg versperren.»
Der Artikel zeigt mal wieder exemplarisch, wie die Amis mit jedem Sch... im Stande sind, Geld zu machen, oder gibt Wenz seine Weisheiten gratis weiter??
Übrigens Rufen geht genauso, wenn man die Tiere daran gewöhnt; oder kennt man heute Hoi Hoi Hoi, oder Chuum Chuum Chuum, nicht mehr?
Der Kursleiter sollte auch Stimmbildung anbieten!
Aber die Methode von Wenz funktioniert eben genau da. Habe schon 15 Jahren einen Kurs von ihm auf dem Hohrain besucht. Bin froh darüber.