Mit Beginn der zweiten Phase der Bodenreform dürften in der Ukraine im kommenden Jahr die Bodenpreise steigen. Davon geht das Landwirtschaftsministerium in Kiew trotz des andauernden Krieges aus. Laut dem Agrarressort dürfen ab dem 1. Januar 2024 auch juristische Personen landwirtschaftliche Flächen erwerben. «Diejenigen, die schon lange darauf gewartet haben - juristische Personen, die Land besitzen wollen, um langfristige Investitionsprojekte verfolgen zu können - werden auf den Markt kommen», erklärte der stellvertretende Landwirtschaftsminister Denis Bashlyk Anfang letzer Woche in Kiew. Das werde die Preise in die Höhe treiben.
Obergrenze bei 10’000 Hektar
Die Obergrenze für den Erwerb von landwirtschaftlichen Flächen durch juristische Personen wird ab dem kommenden Jahr bei 10’000 Hektar liegen. Weiterhin untersagt bleibt allerdings der Verkauf staatlicher und kommunaler landwirtschaftlicher Flächen. Das vorrangige Recht auf den Erwerb eines Grundstücks steht dem Pächter zu. Der Mindestpreis für ein Grundstück darf nicht unter dessen geschätzten Wert liegen.
Bodenmarkt nähert sich Vorkriegsniveau
Laut dem stellvertretenden Leiter des staatlichen Dienstes für Geodäsie, Kartographie und Kataster der Ukraine, Dmitri Makarenko, wurden von Januar bis Anfang Oktober 2023 etwa 80’000 Hektar landwirtschaftliche Flächen verkauft oder verpachtet. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 seien dagegen noch mehr als 100’000 Hektar für den Verkauf oder die Verpachtung freigegeben worden. Im vergangenen Jahr seien also mit Beginn des russischen Angriffskrieges die Aktivitäten am Bodenmarkt deutlich zurückgegangen, und zwar auf rund 69’000 Hektar. Nun nähere sich der Markt wieder dem Vorkriegsniveau.
Auch Onlinehandel möglich
Nach Angaben von Sergei But, Geschäftsführer von ProZorro.Selling, eines staatlichen elektronischen Auktionssystems für den Bodenmarkt, wurden über die Plattform bislang fast 38’000 Hektar Land verkauft oder verpachtet. Bei der überwiegenden Mehrheit dieser Grundstücke handle es sich um Flächen im Besitz von Städten oder Gemeinden. Insgesamt 2700 Hektar landwirtschaftliche Flächen seien verkauft worden, 35’100 Hektar verpachtet.
Die Preise für Grundstücke sind But zufolge schon jetzt «sehr hoch» und reichen bis zu umgerechnet 1900 Euro/ha (1806 CHF/ha).