Im sonst extrem trockenen Norden Chiles sind mindestens vier Menschen bei heftigen Unwettern ums Leben gekommen. Weitere 22 würden vermisst, teilte die Regierung des südamerikanischen Landes am Donnerstag mit. Die von Wüste geprägten Regionen Atacama und Antofagasta erlebten nach Angaben von Meteorologen die schlimmsten Regenfälle in 50 Jahren.
Präsidentin Michelle Bachelet rief nach einem Besuch im Katastrophengebiet für die betroffenen Gegenden den Notstand aus. Sie entsandte das Militär, um bei Rettungsarbeiten zu helfen und für Ordnung zu sorgen. Die Staatschefin koordiniert die Arbeiten von der ebenfalls getroffenen Bergbau-Stadt Copiapó aus.
Die Überschwemmungen setzten entlang eines rund 700 Kilometer langen Streifens Ortschaften unter Wasser, rissen Häuser fort und lösten zahlreiche Erdrutsche aus, wie es weiter hiess. Flussbetten, die schon seit Jahrzehnten ausgetrocknet waren, führten plötzlich reissende Ströme. «Das ist schlimmer als ein Tsunami, denn das Wasser geht nicht zurück», sagte ein Mann, der per Helikopter vom Dach seines Hauses in der Ortschaft Chañaral gerettet wurde.
Tausende Einwohner wurden zudem von der Aussenwelt abgeschnitten oder flohen vor den Fluten in Notunterkünfte. Vielerorts seien Strom, Telefon und die Wasserversorgung ausgefallen, hiess es in Medienberichten. Das Unwetter traf auch Gold- und Kupferbergwerke in dem an Bodenschätzen reichen Gebiet. Gefährliche Schwermetalle seien dadurch ins Trinkwasser geraten.
«Eine solche Strafe haben wir nicht verdient», klagte die Bürgermeisterin von Antofagasta, Karen Rojo. Es handle sich um eine der grössten Naturkatastrophen, die der Norden Chiles je erlebt habe, sagte der stellvertretende Innenminister Mahmud Aleuy.