Anfang 2020 möchten 155 neue Vollknospe-Milchproduzenten Biomilch liefern. Diese Betriebe stehen nun auf einer Warteliste. Der Preis für Biomilch steht unter Druck
Es sei noch nicht klar, ob die betroffenen Betriebe ab Juni 2020 definitiv Biomilch liefern könnten, sagt David Herrmann, Medienverantwortlicher bei Bio Suisse.
Zu viele Lieferanten
Die Biomilchmarktrunde werde die Marktgeschehnisse der nächsten Monate abwarten und wohl erst im Frühjahr eine Entscheidung diesbezüglich fällen. Verkehrsmilchproduzenten, die Bio-Milch oder Umstellungsmilch verkaufen wollen, sollten bei einer von Bio Suisse anerkannten Produzentenorganisation registriert sein. Mithilfe dieser Massnahme kann die Branchenorganisation die Entwicklung auf dem Milchmarkt beobachten und beurteilen.
Aufgrund der in den letzten Jahren jeweils grossen Zahl an Umstellbetrieben beschloss die Biomilchmarktrunde, ab 2020 Wartelisten für neue Biomilchproduzenten einzuführen. Der «Schweizer Bauer» hat bei den Produzentenorganisationen nachgefragt, wie viele Produzenten auf diesen Wartelisten stehen.
Neue Kanäle erschliessen
Zusammengefasst sind dies rund 60 Produzenten in der Ostschweiz, 21 Betriebe in der Zentralschweiz, 15 Milchbauern in der Westschweiz und 22 Betriebe im Mittelland. Bei welchen Biomilchorganisationen die restlichen Betriebe erfasst sind, konnte nicht eruiert werden.
«Um auch in Zukunft das Angebot und die Nachfrage in der Waage zu halten und das wachsende Angebot absorbieren zu können, erachten wir es als wichtig, dass wir neue nachhaltige Absatzkanäle für Schweizer Biomilch erschliessen können», beschreibt Cemil Klein, Mitglied der Geschäftsleitung der Mooh Genossenschaft, die Strategien, um die steigenden Mengen an Biomilch absetzen zu können.
Abzüge werden gemacht
Die Mooh Genossenschaft zieht ab dem 1. Januar 2020 Biomilchlieferanten, die ihre Mengen ausdehnen oder neu auf Bio umgestellt haben, einen Beitrag an den Marktaufbau ab. «Der Marktaufbaubeitrag wird primär in der milchstarken Jahreszeit von Januar bis Mai erhoben. Wie lange wir einen Beitrag dafür einziehen, hängt von der Marktsituation und den vorhandenen Projekten ab», begründet Klein diesen Abzug.
Ein neuer Absatzmarkt für Biomilch wurde in den vergangenen zwei Jahren beispielsweise durch den Export von antibiotikafreier Milch in die USA erschlossen. «Bis Ende Oktober 2019 konnten total etwa 600'000 kg Milch geliefert werden», sagt André Bernet, Leiter Milchvermarktung der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP). Aus der Milch, die von Lieferanten der ZMP, Mooh und Emmi produziert wurde, werde in Hochdorf Vollmilchpulver für die Produktion von Schokolade hergestellt, ergänzt Bernet.