«Das Einsetzen von Fischen, ein sogenannter Fischbesatz, ist nur in ganz bestimmten Fällen sinnvoll», sagte Robert Arlinghaus vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universität Berlin.
zvg
Das Einsetzen von Jungfischen bringt einer Studie zufolge bei bestimmten Seen viel weniger für den Bestand als gezielte Renaturierungsmassnahmen.
«Das Einsetzen von Fischen, ein sogenannter Fischbesatz, ist nur in ganz bestimmten Fällen sinnvoll», sagte Robert Arlinghaus vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universität Berlin. Er ist Leiter der im Fachjournal «Science» vorgestellten Studie.
Herstellung natürlicher Lebensräume
Das Team um Arlinghaus hatten sechs Jahre lang 20 Baggerseen in Niedersachsen untersucht. In einigen wurden Flachwasserzonen geschaffen, in weiteren Fische ausgesetzt, in andere wurde Totholz eingebracht. Am erfolgreichsten sei die Einrichtung von Flachwasserzonen gewesen, hiess es nun.
In Baggerseen fehlen diese ökologisch bedeutenden Lebensräume in der Regel. In den Zonen erwärmt sich im Frühling das Wasser recht schnell, Jungfische können dort gut aufwachsen und sind vor Räubern besser geschützt.
«Es ist eigentlich etwas ganz Offensichtliches: Die Herstellung natürlicher Lebensräume ist wirksamer als an einzelnen Arten herumzudoktern», erklärte Arlinghaus. «Das Prinzip gilt auch für andere Seen und Flüsse. Wann immer man die kritischen Lebensräume verbessern kann, sollten die biologischen Lebensgemeinschaften besser reagieren, als wenn man Alternativen einsetzt, die nur einzelnen Arten zugute kommen.»
Falscher Ansatz weit verbreitet
«Den Fokus auf einzelne Arten haben wir nicht nur im Fischereimanagement, sondern er ist generell im Naturschutz weit verbreitet», erläuterte Mitautor Christian Wolter vom IGB. «Mit unserer Studie zeigen wir, dass es mehr hilft, den gesamten Lebensraum in den Blick zu nehmen», erläuterte der Erstautor der Studie, Johannes Radinger vom IGB.
Das helfe der gesamten Lebensgemeinschaft. Bei den mit Flachwasserzonen natürlicher gestalteten Baggerseen zum Beispiel hätten auch Wasserpflanzen und Libellen profitiert.