Während den Festtagen präsentieren wir euch in regelmässiger Folge Artikel, die 2023 auf reges Interesse gestossen sind. Dieser Artikel wurde am 9. Oktober 2023 erstmals publiziert.
«Schweizer Bauer»: Sie haben Ihre Kuh Kalani nach einem Beinbruch im Tierspital Zürich operieren lassen, wie ist es zu diesem Entscheid gekommen?
Adrian Uebersax: Alles in allem war es eine Mischung zwischen Bauchgefühl, Respekt gegenüber dem Tier, gesundem Menschenverstand und einer gewissen Zuversicht, Kalani wieder zu 100% auf die Beine zu bringen und die Kuh und ihr ungeborenes Kalb so retten zu können.
Was geschah nach der Operation?
Nachdem Kalanis linkes Vorderbein in einer 5½ stündigen Operation mit Platten und Schrauben erfolgreich stabilisiert wurde, war die erste Hürde, Kalani an das «Alleinsein» in der Einzelbox zu gewöhnen. Eine gewisse Gefahr für ein stressbedingtes Labmagengeschwür war nicht von der Hand zu weisen. Den Pflegern im Tierspital ist es aber mit viel Liebe und Geduld gelungen, Kalanis Vertrauen zu gewinnen und der sonst so eigenwilligen- und temperamentvollen Kuh einen gewissen «Familienanschluss» zu bieten. Dies war zwingend wichtig, um die Genesung unserer Kuh erfolgreich fortführen zu können. So trug Kalani erst Gips, dann Schiene, später Stützverband verteilt über mehrere Wochen, bis der Knochen soweit verheilt war, um die Belastung weiter zu steigern. Zwischenzeitlich musste in einem kleinen Eingriff eine der Schrauben entfernt und eine kürzere ersetzt werden, da die beiden Schrauben laut Röntgenbild leicht störend auf die Sehne wirkten. Es ist alles reibungslos verlaufen.
Wie ging es zu Hause mit Kalani weiter?
Nach 12 Wochen Spitalaufenthalt entschieden wir uns, Kalani am 5. Juni nach Hause zu nehmen, um hier die zweite Phase der Reha in Angriff nehmen zu können. Peter Gasser aus Wynigen BE hat unsere Kuh professionell und mit dem nötigen Feingefühl nach Hause gebracht. Von da an haben wir zu 100% auf unser Bauchgefühl und die Signale von Kalani gehört , was sich als absolut richtig erwiesen hat. Eine Woche Einzelbox neben den Kälbern mit täglich zweimal 30 Minuten Physiotherapie, sprich geführtem Laufen und leichtem Weidegang, alles geführt und kontrolliert, um Knochen und vor allem auch Muskulatur wieder in die gewünschte Form zu bringen. Man spürte, wie Kalani sich täglich freute, wenn das Lederhälfterli parat gemacht wurde.
Wie konnte der Mehraufwand im Betriebsalltag bewältigt werden?
Der zeitliche Mehraufwand wurde von der ganzen Familie getragen, so dass die vorher doch eher abenteuerlich zu führende Kalani auch von den Mädchen (Delia 11 Jahre und Laura 9Jahre) geführt werden konnte. Kalani hatte begriffen, dass wir ihr helfen wollen. Täglich ist Kalani «runder» gelaufen und man hat gesehen, dass es ausschliesslich nur noch ein muskuläres Problem war.
Wie ging es weiter?
Nach einer Woche fällten wir den mutigen Entscheid, Kalani auf die Weide zu führen – sie dort freizulassen und sie die nächsten fünf Wochen in einer kleinen Herde mit Galtkühen verbringen zu lassen. Es war der beste Entscheid für unsere Kuh! Täglich ging es ihr besser, so dass sie vor dem Abkalben als 100% geheilt angesehen werden konnte.
Kalani war zum Zeitpunkt des Unfalls und der OP trächtig. Hat sie ihr Kalb bekommen?
Am Morgen des 1. August war Kalani etwas unruhig. Das Kalb war in leicht verdrehter Lage und wir haben es mit ein, zwei routinierten Handgriffen selber in die richtige Position gebracht. Die Geburt verlief danach entspannt und reibungslos. Sie bekam ein gesundes Doral-Kuhkalb mit dem Namen «Karishma» (das Wunder).
Wie geht es der Kuh und dem Kalb?
Kalani und Karishma geht es sehr, sehr gut.
Wie sehen Sie die Zukunft von Kalani?
Der Zukunft von Kalani steht absolut nichts im Weg. Nachdem sie den letzten - und für uns auch heikelsten Moment ebenfalls problemlos gemeistert hat, nämlich die Rückführung in die grosse Herde im Stall. Hier hatte es wieder «die Gesetze» der Herde mit Leitkühen, Kühen mit funktionierendem Hormonhaushalt , etwas glatteren Böden als auf der Weide etc. Davor hatten wir Respekt - jedoch ist auch hier alles zu 100% und ohne jeglichen Zwischenfall geglückt.
Welchen Stellenwert hat Kalani für Sie und den Betrieb?
Den gleich hohen wie vor dem Unfall, denn bei uns werden alle Tiere mit dem gleichen Respekt und den gleichen Chancen behandelt. Ich glaube auch, dass sie nicht mehr sein möchte als sie ist. Kalani ist zufrieden in ihrer Herde, produziert sehr gut Milch und fällt nicht mehr auf - eine Kuh die einem nicht auffällt, das ist eine gute Kuh, denn sie hat keine Probleme.
Haben Sie die Tierarztrechnung für die Operation und Behandlung erhalten?
Ja und auch schon bezahlt.
Wie hoch ist Sie?
Ich werde hier keine Zahlen nennen, da jeder Fall individuell beurteilt werden muss. Es wäre nicht fair gegenüber einem anderen Tier in ähnlicher Lage, Kalanis Fall als Richtwert anzunehmen.
Haben Sie mit diesen Kosten gerechnet?
Ja, absolut. Der Kostenvoranschlag hat den Wert der Kuh nicht überschritten. Mit dem kleinen Zusatzeingriff, dem Entfernen der zwei Schrauben, überschreiten wir den Wert von Kuh und Kalb nicht – damit ist ja alles gut.
Tragen Sie die angefallenen Kosten allein?
Ja, bis auf zwei Bargeldspenden. Eine von Celine Rüegsegger und eine von zwei tierliebenden Frauen aus Bettenhausen BE, welche uns nebst der Spende einen wunderschönen – anonymen – Brief geschrieben haben. Wir würden uns gern persönlich bedanken, falls sie sich melden möchten. Mit den beiden Geldspenden konnten wir den Rücktransport von Kalani zu 100% finanzieren. Kalanis Milch hilft dem Betrieb – nun hilft der Betrieb Kalani.
Würden Sie sich wieder für eine Operation entscheiden?
Selbstverständlich. Wir konnten Kuh und Kalb retten.
Beenden Sie die Sätze…
Eine Operation bei einer Kuh ist… manchmal wie bei einem Menschen die beste Möglichkeit, um wieder ohne Beschwerden laufen zu können.
Landwirtschaft ist… Liebe, Leidenschaft und Tradition.
Dennoch fehlt mir die Frage, wie sie entschieden hätten, wenn die veranschlagten OP-Kosten den Wert der Kuh merklich überschritten hätte.
Nicht selten ist das grad bei Jungtieren der Fall, dass eine Nehandlung ein Mehrfaches davon ausmacht.
Jöö ist ja ganz nett und mancher Betrieb bringt die Kuh ins Tierspital, wenn die Prognosen gut sind, denn die Plätze da sind fast immer voll besetzt, aber es muss in einem realistischen Verhältnis stehen. Jöö zahlt nun mal keine Rechnungen und auch hier hat der Bauer das nebst den Erfolgsaussichten in seine Entscheidungen einfliessen lassen, so wie es jeder tut. Schön ging es am Ende auf. Nicht immer wird dieses Risiko belohnt.
verdienen Hochachtung und Respekt.
Ich kann es nicht glauben. Danke vielmals für euer Handeln. Das gibt es ja nicht mehr. Mir kommen die Tränen.Danke nochmal.
Eine vo de wenige wo sini Tier no bedütig hei und nid nur profitiert und wes nüm geit wärdesi eifach gmetzget...wäs är für d Kalani gmacht het isch eifach vo härze mega schön und zeigt dasechs ou cha lohne mau öbis für z Tier z mache!
Meine Hochachtung
Ich hatte eine 2 jährigen Kater mit luxiertem Halswirbel. Er war ganz gelähmt, nichts funktionierte mehr.
Durch eine Operation mit Platte und Schrauben in der Uniklinik für Kleintiere in Bern, hat man ihm dazu 15 Jahre geschenkt. Er konnte nach einem halben Jahr wieder seiner Mäusejagt nachgehen und es hatte sich eine sehr intensive Beziehung zu unserer Familie entwickelt. Eine erfolgreiche Erfahrung die man nie vergessen kann.