Abgetränkt auf dem Geburtsbetrieb: Kälber, wie hier auf einem Biohof in Sempach, wachsen ohne Antibiotika auf. – zvg
Beim Projekt «Zuhause gross werden» werden Bio-Kälber auf ihrem Geburtsbetrieb vier Monate abgetränkt. Danach bleiben sie auf dem Betrieb oder wechseln auf einen Partnerbetrieb. Aufgrund des geschlossenen Kreislaufs könne auf den Einsatz von Antibiotika verzichtet werden, schreibt KAGfreiland.
Der Einsatz von Antibiotika in der Kälberaufzucht sei oftmals unumgänglich, heisst es in der Mitteilung der Nutztierschutz-Organisation. Dies deshalb, weil die meisten Kälber im Alter von drei bis vier Wochen ihren Geburtsbetrieb verlassen.
Das Problem: Ihre Immunität ist nicht vollständig ausgebildet ist. «In diesem <Immunitätsloch> sind die Kälber besonders anfällig für Infektionen und benötigen deshalb Antibiotika», schreibt KAGfreiland. Um dies zu verhindern, lancierte Bio Luzern im Frühling 2022 das Projekt «Zuhause gross werden – Kälber abtränken auf dem Geburtsbetrieb».
Kälber treffen auf bekanntes Stallklima
Das Projekt hat das Ziel, dass Kälber von Bio-Milchbetrieben auf dem Geburtsbetrieb bis zum Alter von vier Monaten abgetränkt werden. Anschliessend blieben sie auf diesem Betrieb oder werden an einen Partnerbetrieb zur Bio-Weidemast vermittelt. Dort leben bereits ältere Tiere, die ursprünglich vom selben Geburtsbetrieb stammen und ebenfalls dort abgetränkt wurden.
Kälber würden so auf ein bekanntes Stallklima treffen, was in Kombination mit der späteren Umstallung entscheidend für die Gesundheit der Tiere ist. Gemäss KAGfreiland zeigen Erfahrungen von Bauern, die beim Projekt mitmachen, dass der Einsatz von Antibiotika praktisch auf null gesenkt werden kann.
1800 Kälber bis 2026
Bis Ende 2026 sollen mindestens 1800 Kälber auf 40 Biobetrieben im Kanton Luzern und weiteren Innerschweizer Kantonen vom Projekt profitieren. KAGfreiland will das Projekt nun über den Kanton Luzern hinaus einführen. Neu können auch Betriebe aus den Kantonen Aargau und Zug mitmachen. Ausführliche Informationen gibt es
Der Kälbergesundheitsdienst begleitet das Projekt wissenschaftlich und leitet die Resultate dem Bundesamt für Landwirtschaft weiter. «Dies mit dem Ziel, dass später durch den Bund Anreize beispielsweise in Form von Direktzahlungen geschaffen werden, um das Abtränken auf Geburtsbetrieben zu fördern», heisst es auf der Website.
Unterstützungsbeitrag beantragen
Für eine Teilnahme am Projekt braucht es nebst Fachwissen auch die entsprechende Infrastruktur. «Oftmals sind grössere Flächen und somit bauliche Massnahmen notwendig, um den Kälbern den Platz zu gewähren, den sie brauchen», schreibt die Organisation auf der Website.
Landwirte, die beim Projekt mitmachen, können nebst der Beratung auch einen Unterstützungsbeitrag beantragen. Dieser wird von den verschiedenen Partner-Organisationen getragen, im Kanton Luzern und den Innerschweizer Kantonen hauptumfänglich von der Albert-Koechlin-Stiftung.
2 Responses
Wer seine Nachzucht schätzt, selber hegt und pflegt und erst als Nutzkuh oder als schweres Mastkalb verkauft, weiss das schon lange. Dazu braucht Bauer nicht mal Bio zu sein. Warum aber von nur Biobetriebe gesucht werden, ist mir schleierhaft. Ist der ÖLN- Bauer ein schlechter Bauer, wenn er mit geschlossenen Systemen seinen Tieren optimale Bedingungen zu verschafft? Ein Miteinander statt Gegeneinander wäre wünschenswert. Dankeschön!
Mit 4 Monaten ist ein Kalb auch nicht abgetränkt. Besser genug Milch geben und lange genug dann brauchts kein Antibiotikum.