In Norditalien wurden tote Wildschweine entdeckt, die infiziert waren. – Matteo Aepli
Die Afrikanische Schweinepest ist für Hausschweine eine tödliche Gefahr. Landwirte drohen bei einem Ausbruch grosse finanzielle Einbussen. Nun wurden in Norditalien Wildschweinkadaver gefunden, die mit dem Virus infiziert waren. Die Branche ist alarmiert. Der Bund hat Massnahmen ergriffen.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich vom Osten Europas in Richtung Westen und Süden aus. In Polen wurden in den vergangenen Jahren dutzende Fälle entdeckt. In Deutschland wird versucht, mit einem Grenzzaun die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen. Doch es werden immer wieder tote Wildschweine entdeckt. In der Schweiz wurde bisher kein Fall entdeckt.
Hohes Risiko einer Einschleppung
Im August 2021 hat die Anzahl Kontaminationsherde bei Hausschweinen in Europa laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) ein sehr hohes Niveau erreicht. Das Risiko einer Einschleppung der ASP in die Schweiz sei daher hoch. Bislang wurde die hochansteckende Krankheit vor allem bei Wildschweinen vorgefunden. Sie kann aber auch auf das Hausschwein übertragen werden und führt in 90 Prozent der Fälle zum Tod. «Momentan ist die Afrikanische Schweinepest eine der grössten Gefahren für Tiere. Wir müssen auf ihr mögliches Auftreten in der Schweiz vorbereitet sein», erklärte BLV-Direktor Hans Wyss im Oktober 2021.
Nun wurde in Norditalien tote Wildschweine entdeckt, die mit Schweinepest-Virus infiziert waren. Das berichtet der «Blick» am Montag. Betroffen sind bislang 78 Gemeinden in Piemont und 36 in Ligurien. Das Seuchengebiet ist nur 135 Kilometer von der Tessiner Grenze entfernt.
Import aus Seuchengebiet gestoppt
Erste Bauern mussten Hausschweine keulen. Aus der sogenannten roten Zone darf kein Fleisch ausgeführt werden. In den Nachbarregionen ist man sehr besorgt. Denn in der Lombardei und der Emilia-Romagna werden Wurstwaren und der bekannte Parmaschinken produziert, rund 30’000 Personen finden in der Fleischbranchen beschäftigt. Italien ist gemäss «Blick» mit neun Millionen Schweinen und einem Umsatz von acht Milliarden Euro der siebtgrösste Fleischproduzent der EU.
Die BLV hat gemäss «Blick» alle Transporte von Schweinen und Fleischwaren aus dem italienischen Seuchengebiet stoppen. Schweizer Schweinebauern wurden aufgefordert, keine Essensreste an Schweine zu verfüttern, den Zugang zu den Ställen und die Umzäunung zu kontrollieren und eine Hygieneschleuse einzurichten.

BLV
Für Bauern existenzbedrohend
Die Bevölkerung wird aufgefordert, keine Fleischwaren aus der Region in die Schweiz einzuführen. Das Verfüttern von Speisresten an Haus- und Wildschweine ist verboten.
Die Schweinehalter in der Schweiz sind über die Fälle nahe der Schweizer Grenze besorgt. Zwar wurde hierzulande noch kein Fall entdeckt. «Dass das Virus nun auch im Süden auftritt, macht uns grosse Sorgen», sagt Raphael Helfenstein von Suisseporcs zu «Blick». Für die Schweizer Schweinebauern wäre ein Ausbruch der ASP existenzbedrohend. «Für einen möglichen Betriebsausfall kommt keine Versicherung auf», warnt Helfenstein.
Schweinepest
Die Weltorganisation für Tiergesundheit geht davon aus, dass ein Viertel der Schweine weltweit an der hochansteckenden ASP sterben könnte. Die für den Menschen ungefährliche Viruserkrankung führt bei infizierten Schweinen und Wildschweinen fast immer zum Tod.
Die Krankheit ist seit Langem in gewissen afrikanischen Ländern sowie in Sardinien verbreitet. Sie trat 2007 in Georgien auf und hat sich anschliessend in Russland und Osteuropa verbreitet. Kürzlich wurden auch in Deutschland ASP-Fälle nachgewiesen. Im August 2021 hat die Anzahl Kontaminationsherde bei Hausschweinen laut BLV in Europa ein sehr hohes Niveau erreicht. Das Risiko einer Einschleppung der ASP in die Schweiz sei daher hoch.
Das Virus ist äusserst resistent und kann sehr lange in der Umwelt verbleiben, besonders im Blut, in Fleischerzeugnissen und in Kadaver. Wenn Wild- oder Hausschweine solche Abfälle fressen, kann ein neuer Infektionsherd entstehen.
Angesichts der aktuellen Lage in Europa werden die Schweinehalter aufgerufen, sich unverzüglich an ihre Tierärztin oder ihren Tierarzt zu wenden, falls eines ihrer Tiere unklare Symptome zeigt. Der Verzehr von Schweinefleisch stellt für den Menschen keine Gefahr dar.