Ungeachtet der Kriegshandlungen haben die Feldarbeiten im größten Teil der Ukraine begonnen. Wie Ministerpräsident Denis Shmygal berichtete, fanden zu diesem Zeitpunkt in 20 der 24 ukrainischen Provinzen die Aussaat der Sommerungen beziehungsweise die Vorbereitungen dafür statt.
Shmygal zeigte sich vorsichtig optimistisch, was den Umfang der Aussaatfläche angeht. Ihm zufolge könnte diese bis zu 80 % des Vorjahresniveaus erreichen. Die Arbeiten werden allerdings nach wie vor auch ausserhalb der besetzten Gebiete von Nachschubproblemen bei Betriebsmitteln wie Diesel gebremst.
Präsident Wolodymyr Selenskyj beschuldigte zudem die russische Armee, Felder in einigen Oblasten vermint und landwirtschaftliches Gerät gestohlen zu haben. Der Ukrainian Agribusiness Club (UCAB), der die führenden agroindustriellen Unternehmen des Landes vertritt, ist auch aus solchen Gründen skeptisch, was den Umfang der Aussaatflächen angeht.
Maximal 14,9 Mio Hektaren
Laut den Erhebungen des Verbandes dürfte der diesjährige Anbau von Sommersaaten wegen der Kriegshandlungen bei maximal 14,9 Mio ha liegen. Das wären 72 % der Fläche früherer Jahre. Wie der UCAB erläuterte, verfügt die Ukraine über insgesamt rund 28,4 Mio ha an landwirtschaftlicher Nutzfläche zum Anbau von Feldfrüchten.
Davon seien im vergangenen Herbst 7,6 Mio ha mit Winterkulturen bestellt worden. Auf den für die Sommersaaten bestimmten Flächen würden nun in den nicht von Militäroperationen betroffenen Gebieten alle Anstrengungen auf die Feldarbeit konzentriert, so die UCAB-Analystin Svitlana Lytvyn.
Anbauänderungen begrenzt
Wie schon andere Organisationen rechnet auch der UCAB damit, dass es in Teilen zu einer Änderung bei den ausgesäten Feldfrüchten kommt, weg von exportorientierten Kulturen wie Mais und Sonnenblumen und hin zu Buchweizen, Sojabohnen, Hafer, Hirse oder Zuckerrüben, die vorrangig der Ernährungssicherung in der Ukraine dienen sollen.
Lytvyn geht allerdings davon aus, dass maximal 15 % der Frühjahrsflächen derart „verschoben“ werden, da der Mangel an geeignetem Saatgut sowie die weit fortgeschrittenen Vorbereitungen für die ursprüngliche Anbauplanung einer Änderung Grenzen setzten.


