Noch vor kurzem musste jeder Betrieb, der seine Tiere per Hoftötung schlachten wollte, gewähren können, dass das getötete Tier innerhalb von 45 Minuten im Schlachtbetrieb verarbeitet werden kann. Um dabei einen sauberen Ablauf einhalten zu können, durfte die Fahrzeit vom Betrieb bis zum Schlachthof nur plus minus 20 Minuten betragen.
Durch diese Zeitregelung war es nicht allen interessierten Betrieben möglich, eine Bewilligung zur Hoftötung zu bekommen. Ende letzten Jahres hat das BLV beschlossen, die Zeitspanne zu verdoppeln. Neu gibt es 90 Minuten Zeit. Mit der neuen Zeitregelung von 90 Minuten dürfte die Hoftötung für deutlich mehr Betriebe praktikabel werden.
Selbständig gemacht
Andreas Hirschi und Esther Hürlimann aus Madiswil BE sind sich sicher: «Es wird zu wenig Anbieter haben». Hirschi hat zuvor im Angestelltenverhältnis für die Firma «Hofschlachtungen GmbH» von Mischa Hofer , Hoftötungen durchgeführt und konnte so bereits viele Erfahrungen in diesem Bereich sammeln.
Nun hat sich Hirschi (Hoftötungsexperte) mit seine Partnerin Esther Hürlimann (Geschäftsführerin) mit demselben System – einer mobilen Einheit- und der Firma «Stressfrei vom Hof GmbH» selbständig gemacht. «Wir möchten, dass die Hoftötung allgemein mehr unter die Landwirte gebracht wird», so die Aussage von beiden.
Automatisch transportsicher fixiert
Bei dem besagten System wird das zum Schlachten ausgewählte Tier vom Landwirt an das vor Ort installierte Fangmodul gewöhnt. Zur Schlachtung wird das Fangmodul aktiviert und an der mobilen Einheit angekoppelt. Das angefütterte Tier fängt sich selbsttätig ohne Manipulation in dem aktiven Fangmodul und ist dadurch sicher am Kopf fixiert. Der Hoftöter führt die Betäubung mittels Bolzenschuss durch. Da das Tier entspannt und sicher fixiert ist, besteht eine für den Schlachter absolut sichere Arbeitssituation.
Das Tier wird mit ca. 0,40m/Sek motorisch auf dem Fangmodul in die Einheit befördert, wobei sich das Rolltor gleichzeitig automatisch schliesst. Der Hoftöter betritt den Schlachtraum der Einheit und schliesst die Zugangstüre. Die Entblutung findet somit im geschlossenen Raum statt. Die Fangeinheit steht im flachen Winkel schräg nach oben, so dass der Hoftöter den Bruststich gefahrlos im Stehen durchführen kann.
Die Fangeinheit senkt sich motorisch zum Fertigentbluten im flachen Winkel schräg nach unten ab. Das Blut wird in der mobilen Auffangwanne gesammelt. Der Tierkörper ist automatisch transportsicher fixiert und wird in der vorgeschriebenen zeitlichen Frist zum jeweiligen Schlachthof transportiert.
Andreas Hirschi gehe es «nicht in erster Linie um das System», er bietet nicht nur Hoftötungen mit der mobilen Einheit an, sondern führt auch Tötungen auf Betrieben mit eigenen Fanggittern und Hoftötungssystemen oder Notschlachtungen durch. Hier eine andere Variante eines Hoftötungssystems.
FiBL
«Es braucht Zusammenarbeit unter Anbietern»
«Mir geht es nicht in erster Linie um das System, welches bei der Hoftötung angewendet wird», sagt Hirschi. Er bietet deshalb nicht nur Hoftötungen mit dem beschriebenen System an, sondern führt auch Tötungen auf Betrieben mit eigenen Fanggittern und Hoftötungssystemen oder Notschlachtungen durch. «Der Bauer muss von der Hoftötung überzeugt sein und das System muss technisch funktionieren», nennt Hirschi die Erfolgsfaktoren einer stressfreien Hoftötung.
«Mir geht es darum, dass in der Schweiz möglichst viele Nutztiere ihren letzten Weg so gehen können», begründet Hirschi. Dafür brauche es aber in erster Linie eines: «Eine Zusammenarbeit unter den Anbietern von Hoftötungen.» Diese möchte Hirschi fördern. «Es soll kein gegeneinander, sondern ein miteinander für die Sache sein. Alles andere bringt nichts», ist er überzeugt.
Die Anbieter von Hoftötungen sollen einander aushelfen und die Hoftötungen auch in anderen Regionen fördern und unterstützen. Gut wäre es laut Hirschi, wenn es in jeder Region der Schweiz Anbieter für Hoftötungen hat. Mittlerweile habe er bereits einiges an Erfahrung sammeln können. Wissen, dass er in Form von Beratung gerne an jeden weitergebe, der im Bereich Hoftötung aktiv werden wolle.
Am Ende muss es sich auszahlen
Ein weiteres Ziel von Hirschi ist es, den Ablauf der Hoftötungen so zu organisieren und modernisieren, dass der ganze administrative Aufwand minimiert wird. «Der Bauer soll via Internet seinen Schlachttermin buchen und auch über eine Plattform alle nötigen Dokumente und Formulare abrufen können», sagt Hirschi. Gleichzeitig soll die Organisation auch für die Veterinärämter einfacher werden, indem mit der Buchung des Schlachttermins direkt eine Anfragemail an das entsprechenden Veterinäramt verschickt wird. Sobald das Veterinäramt den Termin bestätigt, wird das Schlachtdatum fix gebucht und Landwirt und Anbieter bekommen ein Bestätigungsmail.
«Das hat den Vorteil, dass man nicht mehr x-mal hin und her telefonieren muss», erklärt Hirschi. Die Abläufe müssen für alle Beteiligten möglichst effizient und schlank gestaltet werden. Ausserdem brauche eine offene, ehrliche und transparente Kommunikation in der Preisgestaltung der Dienstleistung.
Als Anbieter von Hoftötungen müsse man nicht nur auf den Landwirt eingehen können, sondern auch bei der Sache bleiben. «Allein mit der Tierethik ist es nicht getan. Die Hoftötung muss sich für den Landwirt und den Betrieb auch finanziell auszahlen», so Hirschi.
Infoanlass «Stressfrei vom Hof»
Ort: Bio Gut Schenk, Steingasse 24, 4934 Madiswil
Datum: 25. Januar 2024 (Donnerstag)
Zeit: 10.00 - 12.00 Uhr
Die Türen stehen allen Interessierten offen. Der Anlass bietet die Gelegenheit, den neu entwickelten Anhänger zu besichtigen und ein tiefgehendes Verständnis seiner Funktionsweise zu erlangen. Experten für Hoftötungen werden vor Ort sein, um detaillierte Erklärungen zur Arbeitsweise und den Vorteilen dieser Methode zu geben. Sie werden auch darauf eingehen, wie diese Technik die Standards in Bezug auf Tierwohl und Nachhaltigkeit in der Viehzucht erhöhen kann.
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