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Wie die Schweineproduktion in die Krise geriet

Die Schweinebauern ächzen unter der aktuellen Marktsituation. Eine kostendeckende Produktion ist nicht möglich. 

Bettina Kiener |

Bei den jetzigen Jager- und Schlachtschweinepreisen ist es nicht möglich, kostendeckend zu produzieren, wie der Suisseporcs-Kostenrechner zeigt. So haben die Mäster heuer ihre QM-Schweine im Schnitt für 3.47 Fr./kg SG verkauft und die Züchter ihre 25 Kilo schweren Jager für 4.55 Fr./kg LG. Das bei gestiegenen Kosten fürs Futter und Kapital. Und darum kämpfen manche Betriebe noch mit offenen Rechnungen aus dem letzten Jahr.

Nicht am Konsum orientiert

Das Problem ist hausgemacht. 2018 lief die Übergangsfrist für den aktuellen Mindestflächenbedarf bei den Mastschweinen aus, und einige Mastbetriebe stiegen aus der Schweineproduktion aus. Das war bekannt und die Zuchtbetriebe drosselten ihre Produktion entsprechend.

Gleichzeitig investierten die übrigen Mastbetriebe zum Teil in den Ausbau ihrer Ställe, was zu einem Ungleichgewicht zwischen den Zucht- und den Mastplätzen führte und zu einer hohen Nachfrage nach Mastjagern. Die Ferkelproduktion wurde dadurch wieder interessanter und darum ausgedehnt. Das wohlgemerkt bei einer sinkenden Nachfrage nach Schweinefleisch.

Denn der Pro-Kopf-Verbrauch nahm in den letzten Jahren stetig ab. 2013 assen Frau und Herr Schweizer noch fast 23,5 Kilo Schwynigs pro Jahr, letztes Jahr waren es nur noch 20,7 Kilo.

Zu grosse Produktion

Im letzten Herbst und Winter war die Krise vollends angerichtet, und das hiesige Angebot an Schlachtschweinen überstieg die Nachfrage massiv. Zur Marktentlastung wurde mit Geld vom Bund freiwillig Schweinefleisch eingefroren, und die Branche hat mithilfe eines Fonds, der hauptsächlich von den Bauern, aber auch vom Handel gespeist wurde, den Export von Schweinefleisch organisiert.

Weil das Angebot zu gross war, blieben die Mäster auf ihren schlachtreifen Schweinen sitzen. Ein Teufelskreis: Einerseits wurde die Produktionsmenge dadurch noch grösser und andererseits wurden die Produzentinnen mit Gewichtsabzügen bestraft. Notabene bei Schweinen, die mehr gefressen und so mehr gekostet hatten. Damals hiess es, dass jede zehnte Sau weg müsse für eine dem Bedarf angepasste Produktion.

Die Anderen sind schuld

Aktuelle Daten, ob dem so ist, kommen erst verzögert und gerne schieben die Produzenten, die Händlerinnen und die Verarbeiter einander die Verantwortung zur Marktsanierung in die Schuhe.

Die Daten des Bundesamts für Statistik zeigen, dass die Zuchtschweinebestände zwischen 2010 und 2020 jedes Jahr im Schnitt um gut 2,2 Prozent gesunken sind. «2021 hatten wir plötzlich eine Trendwende mit einer Zunahme der Zuchtschweinebestände von 0,24 Prozent, also knapp 2000 Tieren», sagt Tobias Küng, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl) im Bereich Nutztiere.

Und letztes Jahr seien die Bestände mit minus 0,45 Prozent nur minim gesunken. Zudem gelte es zu beachten, dass der Zuchtfortschritt, also die Anzahl verkaufter Ferkel pro Sau und Jahr, nach wie vor jedes Jahr weitergehe, ergänzt Küng. «Es führt kein Weg daran vorbei, das Angebot langfristig der Nachfrage anzupassen», so der Branchenkenner.

Dauerte zum Teil Jahre

Der Schweinezyklus, die periodische Schwankung zwischen der Angebotsmenge und den Marktpreisen, ist gut dokumentiert. «Wenn ich ein Muster in allen monatlichen Marktberichten seit 1977 erkenne, dann ist das in jeder Baisse die Aussage, dass es nun nicht mehr besser werde, weil die Voraussetzungen völlig anders seien als bei der letzten Baisse», sagt Küng, der die Marktberichte von über 40 Jahren Schweineproduktion in der Schweiz gelesen hat.

Trotzdem seien die Preise immer wieder gestiegen. Manchmal nach einem Jahr, manchmal nach drei Jahren, ergänzt er.

Wann sich der Markt nach der jetzigen Krise erholen wird, bleibt abzuwarten. Laut Suisseporcs dann, wenn der Inlandanteil beim Schweinefleisch unter 92 Prozent sinkt. Im August lag dieser jedoch noch bei 96 Prozent.

Vollkosten Mast

Die Aufteilung der betrieblichen Vollkosten der Schweinemastbetriebe setzt sich in etwa wie folgt zusammen: 43 Prozent für den Jagerzukauf, 34 Prozent fürs Futter, 11 Prozent sind Stall- und Kapitalkosten, und mit je 6 Prozent schlagen die Aufwände für die Arbeit und für Sonstiges zu Buche. bki

Vollkosten Zucht

Bei den Schweinezuchtbetrieben präsentiert sich die Aufteilung der betrieblichen Vollkosten wie folgt: 36 Prozent Futterkosten, 26 Prozent Stall- und Kapitalkosten, 19 Prozent für den Arbeitsaufwand, 6 Prozent Remontierungskosten und 13 Prozent sind Kosten für Sonstiges. bki

Kommentare (2)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Bauer mit Familie | 18.10.2023
    Letztes Jahr war wirklich nicht berauschend konnte aber alle Rechnungen bezahlen von meinem 47 Muttersauen als Ferkel Erzeuger.
    Hoffen wir mal das es nicht bald wieder so ein Jahr gibt.
    • Puurli | 19.10.2023
      verrat mir jedoch wie hoch dein Stundenlohn bei der Stallarbeit war bei den tollen Ferkelpreisen? die Rechnungen bezahlen können ist das eine aber aber ein vernünftigen Stundenlohn dabei zu erwirtschaften das andere
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