Der Klimawandel gefährdet das Trüffelvorkommen in der Schweiz und in Süddeutschland. Laut Forschenden führt bereits eine um ein Grad Celsius höhere durchschnittliche Sommertemperatur zu einem Viertel weniger Trüffel.
Bereits seit über zehn Jahren leitet die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) ein Beobachtungsprogramm für den Burgundertrüffel, auch bekannt als Sommertrüffel oder schwarzer Trüffel. Eine Auswertung der dabei erhobenen Daten in Verbindung mit Klimadaten ergab ein alarmierendes Resultat, wie aus einer Mitteilung der WSL vom Donnerstag hervorgeht.
Kommen mit Klimawandel nicht zurecht
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Burgundertüffel durch einen alarmierenden Trend zur zunehmenden Sommertrockenheit in Europa gefährdet ist», wird der Ökologe Brian Steidinger von der Universität Konstanz und der WSL zitiert.
Zwar erholen sich die Pilzvorkommen nach einem Hitzesommer grundsätzlich wieder. Trotzdem kann aufgrund der Zunahme von extrem heissen und trockenen Sommer nicht ausgeschlossen werden, dass die Trüffelvorkommen an einigen Fundorten aussterben werden. Laut Steidinger kommen die Burgundertrüffel mit dem Klimawandel weniger gut zu recht als erwartet.
zvg
Ein Viertel weniger Trüffel pro Grad Wärme
Eine um ein Grad höhere durchschnittliche Sommertemperatur senkt die Ausbeute um fast ein Viertel (22%), auf manchen Standorten sogar bis 70%. Bei drei Grad mehr Wärme fanden die Trüffelsucher gar keine Trüffel mehr. «Der Abwärtstrend über die Jahre wurde aber im ausserordentlich kühlen und feuchten Sommer 2014 unterbrochen, in dem viele Trüffelfruchtkörper gebildet wurden», sagt Martina Peter, Leiterin der WSL-Gruppe Ökologische Genetik. Demnach müssten die unterirdischen Pilzfäden, das sogenannte Pilzmyzel, noch vorhanden sein, aber Fruchtkörperbildung ist beeinträchtigt.
Das Resultat kam für die Forschenden unerwartet. Burgundertrüffel gelten eigentlich als eher anspruchslos und kommen auch in sehr heissen Gebieten, etwa in Spanien, vor. Die mitteleuropäischen Varianten können mit Hitze und Trockenheit aber offenbar deutlich schlechter umgehen. Die Forschenden vermuten, dass der Grund dafür in den Genen der Pilze liegt. Weil sich Trüffel nur auf eher kleinem Raum genetisch austauschen, kommen die südlicheren Genvarianten nicht schnell genug in Mitteleuropa an.
Varianten, die Hitze besser ertragen
Ein Lösungsansatz wäre, trockenresistente Trüffelsorten bei hiesigen Bäumen auszusetzen. «Man muss aber sorgfältig prüfen, ob dies finanziell und ökologisch Sinn macht oder mehr schadet als nützt», wird Martina Peter, Leiterin der WSL-Gruppe Ökologische Genetik, zitiert.
Ein deutlicher Rückgang der Trüffelvorkommen wäre indes nicht nur für Feinschmeckerinnen und Feinschmecker ein Problem: Die Pilze versorgen ihre Wirtsbäume mit lebenswichtigen Nährstoffen und Wasser. Verschwinden die Trüffel, hätte das also auch Auswirkungen auf das Waldökosystem.