Traktoren, die ihre Arbeit ohne Fahrer erledigen – ist das die Zukunft? Vielleicht, denn die Forscher sind eifrig am Werk. Autonome Fahrzeuge sollen Gefahren künftig selbst wahrnehmen und interpretieren.
In Zukunft werden aus Effizienzgründen immer mehr fahrerlose Traktoren auf den Feldern pflügen, eggen und säen. Davon sind zumindest Forscher und Entwickler von Landmaschinen überzeugt. Wie aber steht es mit der Sicherheit von Traktoren, wenn diese ohne Fahrer auf den Feldern herumkurven? Dieser Frage gehen Wissenschaftler in einem europäischen Projekt nach. Ziel ist es, das allgemeine Sicherheitsniveau von autonomen landwirtschaftlichen Fahrzeugen in Bezug auf die Gefährdung von Menschen, Tieren oder fremdem Eigentum in seiner Umgebung zu erhöhen.
Selber interpretieren
Um autonome, unbemannte Fahrzeuge sicher betreiben zu können, müssen diese selbst in der Lage sein, Gefahrenstellen in ihrer Einsatzumgebung wahrzunehmen und zu interpretieren, betont Projektkoordinator Anders Petersen vom Danish Technology Institute DTI (Dänemark). «Wir untersuchen, welche Sensoren und Datenverarbeitungstechniken am besten geeignet sind, verschiedene Arten von Hindernissen wie Unterschiede in der Bodenbeschaffenheit, massive Objekte wie Bäume oder Zäune, Menschen oder Tiere zu erkennen.»
Zu diesem Zweck würden vier unterschiedliche Sensortypen kombiniert: Stereo-Kamera, Radar, Ladar und Thermografie. Dabei werde der vom deutschen Fraunhofer Institut (D) entwickelte 3D-Scanner «Ladar-Sensor 3DLS» jetzt erstmals in einem landwirtschaftlichen Kontext eingesetzt. Basierend auf Lasermesstechnik erfasse dieser Sensor die Umgebung des Traktors in Form von dreidimensionalen Punktwolken.
Das Projektteam, das einen Claas-Traktor mit Sensoren ausgerüstet hat, sammelt nun auf verschiedenen Testfahrten Daten, die nun als Basis für die weitere Entwicklung der Software zur Sensordatenfusion und Hinderniserkennung genutzt werden.
Beispiel Fendt
Auch Fendt forscht nach eigenen Angaben auf dem Gebiet kooperierender und kommunizierender Systeme sehr intensiv. Auf der Agritechnica in Hannover stellte die Firma bekanntlich ihr System Fendt GuideConnect vor, mit dem ein Fahrer zwei Traktoren kontrollieren kann (wir berichteten). Die beiden Traktoren fungierten als Einheit, und ein Fahrzeug folge unbemannt nach.
Eine entscheidende Rolle bei dieser Entwicklung spiele laut Fendt die Sicherheit. Die Verantwortung für beide Gespanne liege grundsätzlich beim Fahrer des Führungsfahrzeuges. Die verschlüsselte Funkverbindung stelle sicher, dass ausschliesslich die beiden Traktoren miteinander kommunizierten. Wenn weitere Gespanne dieser Art in der Nähe seien, bestehe somit nicht die Gefahr, dass das geführte Fahrzeug versehentlich einem anderen Führungsfahrzeug folge.
Notstopp hilft
Das geführte Fahrzeug werde bei sicherheitskritischen Zuständen selbst aktiv. Wenn beispielsweise die Satellitenortung nicht mehr möglich, die Funkverbindung unterbrochen oder der Abstand zwischen den Traktoren zu gering oder zu gross sei, dann trete sofort der Notstopp in Kraft: Der geführte Traktor werde umgehend in einen sicheren Zustand gebracht und der Motor abgeschaltet.
Das geführte Fahrzeug melde auch Fehler wie einen geringen Kraftstofffüllstand an das Führungsfahrzeug. In einer weiteren Stufe werde der geführte Traktor über noch mehr Eigenständigkeit verfügen und beispielsweise mit Umfeldsensorik ausgerüstet sein, kündigte Fendt an