Mitgliedschaften bei Umweltorganisationen sind ein beliebtes Weihnachtsgeschenk für Kinder. Einige Organisationen richten ihre Werbung gezielt darauf aus. Die Kinderherzen werden mit blauäugigen Steinböcken, putzigen Pandabären und farbenfrohen Vögeln erobert.
Beim Schweizer Vogelschutz (SVS) heisst die Zeitschrift «Ornis junior». «Das ist ein beliebtes Geschenk», sagt die stellvertretende SVS-Geschäftsführerin Christa Glauser auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Rund ein Sechstel der «Ornis junior»-Abos werden vor Weihnachten abgeschlossen: Ungefähr 300 von insgesamt 1800 Abos.
«Wir legen unsere Werbung gezielt darauf aus», sagt Glauser. So hätten Abonnenten der «Ornis»-Erwachsenenausgabe vor Weihnachten eine entsprechende Werbebeilage erhalten. «Häufig sind es Eltern oder Grosseltern, die ihren Kindern und Enkeln ein Abo schenken», sagt Glauser. «Ornis junior» erscheint sechs Mal im Jahr und kostet 20 Franken.
Steinbock verspricht Abenteuer
Auch Pro Natura verzeichnet vor Weihnachten einen Anstieg der Geschenkmitgliedschaften: «Rund die Hälfte aller geschenkten Mitgliedschaften werden in den Monaten November und Dezember abgeschlossen», sagt Pro-Natura-Sprecher Roland Schuler.
Ihre Kinderzeitschrift bewirbt die Organisation mit einem Comic-Steinbock namens «Steini». Auf der Pro-Natura-Website hält der blauäugige «Steini» einen Notizblock und einen Bleistift in der Hand und sagt: «Ich erlebe gerne Abenteuer in der Natur.»
Kinder-und Jugendliche machen bei Pro Natura allerdings nur etwa drei Prozent der rund 112'000 Mitglieder aus. Trotzdem seien sie für Pro Natura wichtig, sagt Schuler. «Es ist für die Sache der Natur wichtig, dass die nächste Generation den sorgfältigen Umgang mit Tieren, Pflanzen und Landschaften lernt.»
WWF fängt früh an
Der WWF spricht mit seinem «LiLu Panda»-Magazin sogar die ganz Kleinen an. Ein putziger Panda-Bär führt die 3- bis 6-Jährigen durch die Zeitschrift und fordert sie zum Ausmalen von Tieren und Lösen von Rätseln auf. «Alle 8000 LiLu-Mitgliedschaften waren Geschenke», sagt WWF-Sprecher Fredi Lüthin.
«LiLu-Panda» erscheint sechs Mal pro Jahr und kostet 65 Franken. Die Migros sponsert dabei das WWF-Kinder- und Jugendprogramm. Insgesamt hat der WWF mit «LiLu Panda, «Panda Club» und «Pandaction» rund 40'000 Kinder und Jugendliche als Mitglieder. Lüthin betont die Wichtigkeit dieser Zielgruppe für den WWF: «In der Kindheit und Jugend entscheidet sich, ob wir als Erwachsene eine Beziehung zur Natur haben - oder eben nicht.»
In der Pubertät geht das Interesse verloren
In der Pubertät wenden sich dann die meisten Jugendlichen von den Naturschutzorganisationen ab. «Die Interessen verschieben sich hin zu anderen Themen», sagt Lüthin. Doch langfristig lohnt sich die Jugendarbeit trotzdem für den WFF: «Viele ehemalige WWF-Mitglieder kommen später wieder zurück - etwa dann, wenn sie selber Kinder haben.»
Politischer Aktivismus ungeeignet
Nicht alle gemeinnützigen Organisationen profitieren gleichermassen von Weihnachten. Bei stark politisch geprägten Organisationen wie Greenpeace oder Amnesty International werden Mitgliedschaften nur selten an Kinder geschenkt.
«Wir gehen davon aus, dass Geschenkmitgliedschaften nur einen marginalen Teil unserer rund 160'000 Supporter ausmachen», sagt Greenpeace-Sprecher Matthias Wyssmann. «Kinder sind keine Fundraising-Zielgruppe von Greenpeace.» Die Organisation betreibe erst ab 15 Jahren aktive Jugendarbeit.
Bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International tönt es ähnlich: «In den letzten Monaten verzeichneten wir nur wenige Geschenkmitgliedschaften», sagt Amnesty-Sprecherin Stella Jegher. Den Grund sieht sie im ausbleibenden «Jö-Effekt»: «Das Thema Menschenrechte bietet keine Niedlichkeit wie die Natur.»