Roman Jud mit einer seiner Landrassesauen. An der norwegischen Genetik schätzt er den angenehmen Charakter.
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Roman Jud führt einen Schweinezuchtbetrieb in Hörhausen TG. Im Gegensatz zu vielen seiner Berufskollegen ist er nicht der Suisag, sondern der Qualiporc mit Sitz in Appenzell AI, die rund 200 Schweinehalter betreut, angeschlossen.
Viel Milch und Fleisch
Roman Jud hat rund 240 Sauenplätze – und in der Schweiz eine tragende Rolle in der Schweinezucht. «Wir arbeiten bei Qualiporc mit Topigs Norsvin zusammen, und ich habe Kernherden mit norwegischen Duroc und mit Mutterliniensauen der norwegischen Landrasse. Diese ist fleischiger als die Genetik aus der Schweiz, die Sauen sind sehr angenehm im Charakter, neugierig und zutraulich und geben viel Milch.» Topigs Norsvin ist nach verkauften Jungsauen das zweitgrösste Unternehmen weltweit.
«Wer Sperma will, muss vertraglich zusichern, dass er es nicht zur Produktion von Jungebern einsetzt.»
Eine Bedeutung, die hierzulande von Vorteil sei: «Meine Kernherden sind im norwegischen Herdebuch eingetragen, und die Kernzuchtpaarungen werden gezielt mit norwegischen Ebern durchgeführt. Auch die Zuchtwerte meiner Tiere sind gleichwertig mit denen der norwegischen Züchter. Ich bin deshalb immer im Bild, wie ich mit meiner Zucht weltweit dastehe.» Die Duroc-Vaterlinieneber von Roman Jud werden über die Qualiporc von den Ferkelproduzenten eingesetzt. Aber, so der Thurgauer Züchter: «Wer Sperma will, muss vertraglich zusichern, dass er es nicht zur Produktion von Jungebern einsetzt.»
Topigs Norsvin
Topigs Norsvin wurde 1958 von norwegischen Schweinehaltern gegründet und ist als weltweit tätiges Genetikunternehmen heute noch im Besitz von Landwirten. Laut dem «National Hog Farmer» soll das Herdebuch Daten von über 50 Millionen Zuchttieren beinhalten. 2024 belief sich der Nettogewinn des Unternehmens auf 7,7 Millionen Euro – eine Verdreifachung gegenüber 2023. Das Forschungs- und Innovationsbudget für 2025 beträgt 37 Millionen Euro.
=> Hier finden Sie mehr Informationen zu der Zusammenarbeit von Topigs Norsvin und Qualiporc.
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Seit 17 Jahren
In der Qualiporc-Genossenschaft ist Roman Jud seit 17 Jahren. «Damals war ich nicht im Gesundheitsdienst der Suisag, ich wollte mit meinem eigenen Tierarzt zusammenarbeiten», erinnert er sich. «Als die Qualiporc begonnen hat, einen eigenen Gesundheitsservice, den QGS, aufzubauen, habe ich das Konzept begrüsst und wollte von Beginn weg mitwirken.»
Danach sei er auch mit seiner Schweinezucht zum Unternehmen aus Appenzell gewechselt. Im QGS gibt es ein elektronisches Behandlungsjournal (EBJ). Die Teilnahme an einem solchen ist für alle Betriebe, die unter der Marke «QM Schweizer Fleisch» Schweine an den Handel liefern, obligatorisch.
Das Ziel ist die Optimierung respektive die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes. Für Roman Jud verständlich: «Damals war der Druck auf die Branche, diesbezüglich etwas zu unternehmen, gross. Das Führen des EBJ ist die bessere Lösung als das Verbot gewisser Medikamente.»
Eigene Tierarztpraxis
«Unsere Genossenschaft wurde 2005 gegründet mit dem Zweck, ihre Mitglieder zu unterstützen für eine wirtschaftliche und auf den Schweizer Markt ausgerichtete Schweinezucht», erinnert sich Urs Sutter vom Schweinehandelsunternehmen und Mischfutterproduzenten Johann Sutter AG aus Appenzell und Genossenschafter bei der Qualiporc an die Anfänge.
«Derzeit betreiben wir neben dem Zuchtservice mit eigenem Herdebuch und KB-Station und dem Gesundheitsservice QGS eine Tierarztpraxis für Schweinemedizin. Alle Dienstleistungen können auch von Betrieben in Anspruch genommen werden, welche nicht Genossenschafter der Qualiporc sind.»
Das Zuchtprogramm umfasse mehrere Vater- und Mutterlinien. «Unsere Rassen zeichnen sich durch hohe Fruchtbarkeit, stabile Fundamente und Robustheit aus, der Fokus im Mastbereich liegt auf hohen Zuwächsen, guter Futterverwertung und Top-Fleischqualität.»
Mit Aufwärtstrend
QGS habe man entwickelt, weil es damals keine integrierte Bestandesbetreuung in der Schweiz gegeben habe. «Weiter war es uns wichtig, den Produzenten eine Wahlmöglichkeit zwischen Suisag und Qualiporc zu bieten. Wir fokussieren uns auf den persönlichen Support, jeder Betriebsleiter arbeitet aber mit der Tierärztin oder dem Tierarzt seiner Wahl zusammen.
Derzeit verzeichnen wir einen stabilen Aufwärtstrend bei den Teilnehmerzahlen.» Der QGS sei aufgrund seiner Grösse sehr flexibel, ist Urs Sutter überzeugt. Und seit seiner Einführung und dem EBJ gebe es deutliche Fortschritte: «Das EBJ hilft, den Antibiotikaeinsatz auf dem Betrieb sichtbar zu machen. Insbesondere der Einsatz von kritischen und Reserveantibiotika konnte seit seiner Einführung deutlich gesenkt werden.»
Tierwohl im Vordergrund
Trotz allen Bemühungen würden aber manchmal Tiere krank, «und insbesondere in der Schweineproduktion mit ihrem hohen Anteil an Jungtieren und Saugferkeln kann der rasche und gezielte Einsatz von Antibiotika über Leben und Tod entscheiden. Das Tierwohl steht dabei im Vordergrund, kranke Tiere müssen adäquat behandelt werden. Deshalb darf es auch nicht das Ziel sein, den Antibiotikaeinsatz auf null zu senken.»