Die Meldung des Rücktritts traf am Mittwoch ein. In einem kurzen Communiqué heisst es: «Christoph Böbner hat in Absprache mit dem Vorstand von Swissgenetics entschieden, sich nach etwas mehr als fünf intensiven Jahren an der Spitze des Unternehmens per sofort von seinem Amt zurückzuziehen.»
Schelling vorübergehend Chef
Einen Nachfolger ist noch nicht da. Die Suche hat Swissgenetics umgehend eingeleitet. Ad interim übernimmt Matthias Schelling die Leitung. Der 54-jährige Agronom ist seit 2002 bei Swissherdbook tätig.
Böbner übernahm die Führung beim Unternehmen mit Sitz in Zollikofen BE im Januar 2019. «Christoph Böbner bringt, neben seiner langjährigen Führungserfahrung im landwirtschaftlichen Umfeld, das notwendige Marktverständnis mit, um die erfolgreiche Geschichte von Swissgenetics zusammen mit dem Vorstand und den Mitarbeitenden weiterzuschreiben», hiess es in einer Mitteilung von August 2018 .
IVF und Beteiligung in den USA
Während seiner Zeit als Swissgenetics-Chef hat das Unternehmen unter anderem in den USA investiert. So hat sich das grösste Schweizer Genetikunternehmen am US-Genetik-Anbieter New Generation Genetics beteiligt. Die Beteiligung erfolge im Dienst der Schweizer Stierenlieferanten und der gesamten Kundschaft. «Mit der Erweiterung des weltweiten Vertriebsnetzes kann Swissgenetics den Produktionsstandort Schweiz stärken», teilte das Unternehmen im Juli 2020 mit.
Während seiner Zeit als Direktor wurde in Ins BE eine Station für die In-vitro-Fertilisation (IVF) aufgebaut. Bei der In-vitro-Fertilisation (IVF) handelt es sich um ein Verfahren zur Embryoproduktion. Beim Rind werden die Eizellen vom Eierstock entnommen, anschliessend im Labor gereift und einen Tag später dort mit Tiefgefriersperma des vom Landwirt ausgewählten Stieres befruchtet. Bei erfolgreicher Befruchtung entwickeln sich die Embryonen innerhalb einer Woche. Anfang 2022 wurde die Produktion gestartet.
Viehzucht «im Blut»
Der Luzerner leitet zuvor, von 2009 bis Ende 2018, die Dienststelle Landwirtschaft und Wald im Kanton Luzern. Der Innerschweizer hat die Viehzucht im «Blut». Er ist auf einem Viehzuchtbetrieb im Entlebuch aufgewachsen. Das Studium an der ETH Zürich schloss er mit Schwerpunkt Nutztierwissenschaften ab. Anschliessend erlangte er einen Doktortitel.
Seinen beruflichen Einstand hatte der Luzerner bei Braunvieh Schweiz. Von 1998 bis 2004 war Böbner Direktor des landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrums Schüpfheim-Willisau. Anschliessend wechselte er zum Bund. Beim Bundesamt für Landwirtschaft leitete er während 5 Jahren als Vizedirektor und Mitglied der Geschäftsleitung die Hauptabteilung Direktzahlungen und Ländliche Entwicklung. 2009 kehrte er in die Zentralschweiz zurück.