In der biodynamischen Landwirtschaft geht es um das Ganzheitliche: Ein Betrieb soll als Kreislaufsystem in sich funktionieren.
Der Veganuary, ein wahrer Zungenbrecher, ist zu Ende. Wie jedes Jahr proklamierten verschiedenste Organisationen im Januar die vegane Lebensweise.
So geht es ohne
Hierzulande ernähren sich zwar nur wenige vegan – laut einer Studie von Veganz aus dem Jahr 2020 knapp drei Prozent. Überdimensioniert erscheint darum die ständige Präsenz des Themas in den Medien oder in der Werbung. Veganer konsumieren keine tierischen, sondern nur pflanzliche Produkte. Doch auch Gemüse ist nicht automatisch vegan, und darum gibts die vegane Landwirtschaft, wo keine Dünger aus der Tierhaltung eingesetzt werden.
Biologisch und vegan produzierende Betriebe setzen stattdessen auf Gründüngungen, auf Mulchschichten oder auf pflanzliche Komposte. Verfechter dieser Produktionsweise sagen, dass bio-vegan bewirtschaftete Böden gute CO2-Speicher seien und einen wirkungsvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten würden und sie heben die effiziente Nutzung der Böden hervor. So werden beispielsweise Weizen und Erbsen nur für die menschliche Ernährung produziert und nicht, um damit die Tiere zu füttern. Nicht alle sind damit einverstanden, dass eine Landwirtschaft ohne tierische Dünger gut ist für die Böden.
«Richtung viehlos ist katastrophal»
Raphaël Charles vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) sagte an der 10. Nationalen Ackerbautagung im Januar: «Wir haben ein strukturelles Problem, denn zum Beispiel in der Westschweiz entwickeln sich die Betriebe in Richtung viehlos. Die Spezialisierung ist katastrophal.» Nachfolgend ein Exkurs in die Lehren von Rudolph Steiner, für den die Tierhaltung und der Pflanzenbau zusammengehörten und bei dem der Landwirtschaftsbetrieb als Kreislaufsystem im Vordergrund stand.
Die Prinzipien von Steiner sind einfach: Auf einem Betrieb sollen nur so viele Tiere gehalten werden, wie das betriebseigene Futter reicht und wie es für die Nährstoffversorgung der Böden braucht. Die biodynamische Landwirtschaft und somit die Marke «Demeter» basieren auf Rudolf Steiners Kurs «Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft» von 1924.
Ziel: standortangepasst
Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, ging es um die Zusammenhänge, und in der fast 100-jährigen Niederschrift seiner Vorträge heisst es: «Die in der Natur vorkommenden Wesenheiten, Mineralien, Pflanzen, Tiere werden häufig bloss so betrachtet, als ob sie allein dastünden. Doch in der Natur steht alles in Wechselwirkung miteinander.»
Weiter lehrte Steiner in seinem Kurs: «Man muss einfach so viele Tiere und solche Tiere in der Landwirtschaft haben, dass man in der Landwirtschaft genügend und richtigen Mist erhält.» Die Wichtigkeit der hofeigenen Düngerproduktion begründete Steiner unter anderem mit den Worten: «Daher ist es in einem gewissen Sinne schon eine Beeinträchtigung der Natur, wenn man den Dünger nicht bezieht von den Tieren, die zur Landwirtschaft gehören, sondern diese abschafft und von Chile den Dunginhalt bezieht.»
Zur Zeit, als Rudolf Steiner seine Vorträge zur Landwirtschaft hielt, wurde beispielsweise in Chile der sogenannte Chilesalpeter (Natriumnitrat) zur Stickstoffdüngung abgebaut.
Kosmos und Kuhhörner
Steiner war Anthroposoph, und seine Ideen haben zum Teil den Hauch des Esoterischen. In der biodynamischen Landwirtschaft spielen die Mondphasen eine wichtige Rolle sowie kosmische Konstellationen. Berühmt oder auch berüchtigt ist das mistgefüllte Kuhhorn, das den Winter über vergraben und erst im Frühling wieder ausgegraben, mit Wasser verdünnt, kräftig verrührt und übers Feld gespritzt wird. Und es gibt noch viele weitere biodynamischen Präparate, welche die Demeter-Landwirtinnen anrühren.
Für viele Bauern ist das zu viel des Guten, und nach den Demeter-Richtlinien wirtschaften nur wenige Betriebe in der Schweiz. Dass man sich zwischendurch aber mal Gedanken über den Kreislauf auf dem eigenen Betrieb macht, über das Zusammenwirken der verschiedenen Ackerkulturen oder der Tiere, dürfte wohl nicht schaden.
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