Dazu mussten die helfenden Tiere am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf (Deutschland) mit ihren Schnauzen kleine Türen öffnen. Die Tiere helfen anderen also gezielt.
Eingesperrten Schweine geholfen
Liza R. Moscovice vom FBN und ihr Kollege Jean-Loup Rault von der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben eine neuartige Methode entwickelt, um das Hilfsverhalten der Schweine zu analysieren. Dabei werden Schweine in ihren normalen sozialen Gruppen innerhalb ihrer üblichen Stallumgebung einer für sie neuen Situation ausgesetzt: In ihrem Stall befinden sich zwei identische Abteile. Jedes Abteil hat ein Fenster und eine Tür, die nur von aussen geöffnet werden können.
Dafür muss ein Griff hoch genug angehoben werden, um einen Riegel zu lösen. Ein Schwein wird kurz aus seiner Bucht genommen und dann in eines der beiden Abteile gesetzt. Die anderen Schweine können dann frei und ohne jegliche Anleitung entscheiden, ob sie eine Tür öffnen wollen, und wenn ja, ob sie die Tür öffnen, um das gefangene Schwein zu befreien, oder ob sie die Tür zum leeren Abteil öffnen.
Brauchen soziales Gefüge
Der Studie zufolge öffneten Schweine häufiger und schneller die Tür, hinter der sich der Artgenosse befand, als die Tür zu der leeren Box. Zudem stellten die Autoren einen positiven Effekt fest zwischen der Zeit, die ein Schwein in Richtung des Fensters mit dem eingesperrten Tier schaute, und der Wahrscheinlichkeit, dass dieses Tier tatsächlich die Tür öffnet. Eingesperrten Schweinen, die besonders deutlich ihren Unmut bekundet hätten, sei schneller geholfen worden als anderen. Es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Beweggründe für dieses Verhalten zu ermitteln.
Moscovice hält es für wichtig, das Bewusstsein für das Sozialverhalten und die kognitiven Fähigkeiten von Nutztieren zu stärken. «Diese Forschung unterstreicht wirklich, dass Schweine in ihrem sozialen Gefüge bleiben wollen. Und es ist stressig für sie, getrennt zu werden, auch bei kurzen Trennungen.» Dies sollte in der Haltung berücksichtigt werden.
Schweine mehr Kontrolle geben
Ausserdem werde deutlich, dass Schweine sehr neugierig seien und gern Kontrolle über ihre Umwelt hätten. Auch das könne man gegebenenfalls in Haltungen berücksichtigen. So könne man den Tieren beispielsweise verschiedene Optionen geben, wenn es darum gehe, sie von einem Areal zu einem anderen zu bekommen. Türen öffnen könnten sie schliesslich.
«Schweinehalterinnen und -halter können mithilfe dieser Erkenntnisse ein positives Gruppenverhalten fördern, indem sie den Schweinen beispielsweise mehr Kontrolle über ihre Umgebung geben», schreiben die Forschenden.