Ob Unwetter, Hochwasser, Waldbrände, Lawinen oder Erdbeben: Vor Naturgefahren warnt der Bund künftig über Radio und Fernsehen. Bei grosser oder sehr grosser Gefahr müssen die Stationen neu eine offizielle und einheitliche Warnung senden.
Die Warnung wird mit gleichem Text, gleicher Karte und gleichen akustischen und optischen Erkennungsmerkmalen verbreitet. «Mit geringem Aufwand Leben retten und Schäden begrenzen,» nannte Willi Scholl, Direktor des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS), am Montag in Bern vor den Medien das Ziel der Warnung. Am Alarmsystem beteiligt sind das Bundesamt für Umwelt, MeteoSchweiz, das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) und der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich.
Bei Vorwarnung fallen Schäden um 20 Prozent tiefer aus
Nach dem schweren Hochwasser im Sommer 2005 forderte Bundesrat und Parlament eine bessere Alarmierung der Bevölkerung. Beim Hochwasser waren sechs Menschen ums Leben gekommen; die Sachschäden beliefen sich auf rund 3 Mrd. Franken.
Gemäss Studien fallen Hochwasserschäden 20 Prozent geringer aus, wenn die Bevölkerung rechtzeitig gewarnt und informiert wird. Beim Hochwasser von 2005 zum Beispiel wären die Schäden rund 600 Millionen tiefer ausgefallen.
Grundlage des neuen Systems ist die Totalrevision der Alarmierungsverordnung, die seit Anfang 2011 in Kraft ist. Es sei gelungen, alle Beteiligten ins Boot zu holen, sagte Scholl: die Fachstellen des Bundes, das Bundesamt für Kommunikation, die Radio- und TV-Veranstalter und die Einsatzorgane der Kantone.
Kostenlose Verbreitungspflichtig
Die elektronischen Medien - SRG und konzessionierte private Stationen - sind verpflichtet, Warnhinweise kostenlos zu verbreiten, dies wenn die erwartete Gefahr auf einer Fünferskala die obersten Stufen «gross» oder «sehr gross» erreicht hat. Für den Inhalt der Meldungen sind die Bundesstellen verantwortlich.
Radio und Fernsehen sind nach Auffassung der Beteiligten trotz Internet und Mobiltelefonie die besten Wege, um Warnungen vor Naturgefahren sicher und rasch zu verbreiten. SMS-Dienste und Internet-Plattformen würden ergänzend für weitere Informationen genutzt, sagte Kurt Münger, Kommunikationschef des BABS.
Gebündelte Information bieten verschiedene Bundesstellen über www.naturgefahren.ch auch im Internet an.