Beim modernen Menschen weiss man schon lange, dass sein Ursprung in Afrika liegt, bei der Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) vermuteten die Botaniker hingegen eine eurasische Herkunft. Forscher fanden aber genetische Hinweise, dass auch dieses «Unkraut» aus Afrika nach Europa und Asien eingewandert ist, und zwar zeitnah mit Menschen.
Die Forscher um Angela Hancock von den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) der Universität Wien haben das Erbgut von 78 Ackerschmalwand-Pflanzen aus verschiedensten Teilen Afrikas sequenziert. Manche davon wurden frisch gepflückt, manche stammten aus Herbarien.
Überraschung
Sie verglichen die Erbgutdaten der afrikanischen Pflanzen untereinander und mit jenen von über 1000 bereits früher sequenzierten Artgenossen aus Asien und Europa. Die Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachjournal «PNAS». Die afrikanischen Arabidopsis-Populationen unterschieden sich deutlich von den eurasischen, berichten die Forscher.
Das wäre für sie eine Überraschung gewesen, denn bisher glaubte man, dass die in Afrika viel seltener vorkommenden Exemplare erst jüngst von den Menschen eingeschleppt wurden. Auch die Selbstbefruchtung entwickelten die Pflänzchen wohl nicht in Europa, sondern vermutlich in jenem Gebiet, wo heute Marokko liegt.
Exodus wegen Klimaänderung
Die Ackerschmalwand-Pflanzen Afrikas zeigten eine viel stärkere Vielfalt als die eurasischen Varianten und stellten mit Abstand die ältesten Linien dar. «Arabidopsis thaliana kommt also anscheinend genau so wie Homo sapiens aus Afrika», erklärte Hancock der Nachrichtenagentur APA. Der Exodus sei bei beiden Arten wohl aufgrund der selben historischen Klimaänderungen geschehen.
In Europa von der Landwirtschaft als «Unkraut» verunglimpft, wächst Arabidopsis in Afrika mit anderen dort heimischen Pflanzen in Gebirgslandschaften, so die Forscherin. Als es in der Gegend der heutigen Sahara und in Westafrika einst regenreich war und viele Seen gab, konnte die Ackerschmalwand wohl neue Gebiete erobern und sich bis in die Levante ausbreiten.
In trockenen, kühleren Zeiten wurden ihre Populationen wiederum zersplittert. Ähnliches habe man vor kurzem auch für die menschliche Urgeschichte beschrieben.