Bio Suisse will weiter wachsen. 2025 sollen 25 Prozent der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe nach Knospe-Richtlinien produzieren, so der Plan der Dachorganisation. Wie sieht es auf Ihren Betrieb aus? Werden Sie auf Bio umstellen? Oder lassen Sie es sein? Abstimmen und mitdiskutieren
2019 konnten Bio-Produkte am Markt weiter zulegen. Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln stieg 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 Prozent auf 3,2 Milliarden Franken. Erstmals wurde ein Marktanteil von 10 Prozent erreicht. Dieser nahm um 3,4 Prozent zu und betrug 10,3 Prozent.
Mit einem Wachstum von 4,7 Prozent lag die Romandie beim Marktanteil vor der Deutschschweiz (3,1%) und erreichte damit erstmals einen höheren Marktanteil (10,5% im Vergleich zu 10,4%). Im Tessin ist der Umsatz um 1,3 Prozent gewachsen. Der Marktanteil liegt neu bei 8,9 Prozent.
Romands entdecken Bio
«Bio ist in der Westschweiz durch viele Aktivitäten sichtbarer geworden», begründet Jürg Schenkel, Leiter Marketing von Bio Suisse, das starke Wachstum gegenüber «SRF». Zwar sind es insgesamt immer noch weniger Bio-Betriebe als in der Deutschschweiz, dafür Betriebe mit grösseren Anbauflächen. Alt Nationalrat Joseph Zysiadis führt noch eine andere Begründung ins Feld.
In der Westschweiz sehe man Bio-Lebensmittel einfach anders. «Für die Romands ist der Genuss beim Essen wichtig», sagt Zysiadis zur SRF. In der Deutschschweiz esse man Bio, weil es gesund sei, in der Romandie, weil Bio-Lebensmittel mehr Geschmack hätten.
170'000 Hektaren
Der Verkauf von Bio-Produkten habe im vergangenen Jahr in fast allen Bereichen und Landesteilen zugelegt, sagte Bio-Suisse-Geschäftsführer Balz Strasser vergangene Woche an der Pressekonferenz. Den höchsten Marktanteil erreichen die Bio-Frischprodukte: Bei den Eiern war es fast jedes Dritte (28,7 Prozent), beim Brot 26,1 Prozent und beim Gemüse 23,1 Prozent. Keine guten Nachrichten gibt es hingegen von den gewichtigen Segmenten Milch (354 Mio. Fr. Umsatz) und Fleisch (260 Mio. Fr.). Diese haben je 0,3% an Marktanteilen verloren.
Auch bei den Anzahl Betrieben und der Fläche legte Bio im vergangenen Jahr zu. Insgesamt produzieren 7300 Betriebe in der Schweiz und Liechtenstein nach den Richtlinien der Knospe. Das sind 300 mehr als im Vorjahr. Sie bewirtschaften zusammen einen Sechstel der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche (169'360 Hektaren). Im Berggebiet war es sogar ein Viertel.
25% Bio-Betriebe bis 2025
Die Kantone Bern (1318, +57) und Graubünden (1255, +17) sind jene mit den meisten Bio-Betrieben. Es folgen St. Gallen (466, +15), Zürich (428, +22) und Luzern (420, + 28). Luzern verzeichnete gemeinsam mit dem Kanton Wallis (243, +28) prozentual den höchsten Zuwachs. Hier sind im letzten Jahr viele Winzer auf die Bio-Produktion umgestiegen.
Bio Suisse will weiter wachsen und sucht Bauern, die auf die Knospe-Richtlinien umsteigen. «Wir verfolgen ganz klar unsere Strategie «Avanti 2025». In fünf Jahren sollen 25% aller Betriebe biologisch wirtschaften. Wir haben dieses Ziel bei Weitem noch nicht erreicht», sagt Balz Strasser zu «Schweizer Bauer». Derzeit bewirtschaften 7'300 Betriebe, also 15 Prozent, nach Knospe-Richtlinien. Für weitere 4000 bis 4300 Betriebe sieht Bio Suisse noch Potenzial.
Angebotsüberhänge
«Wir heissen deshalb alle Produzentinnen und Produzenten willkommen, die Lust haben, umzustellen. Wichtig ist, dass es für den Einzelnen und die Einzelne stimmt. Schade fände ich, wenn Produzenten durch Bio-Offensiven in die Umstellung gedrängt werden und dann Absatzprobleme haben», sagte Strasser gegenüber dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst.
2019 gab es in einigen Bio-Segmenten Angebotsüberhänge - so bei der Milch, beim Schweinefleisch und beim Getreide. Für die Bauern bedeutete dies finanzielle Einbussen, da die Preise entsprechend ins Sinken gerieten. Durch den steigenden Absatz während der Coronakrise wurden die Überhänge temporär abgebaut.
Um aber Absatzprobleme zu verhindern, will Bio Suisse die Nachfrage steigern und nicht das Angebot reduzieren. «Wir brauchen deshalb neue Produzenten, um unsere Ziele zu erreichen», macht Strasser gegenüber «Schweizer Bauer» klar.
Kommunikation und neue Märkte
Um die Nachfrage weiter zu erhöhen, will Bio Suisse die Kommunikation verstärken. «Gerade in der jetzigen Zeit, wenn mehr zuhause gekocht und gegessen wird, ist die Bevölkerung näher bei den Lebensmitteln. Steht die bewusste, nachhaltige und gesunde Ernährung im Fokus, wird auch häufiger zu Biolebensmitteln gegriffen», ist sich Strasser sicher.
Doch Kommunikation alleine reicht nicht aus, sondern Bio Suisse will neue Märkte erschliessen. «Wir wollen ins Sortiment von Take-aways, an Kiosks und Tankstellen und neue Partnerschaften eingehen. Und selbstverständlich soll auch das Bio-Angebot im Detailhandel weiter ausgebaut werden», fährt der Geschäftsführer fort.
«Preis wird wichtiger»
Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen sieht durchaus Potenzial für Bio. «Während des Lockdown gab es zwei gegensätzliche Phänomene: Einerseits stiegen die Umsätze bei unserer Tiefpreislinie M-Budget. Andererseits auch bei Bio-Produkten», sagte Zumbrunnen zu den «TX-Zeitungen».
Doch er macht auch deutlich, in welche Richtung es gehen. «Wir werden die Preis-Leistung für unsere Kunden weiter steigern. Der Preis per se wird an Bedeutung gewinnen», fuhr er fort. Das dürfte bei den anderen Detailhändlern nicht anders sein.
Und auch Bio-Suisse Geschäftsführer Balz Strasser weiss, dass das Wachstum bei Bio endlich ist. Er hat sich denn auch ein strategisches Ziel gesetzt. Dieses lautet: Ein Marktanteil von 15 Prozent bis im Jahr 2025.
Nun sind Sie an der Reihe, liebe Leserinnen und Leser? Ist ein Umstieg auf Bio für Sie eine Option? Wenn ja, warum? Oder kommt einen Umstellung für Sie nicht in Frage? Abstimmen und mitdiskutieren