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Maul- und Klauenseuche: Virustyp ermittelt – schon länger infiziert?

In Brandenburg im Norden Deutschland sind drei Wasserbüffel an der Viruserkrankung verendet. Nun haben die Forscher des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) den Virustyp ermittelt. Ein passender Impfstoff kann innert Tagen produziert werden.

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Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist zurück in Europa. Am Freitag gab das Bundesland Brandenburg den Ausbruch der Seuche bekannt. Es ist der erste Ausbruch der Tierkrankheit in Deutschland seit 1988.

Bis jetzt 14 Büffel tot

Wie der «Tagesspiegel» berichtet, gehen Experten des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) aufgrund von Wundmerkmalen der Wasserbüffel davon aus, dass die Infektion und damit die Einschleppung in den Bestand schon länger zurückliegt. Der genaue Zeitpunkt lasse sich bisher nicht benennen. Wie der Vize-Landrat Friedmann Hanke (CDU) gegenüber der Zeitung weiter sagte, waren zum Zeitpunkt des Nachweises der Seuche bereits drei Tiere gestorben, weitere elf wurden getötet. Infiziert waren vermutlich sämtliche Tiere. Der ganze Bestand wurde damit eliminiert. Die Wasserbüffel seien seit mindestens drei Wochen infiziert gewesen, sagte Hanke zur ARD.

Der Besitzer der Tiere ist Biobauer. Er habe kein Futter ausserhalb zugekauft, sagte Amtstierarzt Ralph Bötticher zum «Tagesspiegel» . Wie die Seuche auf den Betrieb mit den Wasserbüffeln gelangen konnte, ist deshalb noch unklar. «Noch ist völlig unklar, auf welchem Weg das hochansteckende Virus in den kleinen Bestand eingeschleppt wurde», sagte die zuständige Behörde zur deutschen Nachrichtenagentur dpa. Derzeit würden umfangreiche Probennahmen und -analysen laufen. Hinweise auf eine Ausbreitung in weitere Tierbestände gibt es bisher nicht. Gemäss dem Amtstierarzt sei Eintrag durch Ferienreisende oder mitgebrachte Nahrungsmittel möglich. Auch Wildschweine könnten die Seuche in den Wasserbüffel-Bestand eingetragen haben.

Impfstoff kann rasch hergestellt werden

Die Forscher des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) haben den Virustyp bestimmen können. Die drei Wasserbüffel aus dem Landkreis Märkisch-Oderland haben mit dem Serotyp O infiziert. «Nah verwandte MKS-Viren kommen im Nahen Osten und Asien vor», teilte das Institut am Samstag mit. Für diese Viren geeignete Impfstoffe sind in der MKS-Antigenbank Deutschland vorhanden, heisst es in der Mitteilung weiter. Diese MKS-Antigenbank wurde eigens für Fälle wie den aktuellen Ausbruch eingerichtet. Ein passender Impfstoff könne innerhalb weniger Tage hergestellt werden.

«Bei der MKS ist ein genau abgestimmter Impfstoff wichtig, da Impfstoffe gegen andere Serotypen die Tiere nicht schützen», machen die Forscher deutlich. Bisher sind die sieben Serotypen O, A, C, Asia 1, SAT1, SAT2 und SAT3 bekannt. Diese werden in zahlreiche Untertypen und Stämme unterteilt. Neben der Produktion des Impfstoffs sei entscheidend, alle Klauentiere in der Umgebung der betroffenen Tierhaltung zu untersuchen, um die Ausbreitung des Geschehens zu kennen. «Hiervon hängen die gegebenenfalls noch zu treffenden Massnahmen ab und auch ob und wie ein Impfstoff zum Einsatz kommt», schrieb das FLI weiter.

Verheerende Seuche

Die Maul- und Klauenseuche ist nach Angaben des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) eine der verheerendsten Viruserkrankungen landwirtschaftlicher Nutztiere. Sie kann bei Tieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen auftreten. Auch Zoo- und Wildtiere können erkranken. In kürzester Zeit kann sie alle Klauentiere eines Betriebes befallen und schwere wirtschaftliche Schäden verursachen. Für den Menschen ist die Krankheit nicht gefährlich.

Die Krankheit verläuft bei den meisten erwachsenen Tieren nicht tödlich, führt aber zu einem lang anhaltenden Leistungsabfall. Behandlungsmöglichkeiten gibt es nicht. Wird in einem Betrieb auch nur ein Tier krank, wird vorsorglich der gesamte Bestand getötet. Der Erreger, ein Virus der Gattung Aphtovirus, bleibt in Rohmilch und ungenügend erhitzten Milchprodukten sowie Gefrier- oder Pökelfleisch monatelang ansteckend. In Stallschmutz, Mist und Jauche bleibt er im Sommer bis zu zwei Wochen, im Winter bis zu drei Monaten ansteckend.

Gefahr durch illegale Einfuhren

Der letzte Fall in der Schweiz wurde gemäss BLV 1980 im Kanton Bern verzeichnet. Mitte der 60er-Jahre wütete die Seuche in der Schweiz mehrmals. Sie verursachte hohe Schäden. Den letzten Ausbruch der MKS in Deutschland gab es 1988 im Bundesland Niedersachsen. In Europa wurde der letzte Ausbruch in 2011 aus Bulgarien gemeldet. Davor waren 2001 das Vereinigte Königreich und in der Folge Frankreich, Irland und die Niederlande vom einem grossen MKS-Geschehen betroffen.

Das MKS-Virus kommt in der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens und in Teilen Südamerikas vor. «Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern stellen eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft dar», schreibt das FLI.

Ansteckung und Verbreitung

Die Krankheit wird durch direkten Tierkontakt übertragen. Alle Ausscheidungen angesteckter Tiere enthalten den Seuchenerreger. In feinsten Tröpfchen in der Luft kann er lange überleben und mit den Wind auch über weite Distanzen verteilt werden. Auch infizierte Tiere ohne Krankheitszeichen, wie es bei Schafen und Ziegen oft der Fall ist, übertragen die Krankheit. Die Erreger können leicht von Tier zu Tier gelangen. Insbesondere die Schweine scheiden schon vor den ersten Anzeichen einer Erkrankung grosse Mengen an Viren wieder aus, auch über den Speichel werden diese übertragen. Die Viren können sich sogar über die Luft verbreiten und befallen auf diese Weise meist Rinder. Schweine werden oft über das Futter angesteckt. Aus diesem Grund dürfen keine Speisereste («Schweinesuppe») an Schweine verfüttert werden. Weitere Übertragungswege führen über den Menschen, Fahrzeuge, Milch und Fleisch. Die Viren sind empfindlich auf Sonnenlicht und Wärme über 70 Grad Celsius, sie können aber in tiefgefrorenem oder gepökeltem Fleisch Monate und in Jauche und Mist bis zwei Wochen überleben.

Krankheitsanzeichen bei Rindern: Bläschen im Bereich des Flotzmauls, der Maulschleimhaut, der Zunge, im Klauenbereich und an den Zitzen. Die Veränderungen an den Klauen sind schmerzhaft. Darum lahmen die Tiere, trippeln und liegen vermehrt. Auffallend sind ausgeprägtes Speicheln, Kaustörungen und Schmatzgeräusche. Zusätzlich haben die Tiere Fieber, wirken fressunlustig und teilnahmslos.

Die Krankheitsanzeichen bei Schweinen sind weniger ausgeprägt als bei Rindern. Der Klauenbereich ist jedoch stärker betroffen, darum fällt eine akute Lahmheit und häufiges Liegen auf. Bei Ferkeln kann es zu plötzlichen Todesfällen kommen.

Bei Schafen und Ziegen ist der Krankheitsverlauf oft mild und die Bläschenbildung ist weniger stark ausgeprägt.

Der Erreger, ein Virus der Gattung Aphtovirus, bleibt in Rohmilch und ungenügend erhitzten Milchprodukten sowie Gefrier- oder Pökelfleisch monatelang ansteckend. In Stallschmutz, Mist und Jauche bleibt er im Sommer bis zu zwei Wochen, im Winter bis zu drei Monaten ansteckend. Zudem kann der Erreger indirekt über Geräte sowie die Verfütterung von erregerhaltigen Fleischabfällen und Milchprodukten übertragen werden.

-> Ein Merkblatt zur Maul- und Klauenseuche

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