Dass sich beide Räte hinter die Motion der ehemaligen Ständerätin und heutigen Neuenburger Regierungsrätin Céline Vara gestellt haben, ist vom Fischereiverband mit Befriedigung zur Kenntnis genommen worden. Das sei ein jahrelanger Kampf gewesen, schreibt der Verband auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Mit dem Aktionsplan Fische wird eine Auslegeordnung gefordert, wie die bedrohten Fischbestände geschützt werden könnten, etwa durch Renaturierung der Gewässer und die Schaffung von Schutzgebieten.
Aber nicht in allen Punkten kann sich der Verband über die Arbeit in den Räten freuen. Mit Bedauern nehme er zur Kenntnis, dass die Motionen für eine Reduktion der Ewigkeitschemikalien PFAS in der aktuellen Session im Nationalrat keine Mehrheit gefunden habe. «In dem Sinne hoffen wir Fischerinnen und Fischer auf den Ständerat.»
Der Fischerei sei die Gefahr, die von der Verseuchung der Gewässer durch PFAS ausgehe, schon lange bewusst. In manchen Kantonen werde Anglerinnen und Anglern deswegen geraten, maximal einmal pro Monat selber gefangenen Fisch zu essen, schreibt der Verband.
Entschädigungen, wie die Räte Bauernbetrieben zukommen lassen wollen, seien der falsche Weg, schreibt der Verband. «Wir müssen das Übel an der Wurzel packen» und PFAS überall dort verbieten , wo vernünftige Alternativen bestünden.
Ausgestorben oder auf der roten Liste
Die PFAS-Werte sind aber nur eines von vielen Problemen, die dem Fischbestand in Schweizer Gewässern zusetzen. «Der Ist-Zustand ist dramatisch, den Schweizer Fischen geht es schlecht», stellt der Verband fest. Zwei Drittel der einheimischen Fischarten seien bereits verschwunden, auf der roten Liste oder vom Aussterben bedroht.
Als besonders betroffene Arten nennt der Verband kälteliebende Fische und Wanderfische wie etwa Äsche, Bachforelle, Saibling, Seeforelle und Felchen. In den letzten 30 Jahren seien zum Beispiel die Fänge der Anglerinnen und Anglern bei den Bachforellen um 70 Prozent zurückgegangen. Die Äschen-Population sei völlig eingebrochen und bei der Felchenfischerei im Bodensee seien die Fangzahlen stetig zurückgegangen.
Die Stichworte «kälteliebend» oder «Wanderfische» weisen auf zwei weitere Problemfelder hin: die erhöhten Wassertemperaturen und die schleppende ökologischen Umrüstungen bei den Wasserkraftwerken, wie sie im Gewässerschutzgesetz mit einer Frist bis 2030 verlangt werden.
Im vergangenen Sommer sei man haarscharf an einer Situation mit einer Trockenheit und zu warmen Temperaturen vorbeigeschrammt, stellt der Verband fest. Gerade noch im letzten Moment sei der rettende Regen gekommen.
Gefahr durch gefrässige Wasservögel
Als weitere Gefahrenquellen nennt der Fischereiverband die Durchseuchung von Gewässern durch Neozoen, also durch invasive gebietsfremde Wassertiere wie etwa die Quaggamuschel in diversen Seen oder die Schwarzmeergrundel im Rhein bei Basel. Dazu komme die starke Zunahme fischfressender Vögel wie Kormorane und Gänsesäger, die an gewissen Orten dem Fischbestand zusetzten.
Bei letzteren ist die Politik ebenfalls bereits in Aktion getreten. In einer parlamentarischen Initiative verlangte der Tessiner Mitte-Ständerat Fabio Regazzi im Juni 2024, den absoluten Schutzstatus des Gänsesägers zu lockern, wie dies bereits beim Kormoran der Fall ist.
Diese Forderung ist von der nationalrätlichen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie nun als Ergänzung in die überwiesene Motion für den Aktionsplan Fische aufgenommen worden.