Operation «Ranch Hand» hiess das Programm, mit dem die Amerikaner im Vietnamkrieg die Oberhand behalten wollten. Von 1962 bis 1971 versprühten Flugzeuge 75 Millionen Liter hochgiftige Entlaubungsmittel und Unkrautvernichter, um die Nachschubwege der Vietkong-Rebellen im Dschungel für Luftangriffe sichtbar zu machen.
24 Prozent der Fläche Südvietnams wurde verseucht: zwei Millionen Hektaren Mangroven und Wälder wurden entlaubt, 200'000 Hektaren Ernten zerstört, 3800 Dörfer waren direkt getroffen. Der Hintergrund: Vietnam ist seit dem Sieg gegen die französischen Kolonialherren 1954 entlang des 17. Breitengrades geteilt. Die USA unterstützen das südvietnamesische Regime, als Bollwerk gegen den Kommunismus in Südostasien.
Doch die nordvietnamesischen Kämpfer, die kommunistischen Vietkong, stehlen sich immer wieder über Dschungelpfade in den Süden und greifen an. Mehrere hunderte Tonnen Kriegsmaterial wurden täglich in den Süden geschleust. Für die US-Luftwaffe war dieses Wegsystem im Dschungel, das im Westen als Ho-Chi-Minh-Pfad bekannt wurde, schwer zu bekämpfen. Deshalb die «Operation Ranch Hand»: Die Chemikalien sollten die Pflanzen entlauben und so den US-Bombern freie Sicht auf die Kämpfer geben. Gleichzeitig wurden die Reisfelder der Bauern zerstört.
Zwei Klassen von Agent Orange-Opfern: Amerikaner und Vietnamesen
Unter den Folgen des amerikanischen Giftstoffeinsatzes in Vietnam leiden US-Soldaten und Vietnamesen, aber sie werden unterschiedlich behandelt.
DIE AMERIKANER: 2,8 Millionen US-Soldaten haben Anspruch auf finanzielle Unterstützung als potenzielle Agent-Orange-Opfer. Die US-Regierung hat nach Angaben des Aspen-Instituts allein im Jahr 2010 gut 16 Milliarden Dollar für Vietnam-Veteranen zur Verfügung gestellt. Sie veröffentliche keine Angaben über die Gesamtzahlungen seit Ende des Krieges. US-Veteranen bekamen zudem nach einer Klage gegen die Hersteller der Chemikalien 1984 bei einer aussergerichtliche Einigung rund 200 Millionen Dollar.
DIE VIETNAMESEN: Die Organisation der Agent Orange-Opfer (Vava) geht von drei Millionen Opfern aus, darunter 150'000 Kinder. US-Behörden bestreiten bis heute einen Zusammenhang zwischen Agent Orange und Gesundheitsschäden in Vietnam. Eine Millionenklage vietnamesischer Opfer gegen die Chemikalienhersteller schmetterten US-Gerichte 2009 ab. Das Argument des Richters: die Chemikalien waren zwar giftig, aber deshalb könne man nicht von «chemischer Kriegsführung» reden, und deshalb sei internationales Recht nicht verletzt worden.