Adrian Schütz vom Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband Suisseporcs betont, dass in der Schweizer Schweinebranche kleine, bäuerlich geprägte Strukturen herrschten: «Die Bestandesgrössen sind ein Bruchteil von denen in anderen Ländern – mittlerweile werden rund 70 Prozent der Schweine freiwillig in besonders tierwohlfördernden Haltungssystemen gehalten.» Die Anforderungen lägen wesentlich über den Tierschutzvorschriften und gäben mehr Arbeit und Kosten.
Aber: Nur rund 30 Prozent des Schweinfleisches wird tatsächlich mit Mehrwert als Tierwohllabel und Bio gekauft. «Die Tierhaltenden sind also viel weiter als die Konsumentinnen und Konsumenten», zieht Adrian Schütz ein Fazit.
Deutlich weniger Antibiotika
Im Berichtsjahr wurden weitere Schritte zur Nachhaltigkeit und Optimierung von regionalen Kreisläufen durch die Schweinehaltenden gemacht. Das Ressourceneffizienzprogramm mit der Reduktion Nährstoffverluste ist breit bekannt gemacht worden und wird rege umgesetzt.
«Der Rückgang der tierärztlichen Verschreibungen von Antibiotika bei Schweinen ist eindrücklich», erklärt Adrian Schütz. Bei den Mastschweinen sind von 1’000 Tieren 974 ohne Behandlung. In den ersten Erhebungen seit Einführung IS-ABV (Informationssystem Antibiotika in der Veterinärmedizin) sind von 2020 bis 2022 bei den Schweinen die Wirkstoffmengen um gut 47 Prozent und die kritischen Wirkstoffe um 61 Prozent reduziert worden.
Vorbild
Eine noch höhere Aussagekraft und die Möglichkeit zur gezielten Verbesserung bieten die Auswertungen von Daten aus dem freiwillig umgesetzten elektronischen Behandlungsjournal bei den Qualitätsprogrammen. Ein Ziel ist die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes ohne Einbussen bei Gesundheit und Tierwohl.
«Die Schweinehalter haben früh erkannt, dass begleitende Massnahmen, mehr Arbeit und Investitionen in bauliche Verbesserungen dazu beitragen – die eindrücklichen Fortschritte haben die Schweinehaltenden über Jahre mit viel Wille, Geld und Arbeit erarbeitet und davon profitieren alle», sagt Adrian Schütz. Die Schweinhaltenden und die Veterinärmedizin seien hier ein Vorbild, das dürfe auch einmal wertgeschätzt werden.
Basiskommunikation startet «saugut» durch
Eine Basiskommunikation für die Schweinhaltung unter dem Namen «SAUGUT!» ist realisiert. Das wertvolle, vielseitige, schmackhafte und regionale Schweizer Lebensmittel vom Schwein treffe die Ernährungsbedürfnisse der Gegenwart, sagt Adrian Schütz: Viel Eiweiss, wenig Fett mit wertvollen Fettsäuren sowie unentbehrliche Nährstoffe wie Vitamin B, Eisen, Zink und Selen. Gleichzeitig sei das Fleisch preiswert und von hochstehender Qualität.
Das Bedürfnis der Konsumentinnen und Konsumenten zu mehr Informationen über die Schweinehaltung in der Schweiz können mit der Basiskommunikation nun von den Schweinehaltenden transparent angeboten werden.
An rund 60 Tagen an Publikumsmessen, Tage der offenen Hoftüre, regionalen Anlässen und in den gedruckten und digitalen Medien nutzt die Dachorganisation Suisseporcs die Möglichkeit, über die wesentlichen Unterschiede und Mehrwerte der Schweizer Schweinehaltung Auskunft zu geben.
Schweine nehmen wichtige Rolle ein
Mit gut 40 Prozent eingesetzten Nebenprodukten aus der Lebensmittelverarbeitung wird die hiesige Schweinehaltung im Aktionsplan Food Waste eine wichtige Rolle einnehmen. Nach der Covid-Pandemie, während welcher der Verbrauch von Inlandfleisch gestiegen ist, kam in der Branche die Ernüchterung bei der Nachfrage mit wiederkehrenden Einkäufen im Ausland.
Die Schweinehaltenden haben die Produktion etwas erhöht und müssen einen langanhaltenden, nie dagewesenen Preiszusammenbruch bei den Schlachtschweinen hinnehmen. «Es sind leider keine Anzeichen für eine Besserung sichtbar», sagt Adrian Schütz, der bereits vor einem Jahr prognostiziert hatte: «Das Gleichgewicht für den täglichen Bedarfs auf dem Teller und einer fairen Entschädigung wird herausfordernd.»
Immer weniger landet bei den Produzenten
Die Verarbeiter und die Konsumentinnen und Konsumenten konnten das ganze Jahr von attraktiven Preisen profitieren. «Der Anteil am Konsumentenfranken ist beim Schweinebetreuer mit 24/7-Einsatz in den letzten Jahren von rund 50 Prozent auf rund 35 Prozent gesunken», spricht Adrian Schütz ein grosses Problem der Branche an. Es brauche keine aufwändige Studie zur Feststellung der Marktmächte, die Kennzahl sage alles.
«Schweizer Schweine leisten nebst dem wertvollen und vielfältigen Lebensmittel Schweinefleisch auch weiteren Nutzen für Biogas, Humusaufbau und Wertstoffe für die Bodenfruchtbarkeit – sie haben eine tragende Rolle in einer zukünftigen Kreislaufwirtschaft», so Adrian Schütz. Es sei deshalb vernünftig, auf hochwertige und sichere Lebensmittel aus lokaler und qualitätsorientierter Produktion zu setzen.