Keine Absage wegen Coronavirus: Gut ein halbes Jahr nach seiner Schliessung hat am Samstag das Tropenhaus in Wolhusen die Wiedereröffnung gefeiert. Die neue Führung setzt auf Permakultur, auf einen Sternekoch und auf ein Crowdfunding-Projekt mit Insekten.
Der Kanton erteilte die Erlaubnis zur Durchführung des
Eröffnungsfests mit Auflagen, wie das Tropenhaus am Samstag mitteilte. So
dürfen Personen, die die sich in den letzten 14 Tagen in China, Hongkong,
Südkorea, Iran, Norditalien und Singapur aufgehalten haben, nicht an der
Veranstaltung teilnehmen. Gleiches gilt für Personen mit Grippesymptomen.
Tropenhaus-Konzept auf Permakultur
Das Tropenhaus will neu auch die Kreisläufe der Insekten
aufzeigen. Zusammen mit dem Verein Insektenkultur wolle man eine Insektenwelt
zeigen, «wie es sie in Europa so nicht zu sehen gibt», teilte die
Geschäftsleitung des Tropenhauses mit. Zur Finanzierung des ganzen Projekts
läuft ein Crowdfunding. Mit dem Geld wollen die Verantwortlichen eine
Erlebniswelt einrichten. Fundingziel ist 100'000 Franken.
Weiter setzt das neue Tropenhaus-Konzept auf Permakultur mit
einer nachhaltigen Landnutzung und keinen Monokulturen. Auf mehreren Etagen
werden Kultur- und Wildpflanzen produziert. Der Nutzpflanzengarten soll ein
regionales Erlebnis rund um das Thema Tropen und um weitere Klimazonen
ermöglichen. Das Tropenhaus und das Restaurant sind jeweils von Mittwoch bis
Sonntag geöffnet.
Das Restaurant-Team leitet Gregor Vörös, der bereits im
Kräuterhotel Edelweiss Rigi auf Naturküche setzt. Küchenchef wird der 25-jährige
Daniele Tortomasi. Er wurde in Deutschland bereits mit 16 Gault-Millau-Punkten
und einem Michelin-Stern ausgezeichnet.
Das Tropenhaus will mit ihm zu einem «kulinarischen
Leuchtturm der Schweiz» werden. Im Restaurant gibt es tropische Spezialitäten:
Mittags stehen einfache Gerichte auf dem Menüplan, am Abend ein
Degustations-Menü für Gourmets.
Coop sprang ab
Ende des vergangenen Jahres hatte Coop das Haus für einen
symbolischen Franken an die neuen Betreiber verkauft. Für den Bereich Anbau und
Produktion sind Landschaftsarchitektin Sabine Sonntag und Hansruedi Ackle,
Vorstandsmitglied des Vereins Permakultur Schweiz, verantwortlich. Sie sind zu
einem Drittel am Tropenhaus beteiligt. Je einen Drittel halten Gregor Vörös und
die Familie Reichmuth, die ein neues Energiekonzept im Tropenhaus umsetzt.
Den Grossteil der tropischen Pflanzen wie etwa Papaya
übernahmen die neuen Betreiber. Diese werden im Haupthaus auch künftig wachsen.
Das Produktionstreibhaus hingegen soll weniger stark geheizt werden, man will
dort mehr Zitrusfrüchte anbauen. Es soll ein mediterranes Klima herrschen.
Fischzucht
Ab 2021 können die Betreiber zwei Hektaren Land rund um das
Tropenhaus dazupachten. Dort werden sie all das anpflanzen, was in der
gemässigten Zone wächst. Die Fischzucht im Inneren dagegen führen sie nicht
weiter, laut Vörös war diese zu intensiv und der Nilbarsch, der in dem warmen
Wasser gedieh, von geringer kulinarischer Qualität. Im Aussenbereich soll
wieder ein Fischteich entstehen, allerdings mit geringerem Besatz und heimischen
Arten.
Das Tropenhaus in Wolhusen war 2010 eröffnet worden. Der 16
Millionen Franken teure Bau sollte vor allem mit Abwärme geheizt werden. Diese
stammt von der Transitgas AG, die Erdgas von der Nordsee nach Italien
transportiert und dieses in Ruswil verdichtet. Weil der Anteil der Wärme, der von der
Gasverdichtungsstation stammte, unter 50 Prozent sank, war eine nachhaltige
Wärmeversorgung nicht mehr gegeben und Coop entschied sich für die Schliessung.