In Ecuador beherrschen Produkte der Marke Toni die Regale. Die lokale Toni-Molkerei entstand mit Schweizer Maschinen.
Da reist man fast um die halbe Erde und trifft im Supermarkt in Quito, der Hauptstadt Ecuadors, auf das bekannte Toni-Logo inklusive blauem Senn! Unzählige Milchprodukte sind in den Regalen aufgereiht, alle mit dem Toni-Emblem: Joghurt, Milch, Quark, Gesundheitsdrinks, Frischkäse oder Desserts.
Joghurts in Flaschen
Beim Anblick des Toni-Logos mit dem blauen Senn kommt fast etwas Wehmut auf. Es ist ja doch schon 16 Jahre her, seit die Toni-Molkerei ihre Tore schloss und viele Milchbauern neue Abnehmer suchen mussten. Es war eine unsichere und turbulente Zeit im Milchmarkt. Aber was macht denn nun der blaue Senn hier in Zentralamerika?
Soviel ist klar: In den 1970er-Jahren baute Toni in Zürich die modernste Molkerei Europas und legte andere Betriebe still. Einige der alten Maschinen gelangten nach Ecuador. Der erste Geschäftsführer sei ein Schweizer gewesen und habe mit den Maschinen das Recht des Logos miterworben, weiss Susana, die einheimische Begleiterin. Toni Guayaquil begann vor allem mit der Produktion von Joghurt-Drinks. Die sehr flüssigen und trinkbaren Joghurts in grossen Plastikflaschen sind noch heute das Hauptgeschäft.
Ohne CH weniger Qualität
Wie es dann weiterging mit der Geschichte von Toni Ecuador, darüber wird unter Kennern nur hinter vorgehaltener Hand berichtet, denn es geht um Korruption und Hinterziehung. Sobald die Leitung nicht mehr in Schweizer Hand war, habe die Qualität extrem nachgelassen, weiss ein Schweizer, der viele Jahre in Guayaquil lebte.
Die Maschinen seien nicht mehr korrekt bedient worden. «Andere gingen kaputt, und niemand wusste sie zu flicken.» Als im Jahr 2000 der Bankencrash Ecuador erschütterte, habe sich der damalige Geschäftsführer der Molkerei in Guayaquil mit dem gesamten Vermögen davongemacht und sei abgetaucht, ist von einem ecuadorianischen Bauern zu erfahren.
In staatlicher Hand
Heute ist die Toni-Molkerei auf dem Äquator in staatlicher Hand und marktführend im ganzen Land. Und alle Schweizer Touristen, die Heimweh verspüren, müssen nur einen Supermarkt aufsuchen und treffen dort auf ein Stückchen Schweizer Milchgeschichte.