In der Schweiz ist der Igel bereits seit 2022 in der Roten Liste der Säugetiere der Schweiz als «potenziell gefährdet» eingestuft, teilt der Zürcher Verein StadtNatur in einer Medienmitteilung mit. Weil die Anzahl der Igel in vielen europäischen Ländern zurückgegangen ist, hat 2024 nun auch die Weltnaturschutzunion (IUCN) den Igel auf der aktualisierten Roten Liste der gefährdeten Arten von «nicht gefährdet» auf die zweite Stufe «potentiell gefährdet» heraufgestuft.
Damit reiht sich der Igel in eine wachsende Zahl von Tierarten ein, die durch den Verlust ihres Lebensraums unter Druck geraten. Daher untersuchen die Projekte StadtWildTiere und Wilde Nachbarn in mehrjährigen Studien, wie sich diese Art in ihrem Bestand entwickelt. Neue Resultate deuten auf eine Verbreitung mit Lücken hin.
Lebensräume zunehmen eingeschränkt
Der Igel ist in den tiefen und mittleren Lagen der Schweiz noch einigermassen weit verbreitet, heisst es in der Mitteilung. Hier komme er vor allem im Siedlungsgebiet vor, wo er in den kleinteilig strukturierten Grünräumen einen geeigneten Lebensraum findet.
Die ausgeräumten Landschaften der landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebiete bieten ihm hingegen schon länger keine guten Lebensbedingungen mehr. Allerdings haben Untersuchungen des Projekts StadtWildTiere in der Stadt Zürich in den Jahren 2016 bis 2018 gezeigt, dass der Igel möglicherweise auch im Siedlungsgebiet an Boden verliert.
Das schweizweite Projekt «Igel gesucht!»
Aufgrund dieser Ergebnisse aus der Zürcher Studie hat das Projekt Wilde Nachbarn im Jahr 2024 die Aktion «Igel gesucht!» in der Region Zimmerberg, in der Stadt Zürich und in den Kantonen Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Thurgau lanciert.
Erste Resultate deuten darauf hin, dass der Igel in diesen Gebieten zwar noch relativ gut verbreitet ist, dass aber auch hier Lücken bestehen. Zudem hat sich bestätigt, dass der Igel ein Siedlungsbewohner ist, denn es wurden kaum Beobachtungen aus ländlichen Gebieten gemeldet.
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Langzeitstudie in der Stadt Zürich
In der Stadt Zürich liegen aktuell Daten aus den drei Zeitperioden 1992, 2016/18 und 2024 vor. Der Vergleich der ersten beiden Perioden zeigte, dass der Igelbestand innerhalb von 25 Jahren von 1992 bis 2018 um 40 Prozent abgenommen hatte. Die aktuellen Daten aus dem Jahr 2024 deuten darauf hin, dass der Igelbestand seither zwar mehr oder weniger stabil geblieben ist, heisst es in der Mitteilung.
Doch das Verbreitungsbild sei uneinheitlich, da er in manchen Gebieten der Stadt fehle, in denen er 2018 noch gesichtet wurde. Das Zürcher Projekt zeigt, wie wichtig und wertvoll solche Langzeitstudien sind, damit man die Situation einer Art beurteilen kann.
Igelfreundliche Gärten schaffen
Es gibt verschiedene mögliche Gründe, warum der Igel auch im Siedlungsgebiet unter Druck gerät, schreibt der Zürcher Verein StadtNatur. Zu nennen wären, dass mit der Abnahme der Insekten seine wichtigste Nahrungsgrundlage schwindet, dass Siedlungsgebiete zunehmend verdichtet und versiegelt werden und damit immer mehr Grünräume verloren gehen und dass es immer mehr Verkehr gibt.
Daher ist dringendes Handeln geboten. Es brauche im Siedlungsgebiet ein Netzwerk aus igelfreundlichen Gärten mit Wildnisecken, Asthaufen, Hecken und Blumenwiesen. In Mauern und Zäunen brauche es Durchgänge und bei über 20 Zentimetern hohen Absätzen Rampen oder Kletterhilfen, damit sich der Igel ungehindert in seinem Lebensraum bewegen kann.
Aktionsseite Thurgau: thurgau.wildenachbarn.ch/igelthurgau
Aktionsseite Zürich: zuerich.stadtwildtiere.ch/igelzuerich
Aktionsseite Zimmerberg: zimmerberg.wildenachbarn.ch/igelzimmerberg
Aktionsseite beider Basel: beidebasel.wildenachbarn.ch/Igel_FreieBahn_BSBL