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«Für jeden, der Direktvermarktung macht»

ats |

 

Urs Rubi, Bioschweinezüchter aus Uttigen BE, will in Zukunft Schweinefleisch aus Hoftötung vermarkten. Letzte Woche wurde bei ihm die erste Schweine-Hoftötung durchgeführt, er gibt einen Einblick dazu.

 

«Schweizer Bauer»: Wieso haben Sie sich dafür entschieden, auf Ihrem Betrieb mit der Hoftötung der Schweine zu beginnen?
Urs Rubi: Für mich als Bauer fängt das Leben einer Sau bei der Geburt an und hört dann auf, wenn sie entblutet ist. Wir haben in der Haltung, Aufzucht und Mast so viele Vorschriften und machen so viel, damit es unseren Tieren gut geht, dass es für mich eine Katastrophe ist, wenn ich hören muss, was mit unseren Schweinen in den letzten Minuten ihres Lebens passiert. Was nützt uns der beste Tierschutz, wenn sie in den letzten zwei Minuten im CO₂-Gas Erstickungsangst haben und viele Tiere trotzdem nachbetäubt werden müssen? Jeder weiss, dass es so ist, aber niemand macht etwas dagegen, das ist in meinen Augen skandalös und ein Verbrechen. Für mich ist Hoftötung eine Wertschätzung dem Tier gegenüber. Es hat ein anständiges Leben gehabt, und das Leben wird auch anständig beendet.

 

Wie sind Sie auf die Hoftötung als Option für Ihren Betrieb gekommen?
Das hat sich einfach so ergeben. Ich arbeite mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) an einem Projekt «Mein Hausschwein» mit, welches durch Vierrassenkreuzungen eine neue Schweinerasse für den Biolandbau züchten möchte. Durch die Kontakte und Verbindungen mit diesem Projekt halte ich neben den konventionellen Edelschweinen auf meinem Betrieb auch Schwäbisch Hällische Landschweine und habe dann einmal von der Hoftötung für Schweine gehört und gewusst, dass ich das für meinen Betrieb auch anwenden möchte.

 

 

Wie lief die Hoftötung auf Ihrem Betrieb ab?
Das Schwein wurde durch Futter auf die mobile Plattform mit integriertem Auffangbecken für das Blut gelockt. Sobald es richtig auf der Plattform stand, wurde es von einer ausgebildeten Person mit Elektroschock betäubt. Nach der erfolgreichen Betäubung wurde der Entblutungsstich gesetzt und das Schwein so getötet. Die Plattform wurde samt Schwein in den Anhänger gezogen. Danach wurde das tote Schwein im Anhänger fixiert und in das Partnerschlachthaus gefahren, wo es ausgenommen und weiterverarbeitet wurde.

 

Wie war die erste Hoftötung für Sie?
Emotional war die erste Hoftötung für mich problemlos. Ich werde definitiv in Zukunft auf Hoftötung setzten. Wenn es mit dem Töten der Tiere so abläuft, ist es in meinen Augen perfekt. Nach der ersten Hoftötung habe ich jetzt auch gesehen, wo es für meinen Betrieb und die Hoftötung noch Optimierungspotenzial gibt. Ich habe schon viele Ideen, was ich auf meinem Betrieb baulich anpassen kann, damit die Hoftötung in den betrieblichen Ablauf voll integriert werden und effizient gestaltet werden kann. Die erste Hoftötung war der erste Schritt in eine spannende Zukunft, es bleibt interessant, sehr interessant.

 

Was ist Ihre Vision?
Wie gesagt: den Betrieb mit wenigen baulichen Massnahmen so anzupassen, dass sich die Hoftötung in Zukunft sehr effizient gestalten lässt. Ich möchte pro Monat zwischen vier bis zehn Tiere aus der Hoftötung vermarkten können, wenn es mehr geben sollte und der Absatz da ist, dann mache ich auch mehr.

 

 

In dem Fall vermarkten Sie das Fleisch aus der Hoftötung auch direkt?
Ja, es wird alles in die Direktvermarktung gehen. Der Aufbau der Direktvermarktung braucht viel Durchhaltevermögen und einen grossen Willen, und am Anfang werde ich sicher schauen, dass ich nicht zu viel produziere und dem Konsumenten bewusst mache, dass alle Stücke des Tiers Edelstücke sind, es gibt keine unedlen Stücke.

 

Was empfehlen Sie interessierten Landwirtinnen und Landwirten?
Sich über die verschiedenen Möglichkeiten der Hoftötung von Schweinen zu informieren. Mit den Konsumenten und Abnehmern das Gespräch zu suchen und dann nicht zu viel zu studieren, sondern relativ zügig ins kalte Wasser zu springen und sich zu getrauen, neue Wege zu gehen.

 

Für welche Betriebe ist die Hoftötung geeignet?
Meiner Meinung nach, muss sich jeder Betrieb, der Direktvermarktung machen möchte, die Hoftötung als Option überlegen. 

 

Beenden Sie die Sätze…
Hoftötung ist... der konsequente Abschluss einer tierschutzgerechten Haltung.
Schweine sind… herrliche Tiere.
Landwirtschaft ist… der respektvolle Umgang mit Tieren und Pflanzen.

 

Betriebsspiegel

 

Produktionsform: Bio (Knospe-Betrieb seit 2013)
Fläche: 8,5 ha
Betriebszweige: Bioferkelproduktion mit 48 Sauenplätzen, Ackerbau (Weizen, Gerste, Speisehafer, Mais), Pensionspferde. ats

 

Kommentare (1)

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  • Christine Meyer | 23.03.2023
    Bravo!
    Hofschlachtung ist die humanste Schlachtart die es überhaupt gibt.
    Hoffentlich sehn die Bürokraten das auch mal ein und hören auf den Bauern Steine in den Weg zu legen.

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