Mehrere Bauern teilten gegenüber schweizerbauer.ch am Mittwochmorgen mit, dass Rinder, die nach Oensingen gefahren wurden, nicht der Schlachtung zugeführt wurden. Viehhändler haben in der Folge die Landwirte angefragt, ob sie die Tiere zurücknehmen könnten. Über die Gründe wurden die Bauern nicht informiert. Die Landwirte gingen von einem Produktionsunterbruch aus.
Ausfall von Bauteil
Bell räumt gegenüber schweizerbauer.ch Probleme ein. «Ja, es gab einen Unterbruch im Schlachtbetrieb in Oensingen aufgrund eines technischen Ausfalls eines elektronischen Bauteils», sagte Jan Kirchhofer, Projektleiter Corporate Communication von Bell, zu dieser Redaktion.
Wie viele Tiere nicht geschlachtet werden konnten, gibt der Fleischverarbeiter nicht bekannt. Warum wurden diese Tiere auf die Landwirtschaftsbetriebe zurückgebracht? «Während des Ausfalls wurden in enger Abstimmung mit den Behörden ausserordentliche Massnahmen gemäss dem geprüften und abgenommenen Notfallkonzept getroffen, um das Tierwohl sicherzustellen», führte Kirchhofer aus.
Hunderte Tiere im Tag
Wie stark der Schlachtprozess eingeschränkt war, beantwortet Bell nicht. Die Panne sei behoben. «Mittlerweile läuft der Schlachtbetrieb wieder normal», sagte Kirchhofer am späteren Mittwochnachmittag. Genaue Zahlen zu den Schlachtzahlen zum Betrieb Oensingen gibt das Unternehmen nicht bekannt.
Ein wenig Licht ins Dunkel geben die Angaben des Kantons Solothurn. 2023 wurden im Kanton 185'626 «kontrollierte Schlachtungen» vollzogen, hauptsächlich Rinder und Schweine, wobei der Grossteil auf den Schlachthof Oensingen entfällt, berichtete die Solothurner Zeitung. Gegenüber 2022 wurden 20'000 Tiere mehr geschlachtet. Wie die Zeitung schreibt, ist diese Zunahme vor allem auf die Schliessung des Schlachthofs in Langnau BE zurückzuführen. Damit dürften in Oensingen mehrere hundert Tiere pro Tag geschlachtet werden. Nebst dem Grossbetrieb in Oensingen gibt es im Kanton Solothurn noch 10 kleinere Betriebe.
Neuer Schlachthof
In Oensingen schlachtet und zerlegt Bell gemäss Website auf einer Produktionsfläche von rund 36'000 Quadratmetern Haartiere, also Kühe, Banktiere und Kälber. Der Betrieb wurde im Mittelland 1971 eröffnet und seither mehrmals erweitert. In Oensingen werden rund 670 Mitarbeitende beschäftigt.
Im vierten Quartal 2024 soll ein neuer Rinderschlachthof in Betrieb genommen werden. Der Fleischverarbeiter investiert rund 160 Millionen Franken. Gemäss Solothurner Zeitung soll die Schlachtkapazität dank dem Neubau auf rund 1000 Tiere pro Tag steigen. Der Neubau ersetze den bestehenden Betrieb, der seit Jahren unter Volllast laufe und die geplante Nutzungsdauer erreicht habe, teilte Bell im Februar 2022 mit.

In Oensingen investiert Bell in einen neuen Schlachthof.
Daniel Salzmann
Bell räumt der Rindfleischproduktion Potenzial ein. Zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der Schweiz könnten nur als Weidefläche genutzt werden. «Daher ist die Milch- und Rindfleischwirtschaft traditionell stark verankert und wird auch in Zukunft eine wesentliche Rolle in der Proteinversorgung der Bevölkerung spielen», teilte das Unternehmen vor gut 2 Jahren mit. Bell Schweiz ist nach eigenen Angaben der führende Anbieter von Rindfleisch in der Schweiz. Mit dem Neubau sichere sich das Unternehmen auf Jahre hinaus die Führungsposition in diesem Segment.
Mehr Tierwohl
Wie die «Handelszeitung» Mitte Mai berichtete, will Bell den Prozess des Schlachtens für die Tiere so stressfrei wie möglich gestalten. Der neue Schlachthof wird klimatisiert sein, eine Novität. Die Schlachtstrasse weist eine leichte Steigung, weil sich Kühe beim Bergaufgehen sicherer fühlen. Der Boden wird trittfest ausgestaltet, zudem wird überall die gleiche Farbe aufgetragen. Die Geräusche werden gedämpft und das Licht nicht verstärkt.
Die Coop-Tochter lässt sich beim Neubau von Tierwohlexpertin Temple Grandin beraten. Es sei das «das schönste Projekt, das ich in meiner Laufbahn realisieren durfte», sagte Bell-Chef Lorenz Wyss gegenüber der «Handelszeitung». Der Basler tritt Ende Mai als CEO des Fleischverarbeiters zurück. Marco Tschanz wird per 1. Juni 2024 neuer CEO der Bell Food Group und übernimmt gleichzeitig auch die Führung des Geschäftsbereichs Bell Schweiz.
Neben dem Neubau wird ein «Slicer-Zentrum» für die Zerlegung und Verpackung von Koteletts, Kutteln und Kalbsfilets errichtet, dazu ein Logistikbau – das Investitionsvolumen beträgt über die Jahre 600 Millionen Franken.



Bin ich froh, dass unser Fleisch aus Hoftötung kommt. Da zahle ich gerne etwas mehr.
Wer hat Insider Infos betreffend Bell und fenaco?
Hat sich die fenaco im grösseren Stil an den Investitionen oder Aktien der Bell Gruppe beteiligt?
Spannend ist ja das die allermeisten Tiere von der ehemaligen Schlachthof Reber Langenau (Betrieb der Fenaco) in Önsingen geschlachtet werden und zur Verarbeitung retour nach Langnau zu der REber AG geführt werden?