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Umfrage: Werbung für Billig-Fleisch verbieten?

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Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) denkt darüber nach, Werbung für Fleisch-Aktionen zu verbieten. Die Idee kommt nicht überall gut an. Wie denken Sie darüber? Sollte solche Werbung verboten werden? Oder geht das zu weit? Abstimmen und mitdiskutieren

 

Aktionen für Fleisch werden vom Detailhandel im TV, Zeitungen oder Internet mit viel Geld beworben: «Rindswestern-Steak zum Top-Preis von 1,85 statt 3,75 Fr./kg» bei der Migros, «Schweizer Pouletbrüstli für 1,49 Fr. statt 2,33 Fr./kg» bei Lidl oder der «Schweinehals zum Toppreis von 9.90 für 800 g» bei Denner sind da nur einige Beispiele. Fleischaktionen dienen dazu, Kunden in die Läden zu locken.

 

Das Bundesamt für Landwirtschaft möchte diese Art Werbung verbannen. Rabatte für Fleisch seien einem nachhaltigen Konsum nicht förderlich, sagte BLW-Vizedirektor Adrian Aebi in der jüngsten Ausgabe der «NZZ am Sonntag». Diese seien oft nur reine Frequenzbringer. «Das entspricht nicht der Wertigkeit von Fleisch und ist einem nachhaltigen Konsum nicht förderlich», sagte Aebi weiter.

 

Bund könnte zwei Ziele erreichen

 

Mit der Sistierung der Agrarpolitik 2022+ hat der Ständerat den Bund verpflichtet, bis 2022 einen Bericht zu verfassen, wie die Agrarpolitik in eine ganzheitliche Politik für «gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion» erweitert werden kann. Gemäss der «NZZ am Sonntag» will das BLW auch den Fleischkonsum in den Bericht integrieren.

 

Dieser soll sinken. Laut dem Umweltbericht des Bundesrates von 2018 ist der Fleisch- und Fischkonsum für mehr als 6 Prozent der Umweltbelastung der Schweiz verantwortlich. Der Fleischkonsum liegt bei rund 780 Gramm Fleisch pro Woche und Person. Empfohlen gemäss Lebensmittelpyramide wäre weniger als ein Drittel davon. Mit einer Reduktion des Konsums könnte der Bund zwei Ziele im Bereich Gesundheit und Klima erreichen.

 

Nationalrat empört

 

Gar nicht erfreut über die Gedankenspiele der Verwaltung Nationalrat Mike Egger (SVP/SG). Der Ostschweizer arbeitet für die Migros-Tochter Micarna. Es sei ein Skandal, ein solches Verbot nur schon in Erwägung zu ziehen, sagte er zur Zeitung. Man versuche, ein gesundes Lebensmittel zu verunglimpfen. Die Branchenorganisation Fleisch, Proviande, kann den Plänen wenig abgewinnen. Es sei nicht Sache des Staates, hier einzugreifen.

 

Im «Blick» wurde das mögliche Verbot ebenfalls thematisiert. Dort kommt  Wagyu-Züchter Peter Hunkeler zu Wort. Er ist klar gegen das Verbot. Das sei ein «äs blöds Gstürm». «Wir sind mündige Bürger», sagt der Landwirt aus dem luzernischen Götzental zur Zeitung. «Beim Fleisch sei es wie beim Nikotin». «Man kann die Werbung verbieten, aber es wird trotzdem konsumiert», hält er fest. Das Produkt sei ein Genussmittel.

 

Baumann zufrieden

 

Erfreut über die Pläne der Verwaltung ist hingegen Bio-Landwirt und Nationalrat Kilian Baumann (Grüne/BE). Er forderte bereits im vergangenen Jahr den Bund dazu auf, den Konsum zu senken. Er stellte seinen 10-Punkte-Plan vor. Punkt 9 nimmt den Fleischkonsum ins Visier. «Die Fleischproduktion trägt einen erheblichen Teil zur Klimaerwärmung bei. Wir müssen deshalb unbedingt runter mit dem Konsum», sagte Baumann damals.

 

Den Ansatz mit der Werbung unterstützt er. «Man hat beim Tabak und Alkohol gesehen, dass Werbeeinschränkungen wirken», so Baumann zur «NZZ am Sonntag». Beim WWF erachtet man die Pläne der Verwaltung als ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die Umweltorganisation möchte aber einen Schritt weitergehen. «Aus Umweltsicht sollte Fleischkonsum gar nicht mehr beworben werden», so die Umweltschutzorganisation.

 

Zurückhaltend geben sich die Detailhändler. Die Migros will sich dazu nicht äussern. Coop sagt zur «NZZ am Sonntag», dass sich Aktionen an Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden orientiere.

 

SBV stören Tiefstpreise bei Importfleisch

 

Beim Schweizer Bauernverband (SBV) liegt der Fokus auf Deklaration betreffend Herkunft und Produktionsmethode. Als störend erachtet der Verband die Tiefpreisaktionen bei Importfleisch. Diese seien nicht im Sinne der Nachhaltigkeit.

 

«Solche unsinnigen Angebote gibt es oft bei Fleisch, aber auch bei anderen Produkten wie spanischen Erdbeeren oder Spargeln aus Südamerika, die vor der eigentlichen Saison bereits in Aktion und an den besten Standorten angepriesen werden und das Preisgefüge unter Druck setzen», sagt Sprecherin Sandra Helfenstein zu «Schweizer Bauer».

 

User beurteilen es unterschiedlich

 

Die User auf schweizerbauer.ch haben unterschiedliche Meinungen. «Eigentlich ist ein Verbot richtig. Aber wenn schon, dann für alles Essen keine Werbung mehr. Dafür braucht es keine Werbung, denn essen muss jeder, nur haben es noch nicht alle bemerkt», schreibt der «Analyst».

 

Christian G bringt die Produzentenpreise ins Spiel. Besser als ein Werbeverbot wäre aus seiner Sicht eine Garantie auf einen kostendeckenden Erlös. «So könnten sich die Grossverteiler es sich nicht mehr leisten, Fleisch zu Billigstpreisen anzubieten. Auch Kontingente sind eine sehr gute Lösung, um ‘Foodwaste’ zu verhindern. Es kann nicht sein, dass man Getreide, Fleisch, Gemüse vernichten muss, weil es zu viele Billig-Importe gibt», hält Christian G fest.

 

Für Andreas Messerli haben Fleisch-Aktionen ihre Berechtigung. «Es gibt doch bei uns in der Schweiz immer noch Leute, die froh sind, wenn sie ein günstiges Stück Fleisch kaufen können. Nicht alle können sich teureres Fleisch leisten», fährt er fort.

 

Wie denken Sie über ein allfälliges Verbot? Unterstützen Sie dieses? Oder geht das Ihnen viel zu weit? Stimmen Sie ab

 

 

 

Kommentare (4)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Ammann | 19.08.2021
    Wer nicht möchte, dass weiterhin:
    - die Abnahmepreise bei unseren Bauern gedrückt werden - um die Margen bei Aktionen der Grossverteiler zu finanzieren
    - Billigfleisch als Konkurrenz zur einheimischen Produktion eingeführt wird
    - einheimisches Label-Fleisch wieder eine Chance hat, etc.
    der müsste eigentlich unabhängig der Klimadiskussion für ein solches Verbot sein. Dieses würde den hiesigen Bauern wohl mehr nützen, als schaden. Darüber sollte der Bauernverband auch einmal nachdenken.
  • Ethischer Landwirt | 19.08.2021
    Frage: wie ist Billigfleisch definiert?
  • Meisterlandwirt | 18.08.2021
    Fortsetzung: Der enorme Ausstoss, von Schadstoffen, durch den Flug- und Strassenverkehr verschweigt man lieber. Die nukleare Bedrohung, die uns jede Minute, im Nacken sitzt erwähnt man gar nicht....Ein gesunder Fleischkonsum müsste gefördert weden.Werbung soll ausschliesslich für tierschutz und umweltgerecht produziertes Schweizerfleisch, gemacht werden.
  • Meisterlandwirt | 18.08.2021
    In gewissen Kreisen wird versucht, die Nutztierhaltungund den Fleischkonsum,als hauptverantwortlich, für die Zerstöhrung unseres Planeten,darzustellen.Es wird der Eindruck erweckt, mit Veganismus und unverhältnismässigen Aktionen, (Ansiedlung, des Wolfes,) sei es zu richten. Nicht gerne spricht man in diesen Kreisen, über die Zerstöhrung, der Weltmeere, durch Mikroplastik und all der Stoffe, die durch Abwasserreinigungsanlagen , nicht herausgefiltert werden können.

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