Bei der Anmeldung für den neuen Weidebeitrag sollte man sich sicher sein, ob man die Anforderungen erfüllen kann.
Ein Biobauer aus dem Kanton Bern sagte dem «Schweizer Bauer»: «Ich kann mich nur für Raus oder für Weide anmelden. Das heisst: Falls ich beim Weideprogramm die 70% Weidefutteranteil nicht einhalten kann, erfülle ich auf dem Papier nicht einmal mehr das Raus-Programm und muss um meine Bioanerkennung fürchten.»
Raus-Beitrag fällt weg
Er weidet seine Tiere und grast ein. Ganz so ist es nicht. Stefan Schönenberger, Leiter Abteilung Direktzahlungen des Amtes für Landwirtschaft und Natur im Kanton Bern, erklärt auf Anfrage: «Wenn der Weidebeitrag nicht erfüllt wird, die Raus-Anforderung hingegen schon, ist eine Anerkennung als Biobetrieb weiterhin möglich, auch wenn dies auf dem Papier anders aussehen könnte.»
Was jedoch zutrifft, ist: Falls der Biobauer die Kriterien für den Weidebeitrag nicht erfüllt, muss er auch auf die Raus-Beiträge verzichten. Schönenberger erklärt, dass eine gleichzeitige Anmeldung derselben Rindviehkategorie für beide Massnahmen nicht zulässig sei. In der Direktzahlungsverordnung (DZV) werde festgelegt, dass für Rindviehkategorien, für die der Weidebeitrag ausgerichtet werde, keine Raus-Beiträge ausgerichtet würden (Artikel 72, Absatz 3 DZV). Im Gelan-System sei dies gemäss Vorgabe des Bundes abgebildet. Man kann nur eines der beiden Programme anwählen.
Bei Zweifel lieber nur Raus
Es muss also wohl überlegt werden, ob eine Anmeldung zum Weidebeitrag sinnvoll ist, wenn Zweifel bestehen, ob die Anforderung von 70% Trockensubstanz (TS) erfüllt werden kann. Das Bundesamt für Landwirtschaft erklärte auf Nachfrage: «Wenn man sich für den Weidebeitrag anmeldet, gilt es, die hohen Anforderungen an die Weide und den Auslauf zu erfüllen. Man ‹rutscht› bei Nichterfüllen nicht einfach in das Raus-Programm. Ausserdem sind die 70% TS der unterste Grenzwert für die Erfüllung der Anforderung und sollten daher nicht als Zielwert betrachtet werden.»
Mit dem Programm werde grundsätzlich ein Vollweidesystem gefördert. Wer Kategorien für den Weidebeitrag anmeldet, obwohl zweifelhaft ist, dass die Anforderungen eingehalten werden können, gehe das Risiko ein, keine Beiträge für die Weidehaltung zu erhalten. Aus Sicht von Bio Suisse ist der neue Weidebeitrag eine Chance, die sich für jeden Betrieb zu prüfen lohnt. Sie empfiehlt interessierten Betrieben, sich bei der kantonalen Bioberatung zu melden und das Potenzial der Weide zu berechnen.
Wiedereinmal ein richtig, praxisfremdes Programm.
Das BLW zieht einmal mehr sein arrogantes Gehabe.