Am Eingang des Zürcher Wehntals hat sich der Landwirt Adrian Schlatter auf den Tomatenanbau spezialisiert. 40 verschiedene Sorten sind es geworden. Diese verkauft er auf dem Wochenmarkt in
Zürich.
Wer im Sommer am Dienstag oder Freitag über den Wochenmarkt am Zürcher Bürkliplatz schlendert, muss am Verkaufsstand des Mirmenhofs einfach stehen bleiben und staunen: Über 40(!) verschiedene Tomatensorten in allen Grössen, Formen und Farben glänzen um die Wette. Rote, schwarze, «gibeligäli», sowohl alte als auch neue Sorten.
Sie heissen Weisses Ochsenherz oder Grünes Zebra, machen als Russian Rosa, Roman Candle oder Feuerwerk auf sich aufmerksam. Ob so viel Exotik verblassen Zucchini und Zwiebeln nebenan im Angebot geradezu.
Reif muss sie sein
Adrian Adi Schlatters Tomaten gehen weg wie warme Weggli; bis zu 300 Kilogramm pro Woche allein am Zürcher Bürkliplatz. Der Gemüsebauer kennt die Gründe: «Heutzutage sind Spezialitäten gefragt, die auffallen. Gleichzeitig müssen sie geschmackvoll sein.» Mit Hors-sol-Produktion hat Schlatter ebenso wenig am Hut wie mit unreifen Früchten. «Unsere Tomaten gedeihen ausschliesslich in der Erde, und wir ernten sie voll ausgereift!» Bereits einen Tag später gehts ab damit auf den Markt, «mittels kurzem, schonendem Transportweg», wie der Bauer betont.
Die schlattersche Produktion erfolgt im Familienbetrieb im zürcherischen Sünikon. Dort setzten Adis Eltern einst auf Viehwirtschaft. Tempi passati: Seit Mitte der Achtzigerjahre spielen Gemüse und speziell Tomaten die Hauptrolle. In vier grossen Folienhäusern werden die wärmebedürftigen, empfindlichen Pflanzen aufgezogen, ein Klimacomputer überwacht die Temperatur. In guten Jahren beträgt dann die Ernte auf dem Mirmenhof bis zu sechs Tonnen jährlich.
Die Varianz ist gross
Als beliebteste Sorten etabliert haben sich einerseits Klassiker wie die grosse Fleischtomate Berner Rose oder das bis zu 500 Gramm schwere Ochsenherz. Populär und dekorativ sind auch die Cherry-Tomaten mit ihrer Farbskala von Weiss über Gelb bis hin zu Orange, Pink und Schwarz.
Und womit lohnt es sich, die Geschmacksnerven zu trainieren? «Probieren Sie die Black Prince, eine sehr milde Cherry-Sorte mit wenig Säure, oder die Green-Cherry-Tomate mit ihrem sehr süssen, würzigen Aroma», empfiehlt Tomatenspezialist Adi Schlatter.
Welches ist Adis ganz persönliche Lieblingssorte? Ironie der Geschichte: Tomaten, die isst Bauer Schlatter selber nicht…
Diese Reportage stammt aus der «Betty Bossi Zeitung» Juni/Juli 2012. Die «Betty Bossi Zeitung» bietet 10-mal pro Jahr saisonale Rezepte. Jahresabonnement CHF 21.90. Mehr Infos: www.bettybossi.ch