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Toni Brunner: Der «Naturfröhliche» könnte Bundesrat werden

Christoph Blocher und seine Entourage gehen selten planlos vor. Seit der Lancierung durch die «Weltwoche» gehört SVP-Präsident Toni Brunner darum zum Kreis möglicher Bundesratskandidaten. Das ist folgerichtig, da er die Partei verkörpert wie sonst kaum jemand.

sda |

 

 

Christoph Blocher und seine Entourage gehen selten planlos vor. Seit der Lancierung durch die «Weltwoche» gehört SVP-Präsident Toni Brunner darum zum Kreis möglicher Bundesratskandidaten. Das ist folgerichtig, da er die Partei verkörpert wie sonst kaum jemand.

Bisher sagt Brunner zwar herzhaft Nein, zuletzt in der «Schweizer Illustrierten». Bundesrat sei für ihn keine Option, gab er zu Protokoll. Aber das haben schon andere gesagt und sassen kurz darauf trotzdem in der Regierung.

Versteht politische Feldarbeit

Unter ihnen war auch Ueli Maurer, von dem Brunner 2008 als 33-Jähriger das SVP-Präsidium übernommen hat. Damals war der Toggenburger mit zwölf Amtsjahren schon ein gestandener Nationalrat, seit acht Jahren Parteivize und hatte die erst 1992 gegründete St. Galler SVP zum Erfolg geführt.

Bauer Toni Brunner hatte bereits bewiesen, dass er etwas von politischer Feldarbeit versteht. Mit Christoph Blocher, Parteipräsident Maurer und Fraktionschef Caspar Baader gehörte er zum Kreis der Unermüdlichen, die für die Sache der SVP durch die Sääli und Mehrzweckhallen der Schweiz tingelten.

Blochers Ziehsohn an der Front

Man traute ihm die Parteileitung durchaus zu. Brunner war umtriebig, ehrgeizig, diszipliniert. Was ihm an Alter und Reife fehlte, konnte Mentor Christoph Blocher beisteuern. Dieser war damals gerade aus dem Bundesrat geworfen worden und lenkte die Partei aus dem Hintergrund. Da schien es nicht abwegig, Ziehsohn Toni Brunner an die Front zu schicken.

Es dauerte Jahre, bis Brunner aus diesem Schatten heraustrat. In die Mikrofone der Journalisten sagte der SVP-Präsident lange Zeit Sätze, die aus fremden Federn zu stammen schienen. Das ist Vergangenheit: Er spricht längst nicht mehr wie auswendig gelernt.

Geblieben sind die Sätze, sie sind das Rückgrat von Brunners Kommunikation. «Die drei grössten Parteien sollten je zwei Bundesratssitze erhalten», lautet einer, «die unkontrollierte Zuwanderung muss gestoppt werden» ein anderer. Wer Brunner auf solchen Positionen einzukreisen versucht, scheitert an der Schlichtheit des Arguments. Mit einem «Aber» ist ihm nicht beizukommen.

Auf ein Bier mit dem Gegner

Doch anders als bei Blocher provoziert diese Geradlinigkeit keinen Widerspruch. Wer Toni Brunner begegnet, hat Mühe, ihn nicht sympathisch zu finden. Sein Schalk und das echt wirkende Interesse am Gegenüber sind allzu einnehmend. Von Brunner ist auch kaum ein böses Wort über den politischen Gegner zu hören, und so spricht unter der Bundeshauskuppel auch selten jemand schlecht über Toni Brunner.

Ein «Naturfröhlicher» sei er, sagte der Solothurner SP-Ständerat Roberto Zanetti der sda und bestätigt bereitwillig die Information der «Weltwoche», dass man ihn und Brunner in Bern schon zusammen bei einem Bier gesehen habe. Brunners politische Positionen stehen auf einem anderen Blatt. Er prägt und trägt die rigide Migrationspolitik der SVP, deren antieuropäischen und antiökologischen Kurs und den Einsatz für Armee und Landwirtschaft. In seine Präsidentschaft fallen die rechtsstaatlich heikle Ausschaffungsinitiative, die Masseneinwanderungsinitiative und die Selbstbestimmungsinitiative.

Speerspitze der nationalkonservativen Bewegung

Brunner lenkt mit der SVP die Speerspitze der nationalkonservativen Bewegung. Tradition, aussenpolitische Abschottung, Skepsis gegenüber Eliten und Fremden: Brunner vertritt solche Positionen nicht nur, er verkörpert sie als Landwirt, als Mitbesitzer einer Landbeiz, Initiant eines Ländler-Radios und bekennender Naturbursche.

Die Frage, ob diese Weltsicht stärker im Bundesrat vertreten sein soll, wird am 9. Dezember beantwortet. Vieles spricht heute dafür: Das Argument der «inhaltlichen Konkordanz» ist stumpf geworden nach dem Wahlsieg der SVP. Für grundsätzliche Zweifel an der Kollegialität gibt es wenig Anlass. Ueli Maurer hat bewiesen, dass auch SVP-Bundesräte weitgehend kollegial sein können.

Zweifel am Format

Aber es gibt Zweifel, ob Brunner dem Amt gewachsen wäre. Der St. Galler CVP-Nationalrat Jakob Bücher sprach in der Sendung «10vor10» von einem «grossen Fuder». Von der sda befragte Mitglieder der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK), in der auch Brunner sitzt, trauen ihm das Amt fachlich schlicht nicht zu.

Zu wenig hat sich der SVP-Präsident in der Vergangenheit mit politischen Sachfragen beschäftigt. Auch mit Vorstössen fällt er nicht auf. Drei parlamentarische Initiativen und zwölf Motionen - eine der jüngsten zur Versorgung der Armee mit Frischmilch - hat Brunner seit 1995 eingereicht.

Nähe zu Blocher

In den grossen Fussspuren von Finanzmarkt-Expertin Eveline Widmer-Schlumpf ist Brunner aus heutiger Sicht schwer vorstellbar. Doch haben schon andere bewiesen, dass ein Studium noch keinen guten Bundesrat macht und dass man es mit einem Primarschulabschluss, Begeisterung und motivierender Führung zum respektierten Mitglied des Siebnergremiums und zum Ehrendoktor mit UNO-Mandat bringen kann.

Was hingegen an Brunner haftet, ist seine Nähe zu Christoph Blocher. Die Verbundenheit der beiden ist zwar belegt, doch lässt sich Blochers Einfluss nur erahnen. Trotzdem gilt Brunner vielen als blosser Wiedergänger des abgewählten Bundesrats, der seine Finger damit wieder nach der Regierung ausstrecken würde.

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