Kritik an einem aktuellen Marktcheck der Umweltorganisation Greenpeace hat der Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS) geübt. In dem Marktcheck schreibt Greenpeace, dass 90% des Schweinefleischs in Österreich aus Haltungen stamme, die lediglich dem gesetzlichen Mindeststandard entsprechen und keine Tierwohlkriterien erfüllen.
«Entspricht nicht der Realität»
Diese Behauptung ist laut VÖS eine Fehldarstellung und entspricht nicht der Realität. Das zeige ein Blick auf die Daten der österreichischen Klassifizierungsdienste. Alle in Österreich gehaltenen Schweine würden nach schärferen Standards gehalten als die EU vorgebe, und für mehr als die Hälfte der österreichischen Schweine würden noch höhere Auflagen gelten. Nach Angaben des VÖS wurden im Jahr 2023 rund 41% der Schweine gemäß österreichischem Mindeststandard gehalten.
Dieser gehe bereits beim Platzangebot, den Vorgaben für die Haltung von Mutterschweinen sowie der Gruppenhaltung von Mastschweinen über den geltenden EU-Standard hinaus. Knapp 53% der Schweine würden im Rahmen der Basis-Kriterien des Gütesiegels der Agrarmarkt Austria (AMA) gehalten, wo neben umfassenden Vorgaben ein um 10% höheres Platzangebot, kontrollierte Futtermittel und regelmäßige Kontrollen vorgeschrieben seien. Außerdem dürfe ab 2024 nur noch entwaldungsfreies Soja eingesetzt werden.
2% Haltung nach Bio-Richtlinien
Bei weiteren 4% der Schweine würden die Kriterien des AMA-Gütesiegel-Moduls «Mehr Tierwohl» gelten, so der Verband. Hier würden je nach Stufe 60% beziehungsweise 100% mehr Platz angeboten, und in der höchsten Stufe seien unter anderem ein Auslauf und ausschließlich europäische, gentechnikfreie Futtermittel vorgeschrieben sind. Die verbleibenden 2% der Schweine würden nach Bio-Richtlinien gehalten.
«Wir nehmen den Tier- und Umweltschutz in der Schweinehaltung ernst, und setzen seit Jahren alles daran, unsere Leuchtturmprojekte in diesen Bereichen von Nischenprogrammen zu breitentauglichen Produktlinien auszubauen», erklärte VÖS-Obmann Franz Rauscher. Tatsächlich würden die Segmente Bio- und Tierwohl-Schweinehaltung stark wachsen. Die Zahl der Schweine, die in solchen Pionier-Systemen gehalten würden, habe sich seit 2019 mehr als verdoppelt.
An einem Strang ziehen
Der flächendeckende Ausbau der Bio- und Tierwohl-Schweinehaltung kann nach Ansicht von Rauscher nur gelingen, wenn alle Partner entlang der Wertschöpfungskette und letztlich auch die Konsumenten an einem Strang ziehen. Neben einer umfassenden Herkunftskennzeichnung könne auch eine Auslobung der Haltungsformen zielführend sein, um die Nachfrage nach Bio- und Tierwohlfleisch anzukurbeln.
«Die Umstellung zu mehr Tierwohl ist angelaufen. Aber unsere landwirtschaftlichen Betriebe können nicht am Markt vorbei produzieren. Die Leute müssen die teurere, nach schärferen Kriterien produzierte Ware auch kaufen», gab Rauscher zu bedenken.
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