Laut der CDU-Europaabgeordnete Christine Schneider zeigten neue Studien klar, dass Kaliumphosphonat unter kontrollierten Bedingungen rückstandsfrei und im Einklang mit den Ökoprinzipien eingesetzt werden könne.
Michael Höffken
Die Chancen, doch noch eine Zulassung von Kaliumphosphonaten für den Pflanzenschutz im europäischen Ökoweinbau zu erreichen, stehen weiterhin schlecht. Die Sachverständigengruppe für technische Beratung der ökologischen Produktion (EGTOP) erteilt der Forderung vieler Biowinzer eine Absage.
In einem am Dienstag, dem 22. Juli 2025 präsentierten Bericht führt eine Mehrheit der Gremiumsmitglieder unter anderem ins Feld, das durch die Genehmigung von Kaliumphosphonat Unsicherheiten bezüglich des Einsatzes von nicht erlaubten Pflanzenschutzmitteln entstehen würden.
Spontane Phosphonatveresterung
Wenn Kaliumphosphonat im ökologischen Weinbau zugelassen würde, könne etwa der Nachweis von Ethylphosphonsäure von mehr als 0,01 mg/l je Liter in ökologischen Weinen Zweifel am Ursprung dieser Substanz aufkommen lassen.
Da entweder eine spontane Phosphonatveresterung oder der im Ökoweinbau nicht zulässige fungizide Wirkstoff Fosetyl-Aluminium der Grund sein könne. Fosetyl-Aluminium wird vor allem bei der Bekämpfung von Falschem Mehltau im konventionellen Weinbau eingesetzt.
Eine Minderheit im EGTOP dafür
Einstimmig fiel das EGTOP-Urteil allerdings nicht aus. Eine Minderheit wies auf den wirksamen Einsatz von Kaliumphosphonat als Alternative von deutlich giftigeren Kupferpräparaten gegen den Falschen Mehltau hin. Auch handele es sich um ein natürliches Produkt, dass sich anders als Kupfer nicht im Boden der Weinberge anreichern würde.
Die EU-Kommission hat die Möglichkeit, den Einsatz über einen delegierten Rechtsakt zur EU-Ökoverordnung vorzunehmen. Ein neues Gesetzgebungsverfahren wäre dementsprechend nicht notwendig. Ob die Brüsseler Behörde eine Anpassung vornehmen wird, scheint angesichts der Mehrheitsempfehlung fraglich. Möglich wäre dies aber. Schliesslich ist die EGTOP aus Experten des ökologischen Sektors nur beratend tätig.
Kupferaufwand stark reduzieren
Für die CDU-Europaabgeordnete Christine Schneider ist das Urteil der Fachleute nicht nachvollziehbar. «Statt sich an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu orientieren, wird an überholten Argumenten festgehalten», so der Vorwurf des stellvertretenden Mitglieds im EU-Landwirtschaftsausschuss. Neue Studien zeigten klar, dass Kaliumphosphonat unter kontrollierten Bedingungen rückstandsfrei und im Einklang mit den Ökoprinzipien eingesetzt werden könne.
Auch der grüne EU-Agrarpolitiker Martin Häusling kritisierte die EGTOP-Stellungnahme. Einen der Hauptkritikpunkte am Einsatz von Kaliumphosphonaten im ökologischen Weinbau, der Wirkstoff sei angeblich synthetisch, weist der langjährige Abgeordnete zurück: Es komme in der Natur häufig vor. Seiner Darstellung zufolge lässt sich mit dem Einsatz von Kaliumphosphonaten auch der Kupferaufwand stark reduzieren. Darüber hinaus habe die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Gesundheitsschäden erst kürzlich ausgeschlossen.