Eine Studie der Universität Bonn (D) zeigt, dass sich mit der Ansäuerung der Gülle die Ammoniak-Emissionen im Stall um etwa 40 Prozent reduzieren lassen. Noch deutlicher senkt sie die Entstehung von Methan, eines starken Treibhausgases. Die Methode könnte daher auch einen wichtigen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten. Doch es gibt rechtliche Hindernisse.
In die Umwelt abgegebenes Ammoniak macht Probleme. In Deutschland ist gemäss den Forschenden die Landwirtschaft für 95 Prozent dieser Emissionen verantwortlich. Das farblose, stechend riechende Gas wirkt in höheren Konzentrationen toxisch. Es kann zudem zur Überdüngung von Gewässern beitragen und durch Reaktion mit anderen Luftschadstoffen Feinstaub bilden.
Als besonders kritisch gilt seine Umsetzung zu Lachgas, einem Treibhausgas, das etwa 300 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid ist. Lachgas trägt nach Schätzungen rund zehn Prozent zur globalen Erwärmung bei.
Wie lassen sich Ammoniak-Emissionen, ohne dass Landwirte dazu äusserst kostspielige Neu- oder Umbauten ihrer Stallungen vornehmen müssen? «Wir haben in den vergangenen drei Jahren ein Verfahren getestet, mit dem sich bestehende Stallungen nachrüsten lassen», erklärt Veronika Overmeyer vom Institut für Landtechnik (ILT) der Universität Bonn.
Mechanismus bereits länger bekannt
Zusammen mit den Projektpartnern, den Unternehmen SF-Soepenberg und Hölscher + Leuschner, haben die Forschenden dazu auf eine bewährte Methode zurückgegriffen: die Ansäuerung von Gülle mit Schwefelsäure. Oft werden Schweine und Rinder auf Spaltenböden gehalten. Ihre Exkremente fallen dabei durch Öffnungen im Boden in den darunter liegenden Güllekanal. Dort werden sie so lange aufbewahrt, bis sie zu Beginn der nächsten Vegetationsperiode als Dünger verwendet werden.
«Aus dem Kot-Urin-Gemisch wird permanent Ammoniak freigesetzt», sagt Overmeyer. «Die Zugabe von Säure führt dazu, dass Ammoniak als Ammonium vorliegt, das nicht gasförmig entweichen kann und somit in der Gülle verbleibt», sagt sie weiter. Dieser Mechanismus ist bereits lange bekannt. So wird der Flüssigmist heute schon teilweise bei der Ausbringung auf die Felder mit Säure versetzt. Dadurch lassen sich allerdings nicht die Ausgasungen in den Griff bekommen, die im Stall oder bei der Lagerung der Gülle entstehen.
Spezieller Rührbehälter
Die Exkremente direkt im Güllekanal anzusäuern, kann unter bestimmten Umständen gefährlich sein, da dabei giftiger Schwefelwasserstoff entstehen kann. Der Prozess wurde daher aus dem Stall verlagert. «Wir pumpen den Flüssigmist alle paar Tage in einen speziellen Rührbehälter, wo er mit Schwefelsäure vermischt wird. Die frisch angesäuerte Gülle wird dann zurück in den Güllekanal gepumpt», erklärt Forscherin Overmeyer. Somit kann die Gülle weiterhin im Stall gelagert werden, während zugleich die Ammoniak-Emissionen vermindert werden.
Diese gingen in der Studie um knapp 40 Prozent zurück. Bei einer Optimierung der Methode sind sogar Werte von mehr als 60 Prozent denkbar. Die Ammoniak-Emissionen bei der Düngung mit dem vorbehandelten Flüssigmist sind ebenfalls deutlich geringer. Da die angesäuerten Exkremente grössere Mengen Stickstoff und Schwefel als normalerweise enthalten, haben sie zudem eine noch bessere Düngewirkung.
Methan-Emissionen stark gesenkt
Unerwartet war zudem eine weitere Beobachtung: Die Ansäuerung unterdrückte auch die Entstehung von Methan, eines sehr starken Klimagases. 10 bis 15 Prozent des menschgemachten Methans stammen aus der Gülle-Lagerung. «Mit unserer Methode konnten wir die Methan-Emissionen um zwei Drittel reduzieren», erklärt Wolfgang Büscher vom ILT, der die Studie betreut hat. «Wir schlagen damit also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe», hält er fest.
Die Nachrüstung ist nicht umsonst zu haben. Im Vergleich zu aufwändigen Um- oder gar Neubauten ist sie gemäss den Forschern aber vergleichsweise kostengünstig. Zudem habe der Landwirt durch die bessere Düngewirkung auch noch einen zusätzlichen Nutzen. Dennoch scheitert die Lösung momentan an der deutschen Rechtslage. Danach ist die Zugabe von Säure zu gelagerter Gülle nur erlaubt, wenn der Güllekanal zuvor mit Spezialfolie abgedichtet wurde. «Das verteuert die Umrüstung erheblich. Dabei zeigen Studien, dass diese Massnahme nicht notwendig ist, weil trotz des leicht erniedrigten pH-Wertes im Flüssigmist die Wände der Güllekanäle nicht signifikant schneller abgenutzt werden», sagt Overmeyer.
Ihre Hoffnung setzt sie nun auf einen neuen Referentenentwurf, der vorschlägt, die gesetzliche Abdichtungspflicht abzuschaffen. Der liegt aber bereits seit Jahren vor und wurde bislang noch nicht in ein Gesetz gegossen. «Mich ärgert das etwas. Einerseits erwarten wir, dass die Landwirte umweltfreundlicher arbeiten, und andererseits legen wir ihnen dabei Steine in den Weg», sagt Overmeyer.
Lösung: Beim Anbindestall !