Im vergangenen Jahr blieb den Imkern und Imkerinnen oft nur eines übrig: ihre Bienenvölker vernichten zu lassen. Um die Asiatischen Hornissen zu bekämpfen, wurden 2024 fast 700 Nester zerstört. Im Vorjahr waren es noch 222 und 2022 erst deren 11, schreibt «Der Bund», der die Zahlen recherchiert hat.
So verlor beispielsweise der Waadtländer Imker Patrick Gubler innerhalb von rund drei Tagen seine 45 Völker mit gesamthaft etwa drei Millionen Bienen, wie «20 Minuten» im Oktober 2024 berichtete.
Bestand etwa verdreifacht
Dass die Verbreitung der Asiatischen Hornisse rasant voranschreitet, zeigt sich auch an den Zahlen der offiziellen Schweizer Meldeplattform. Deren Leiterin, Carine Vogel, hat am Wochenende an einer Insektentagung in Bern erstmals die Daten für 2024 vorgestellt: Der Bestand der Asiatischen Hornisse hat sich innerhalb eines Jahres etwa verdreifacht. Im Artikel ist zu lesen, dass ihr im vergangenen Jahr 3829 bestätigte Funde gemeldet worden sind. Im Vorjahr seien es noch 1399 gewesen.
Die gefrässigen Insekten greifen gezielt Bienenvölker an, indem sie fliegende Bienen fangen und köpfen. Martin Schwegler, Präsident des Imkerverbands Bienen Schweiz, erklärt gegenüber der Zeitung, dass die Bienen oft aus Angst vor den Angreifern in den Stöcken bleiben würden, was zu Nahrungsmangel und Schwächung führe. Ein einziges Hornissennest vertilgt über zehn Kilogramm Insekten pro Jahr – das entspricht dem Gewicht von vier Bienenschwärmen.
Geschwächte Völker eher betroffen
Vor allem in tieferen Lagen machen sie den Imkern und Imkerinnen zu schaffen. «Es trifft zuerst die Völker, die bereits geschwächt sind – zum Beispiel durch die Varroa-Milbe», weiss Fabian Trüb vom Bienengesundheitsdienst. Gesunde und starke Völker könnten den Befall besser verkraften, wie er im «Bund» erklärt.
Hummeln wehren sich
Anders als Honigbienen, die den aus Südostasien stammenden Hornissen weitgehend schutzlos ausgeliefert sind, haben Hummeln eine effektive Abwehrstrategie entwickelt. Laut einer Studie lassen sie sich bei Angriffen einfach auf den Boden fallen, was die Hornissen irritiert und oft zum Rückzug zwingt.
Was tut die Politik?
Doch auch andere Bestäuber sind von der Ausbreitung der Asiatischen Hornisse betroffen – nicht zuletzt mit Auswirkungen auf die Umwelt und die Landwirtschaft. Bereits 2020 machte die heutige Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider auf das Problem aufmerksam. Politisch tat sich seitdem etwas:
-> Peter Hegglin, Ständerat der Mitte-Partei, hat seither mit der Motion 23.3998 einen Vorstoss zum Thema invasiver gebietsfremder Organismen eingereicht. Die Motion wurde vom Parlament in leicht abgeänderter Form angenommen, obwohl der Bundesrat ursprünglich eine Ablehnung empfohlen hatte.
-> Benjamin Roduit, Nationalrat der Mitte-Partei, brachte seinerseits die Motion 24.3714 mit dem Titel «Asiatische Hornisse. Der Bund muss jetzt handeln!» ein. Diese wurde am 14. Juni 2024 eingereicht und befindet sich derzeit noch im Beratungsprozess. Eine Stellungnahme des Bundesrates dazu liegt bislang nicht vor.
Die Hornissenbekämpfer fühlten sich derweil vom Bund mangelhaft unterstützt, und in den Kantonen fehle das Geld, wie sie dem «Bund» erklären. Das sieht auch Daniel Cherix so. Der emeritierte Professor für Biologie an der Uni Lausanne engagiert sich schon länger im Kampf gegen die Asiatischen Hornissen. Doch wenn es so weitergehe, werde man den Kampf wohl verlieren, lässt er gegenüber der Zeitung verlauten.
Nachgefragt beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) entgegnet man der Zeitung auf die Kritik: «Im Rahmen der vorhandenen Mittel räumt das Bafu der Asiatischen Hornisse hohe Priorität ein.» In diesem Frühjahr wolle das Bafu der Motion Hegglin nachkommen und einen Vorschlag unterbreiten, inwiefern vermehrt Chemikalien gegen die Asiatischen Hornissen eingesetzt werden dürfen.
Was tun bei einer Sichtung?
Die Asiatische Hornisse erkennt man an ihren gelben Beinen und dem schwarzen Rumpf. Ihre Nester sind oft birnenförmig mit einem seitlichen Eingang und befinden sich in Bäumen, Sträuchern oder unter Dächern. Im Gegensatz dazu haben Europäische Hornissen ein Nestloch an der Unterseite.
Asiatische Hornissen sind am dunklen Hinterleib (mit feinen gelben Streifen) und den gelben Beinenden zu erkennen.
Rome/MNHN
Bei einer Sichtung sollten Sie die Hornisse oder das Nest fotografieren oder filmen und den Fund mit Angabe des Aufnahmeorts, Datums und Ihren Kontaktdaten über die Website www.asiatischehornisse.ch melden. Die Plattform leitet die Information an die zuständigen Behörden weiter.
Wichtig: Ein Nest darf auf keinen Fall selbst zerstört werden und muss Fachleuten überlassen werden. Für Menschen ist die Asiatische Hornisse nicht gefährlicher als die einheimische Art, ausser man ist allergisch auf Insektengifte.