TTIP, das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA, beunruhigt die Schweizer Bauern. Würde der Markt auch im Agrarbereich komplett geöffnet, könnte die Zahl der hiesigen Bauernbetriebe um rund ein Drittel sinken, schätzt Francis Egger vom Schweizer Bauernverband (SBV).
«Wir sind nicht grundsätzlich gegen ein Freihandelsabkommen», sagte Egger gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Das Abkommen mit China beispielsweise habe der Schweizer Landwirtschaft nicht merklich geschadet.
Problem Einfuhrkontingente
Man dürfe nicht vergessen, dass die Schweiz ein Importeur von Nahrungsmitteln sei. Wenn TTIP dazu führen würde, dass beispielsweise irische Produkte durch US-Produkte ersetzt würden, dann sei das für die Schweizer Bauern kein Problem.
Sollten die Einfuhrkontingente und -zölle jedoch komplett wegfallen, dann könnten die Schweizer Bauern preismässig nicht mithalten, sagte Egger. In diesem Fall könnte rund ein Drittel der Schweizer Bauernbetriebe verschwinden. Konkret könnte die Zahl der Betriebe von 54'000 auf 40'000 sinken.
Herkunftslabel nicht anerkannt
Bedenken haben die Schweizer Bauern auch deshalb, weil die USA die Herkunftslabel AOP oder IGP nicht anerkennen könnten. Diese Label werden Produkten verliehen, die eine starke Verbindung zu ihrer Ursprungsregion haben - beispielsweise Walliser Raclette oder Zuger Kirsch.
Ausserdem wünschten die Schweizer Konsumenten keine Gentech-Nahrungsmittel, sagte Egger. Solche könnten dann auf den europäischen Markt kommen, wenn die USA ihre Standards beim Konsumentenschutz durchsetzen könnten. Allerdings ist nicht klar, ob dies der Fall sein wird.
2006 Verhandlungen abgebrochen
Am Freitag ging die 13. Verhandlungsrunde zwischen der EU und den USA zu Ende. Beide Seiten zeigten sich optimistisch, die Gespräche noch in diesem Jahr abschliessen zu können. Zahlreiche Wirtschaftsvertreter haben bereits gefordert, dass die Schweiz nicht abseits stehen dürfe, falls TTIP zustande komme.
Die Landwirtschaft war demgegenüber schon immer der Stolperstein von Freihandelsabkommen. So hatte sich der Bundesrat 2006 gegen Freihandelsverhandlungen mit den USA gestellt - auch aufgrund des absehbaren Widerstands der Bauern.