Die Suisag hat Mitte Juni ihren Gesundheitsbericht 2023 veröffentlicht. Seine Hauptaussage: Die Schweizer Schweine sind gesund. Dies ist insofern relevant, als dass Tiergesundheit zunehmend zu einem wichtigen Thema gesellschaftlicher Diskussionen wird.
Die Tiergesundheit beeinflusst die Wahrnehmung der Landwirtschaft durch die Bevölkerung, den politischen Rückhalt der Schweinehaltung sowie die Nachfrage nach Schweinefleisch. Vor diesem Hintergrund bleibt es wichtig, die Tiergesundheit laufend zu beobachten und bei Bedarf Massnahmen zu ergreifen.
SuisSano auf Kurs
Die Suisag hat mit SuisSano ein eignes Gesundheitsprogramm aufgebaut, mit SuisKlein gibt es eine abgespeckte Version für kleine Mast- und Alpbetriebe. Laut den neuesten Zahlen waren 2023 insgesamt 97 Prozent aller rund 1’500 dem Schweinegesundheitsdienst (SGD) angeschlossenen Schweinezüchter im SuisSano-Programm. Ebenfalls halten knapp 2’000 Mäster die SuisSano-Regeln ein, welche unter anderem das Führen des elektronischen Behandlungsjournals (EBJ) verlangen.
Etwa 700 kleinere Mastbetriebe sind bei SuisKlein registriert. 14 Prozent aller SuisKlein-Betriebe sind Alpbetriebe. Ganz wenige Betriebe gibt es bei der Suisag auch, die weder bei SuisSano noch bei SuisKlein mitmachen, aber dennoch dem SGD angeschlossen sind. Dieser, der SGD, betreute 2’023 insgesamt 88’374 Muttersauen und 72’0708 Mastplätze. Die Zahl der SGD-Zuchtsauen sinkt sein vielen Jahren langsam, aber kontinuierlich. Grund ist der Strukturwandel der Schweizer Schweineproduktion.
In den letzten zwei Jahren war die Abnahme aufgrund der tiefen Schweinepreise grösser als in den Jahren zuvor. Auch bei den Mastbetrieben ist dieser Strukturwandel vor allem ab dem Jahr 2023 deutlich ersichtlich. Und die Suisag rechnet damit, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren fortsetzen wird.
4’000 Betriebsbesuche
So viel zur Statistik. Doch der Bericht würde nicht Gesundheitsbericht heissen, wenn nicht Gesundheitsthemen im Fokus stehen würden. Knapp 4’000 Betriebsbesuche hat der SGD letztes Jahr durchgeführt. Seit April 2023 arbeiten die SGD-Berater mit einem mobilen Besuchsprotokoll und erfassen alle Daten direkt über Smartphone oder Tablet. In diesem werden auch Abmachungen mit dem Betriebsleiter erfasst, die etwa die Biosicherheit umfassen.
Die meisten Bemerkungen respektive Empfehlungen betrafen letztes Jahr die Bereiche Gesundheit und das Ausfüllen des EBJ oder des Sauenplaners. In über 10 Prozent der Besuchsprotokolle wurden Empfehlungen zur Verbesserung des Managements, etwa die Optimierung der Nabelpflege bei Saugferkeln oder in der Praxis bewährte Tipps beim Auftreten von Kannibalismus gemacht. Auch oft angesprochen wurde die Verbesserung der Biosicherheit.
Doppelzäune fehlen
Spezifische Auswertungen zu Biosicherheit zeigen, dass sowohl in Zucht- als auch in Mastbetrieben bei der Abgrenzung gegen Aussen Verbesserungspotential besteht. Eine Suisag-interne Auswertung im Herbst 2023 hat gezeigt, dass das Optimierungspotenzial vor allem bei der Umzäunung des Betriebsgeländes sowie beim Doppelzaun um Ausläufe besteht. Erfreulich sind hingegen die Resultate hinsichtlich Schadnagerbekämpfung. Auch das Besucherjournal wird fast in allen Betrieben geführt. Die Besucherhygiene und -Schleuse ist insbesondere in Mastbetrieben nicht immer optimal.
ASP-Risikoampel
Die Risikoampel ist ein Online-Test, der aufzeigt, wie gut die Biosicherheitsmassnahmen zum Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP) sind. Dazu beantwortet man Fragen zu den Bereichen Sicherung des Betriebs, Sicherung des Stalls und Arbeitsabläufe.
Das Tool bewertet mit den Ampelfarben Grün, Gelb und Rot, wie stark jeder Aspekt das Risiko eines ASP-Eintrags verringert oder erhöht. Alle Risikofaktoren werden aufgelistet, und es gibt konkrete Hinweise zu Verbesserungsmassnahmen. sum
Zur Einschätzung, wie hoch das Risiko einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auf den Betrieb ist, können Betriebsleiter seit 2021 die ASP-Risikoampel ausfüllen. Laut dem Gesundheitsbericht haben 23 Prozent der Zucht- und 13 Prozent der Mastbetriebe ein geringes Risiko einer Einschleppung der seiche, bei 36 Prozent der Zucht- und 26 Prozent der Mastbetriebe wird das Risiko mit mittel angegeben. 1 Prozent der Mastbetriebe, die die Risikoampel ausgefüllt haben, haben ein hohes Risiko.
Ferkel mit Durchfall
Der Bericht beinhaltet auch die Auswertung aller Einträge ins EBJ. Bei den Saug- und Absetzferkeln war der der häufigste Behandlungsgrund Durchfall. Bei Mastschweinen und Remonten sowie Galtsauen und Ebern standen Probleme im Bewegungsapparat im Vordergrund, etwa Gelenksentzündungen, Arthritis oder Probleme an den Klauen- und den unteren Gliedmassen. Säugende Muttersauen mussten am häufigsten wegen Problemen bei der Geburt und in der Nachgeburtsphase behandelt werden.
Die Ferkel profitieren von einem besseren Aufzuchtvermögen ihrer Mütter.
Suisag
Beim Antibiotikaeinsatz werden die kritischen Antibiotika, die nur im Notfall eingesetzt werden sollen, separat erfasst. Bei den Schweinen wurden kritische Antibiotika in den meisten Tierkategorien denn auch nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich eingesetzt. Einzig bei den Absetzferkeln wurden knapp 10 Prozent kritische Antibiotika eingesetzt.
Erster Klauenkurs
Aufgrund der sehr hohen Abdeckung von über 95 Prozent der schweizerischen Schweinebestände hat das SGD-Gesundheitsprogramm der Suisag für den Gesundheitszustand aller Schweizer Schweinebestände eine hohe Relevanz. Das gilt für die Betriebe, die Branche und sämtliche an der Wertschöpfungskette beteiligten Partner. Es besteht laut der Suisag auch nach dem Jahr 2023 kein akuter Handlungsbedarf hinsichtlich Verbesserung der Schweinehaltung und Schweinegesundheit.
Allerdings: Neben Fällen von Ödemkrankheit und Durchfällen waren auch im Jahr 2023 Lahmheiten und Klauenprobleme, diese vor allem bei Sauen, Schwerpunkte in der Beratung. Zu diesem Thema wie auch zur Fruchtbarkeit wurde einerseits das Know-how seitens SGD weiter ausgebaut und neue Dienstleistungen für die Schweinehaltenden wurden erarbeitet.
Im Frühjahr 2024 bot der SGD erstmals einen Klauenkurs für Schweinehalter an. Auch das Thema Biosicherheit wurde im Rahmen der Betriebsbesuche mit den Betriebsleitenden verstärkt betont. Obwohl der SGD in der Beratung seit längerem auf die Bedrohungen im Bereich Biosicherheit und auf das Analysetool ASP-Risikoampel hinweist, besteht laut der Suisag diesbezüglich weiterhin Verbesserungsbedarf in der Praxis.