Auch für den kommenden Alpsommer bleibt der Schutz der Nutztiere vor dem Wolf ein brennendes Thema. Manche Schafbesitzer würden nur noch auf Alpen arbeiten, auf denen die Tiere über Nacht eingepfercht werden können, schreibt die «SonntagsZeitung». Nun sollen auch Städter im Herdenschutz tätig werden.
Das Einpferchen erhöhe zwar die Sicherheit, aber auch die Gefahr, dass die Tiere krank werden. Ausserdem müssen sie zusätzlich gefüttert werden. Eine Alternative dazu biete jetzt der Verein Oppal aus der Westschweiz an. Der Verein bildet Städter zu Herdenbewacher aus. Diesen Sommer auch erstmals in der Deutschschweiz.
Crashkurs für Herdenschutz
Zurzeit würden auf Social-Media-Kanälen Freiwillige gesucht. In einem eintägigen Crashkurs sollen die unkundigen Städter zu Schafhirten ausgebildet werden. Die Schnellbleiche solle ihnen das nötige Rüstzeug liefern, um Herden allein durch ihre Präsenz vor den Wölfen zu schützen.
Die Freiwilligen verbringen dabei einige Nächte in einem Zelt bei den Herden. Allein durch ihre Gegenwart sollen sie die Bauern beim Herdenschutz unterstützen können. Zelt, Kocher, Essen und Ausrüstung, um die Herden zu bewachen, werde von Oppal zur Verfügung gestellt. Nur die Transportkosten und das persönliche Material zum Übernachten müsse jeder Freiwillige selbst tragen, heisst es in der Ausschreibung.
Schon 450 Freiwillige
Vor drei Jahren sei der Walliser Jérémie Moulin auf die Idee gekommen den Verein Oppal zu gründen. «Wir wollten konkret etwas dazu beitragen, um die Situation der Älpler zu verbessern», sagt Moulin. Bereits im ersten Jahr hatte die Organisation 200 Mitglieder. In diesem Sommer sind es schon 450 Freiwillige, die auf der Alp aushelfen wollen.
Bisher war die Organisation vor allem in der Westschweiz aktiv. Auf fünf Alpen in der Waadt und zwei im Wallis wurden bisher vor allem Schaf-, aber auch Rinderherden von Oppal-Freiwilligen bewacht. Nun will die NGO auch in der Deutschschweiz Älpler unterstützen.
«Leisten wertvollen Beitrag zu Schafsicherheit»
Flavio Oggier aus Baltschieder pachtet die Alpe Pontimia im Zwischbergental ganz im Süden des Wallis. Über 500 Walliser Schwarznasenschafe sömmern hier. Letztes Jahr hatten Wildhüter einen Wolf nachgewiesen. «Wir wollten deshalb in der Nacht eine zusätzliche Sicherheit und stiessen auf das Angebot von Oppal», so Oggier. «Wir hatten nichts zu verlieren, das Angebot ist kostenlos», sagt Oggier.
Deshalb hätte er im letzten Sommer einen ersten Versucht gewagt. «Zuerst waren manche Schäfer skeptisch, da wir merkten, dass die Teilnehmer eher grün angehaucht waren und sogar einen Wolf sehen wollten», erklärt Oggier. Doch am Ende hätte alles gut geklappt: «Die Freiwilligen geben uns eine zusätzliche Sicherheit in der Nacht - und sie leisten mit ihrer Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit der Schafe», sagt Oggier der «SonntagsZeitung».
Die Alp Pontimia befindet sich im Süden des Kantons Wallis, in der Nähe der italienischen Grenzen
Auch Kritik wird geäussert
Zu den in der Alpwirtschaft Unkundigen, die teils auch mit Turnschuhen ihren Dienst antreten würden, gäbe es aber auch kritische Stimmen, heisst es weiter. Skeptisch bleibe auch Schafzüchter Georges Schnydrig, der gleichzeitig Präsident des Vereins «Lebensraum Wallis ohne Grossraubtiere» ist.
Die Aktion mit den Freiwilligen aus der Stadt halte er für «Blödsinn». «Wir brauchen aufgrund der Grossraubtierpräsenz mehr Geld für die Erhaltung der Alpwirtschaft und eine Regulierung von Wölfen», sagt Schnydrig.