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Ein Fall von Tierquälerei auf einem Hühnermastbetrieb sorgte vergangene Woche in Österreich für Diskussionen.
Eine Tierschutzorganisation hatte kürzlich Aufnahmen aus dem Sommer dieses Jahres veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, dass Hühner überfahren werden. Weitere Vorwürfe betreffen den Umgang mit toten Tieren und die Nutzung schnellwachsender Geflügelrassen.
Auch die Agrarmarkt Austria (AMA) Marketing bezog Stellung zu dem Fall, da der Betrieb aus der Steiermark Träger des AMA-Gütesiegels ist. Die AMA distanzierte sich klar von den Missständen. «Die Zustände im gegenständlichen Hühnermastbetrieb sind untragbar. Praktiken, die tierquälerisch und mit der Achtung des Nutztieres nicht vereinbar sind, sind inakzeptabel», erklärte Geschäftsführer Michael Blass. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, werde die AMA die Verstösse wirksam sanktionieren, um die Verbraucher und die Solidargemeinschaft der Gütesiegel-Betriebe zu schützen. Darüber hinaus seien jetzt auch die Behörden am Zug, um die Vorwürfe zu prüfen.
Laut Blass wurde der Betrieb umgehend für das AMA-Gütesiegelprogramm gesperrt. Vor Ort sei im Auftrag der AMA-Marketing eine Kontrolle von einem fachkundigen Tierarzt durchgeführt worden. Zudem sei der Tierhalter aufgefordert worden, eine umfassende Stellungnahme zu allen erhobenen Vorwürfen abzugeben. Nun würden der endgültige Kontrollbericht und die Stellungnahme sowie alle anderen vorliegenden Informationen bewertet und über Sanktionen entschieden, so der Geschäftsführer. Bis zur endgültigen Klärung der Lage bleibe der Betrieb gesperrt und dürfe nicht mehr in das AMA-Gütesiegelprogramm liefern.
Nach AMA-Angaben nehmen derzeit 560 Geflügelmastbetriebe am Gütesiegel-Programm teil, rund 340 konventionelle Betriebe und etwa 220 Biohöfe. Die Vor-Ort-Kontrollen im Mastgeflügelbereich würden grundsätzlich jährlich risikobasiert durch eine akkreditierte Kontrollstelle durchgeführt. Zusätzlich müssten alle AMA-Gütesiegelbetriebe verpflichtend am Geflügel-Tiergesundheitsdienst teilnehmen, und jeder Betrieb habe einen Betreuungstierarzt, der jede Mastpartie beziehungsweise jeden Mastdurchgang begutachte.
Offenbar weitet sich aber der Skandal um die Missstände in steirischen Geflügelmastbetrieben aus. Nach Meldungen des ORF wurde bekannt, dass es bereits gegen insgesamt drei Betriebe in der Südoststeiermark Anzeigen wegen Tierquälerei gibt. Tierschützer fordern jetzt eine rasche Aufklärung. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) verlangte mit Blick auf den aktuellen Fall umfassende Ermittlungen, angemessene Strafen und nachhaltige Veränderungen im Betrieb.